VGK@COL, Sp2: Grubauer wehrt Tuch mit Fanghand ab

Ruhig, abgeklärt und souverän. Diese Attribute zeichnen Torhüter Philipp Grubauer von den Colorado Avalanche aus, doch seltener waren sie so gefragt wie am Mittwoch, als die Avalanche fast ausschließlich der Verfassung von Grubauer zu verdanken hatten, dass sie mit 3:2 nach Verlängerung als Sieger das Eis der heimischen Ball Arena verließen. Mit einer wichtigen 2:0-Führung in der Serie der Stanley Cup Second Round gegen die Vegas Golden Knights im Rücken tritt Colorado nun die Reise nach Las Vegas an.

"Er war heute überragend, hat eine großartige Arbeit für uns abgeliefert", verdeutlichte der Torschütze zum 1:0 Brandon Saad über Grubauer. "Er hat uns definitiv den Sieg gerettet."

Grubauer über seine Leistung und das nötige Glück

Ins gleiche Horn blies auch Colorados Trainer Jared Bednar auf Grubauer angesprochen. "Es ist wirklich wichtig einen starken Torhüter in den Playoffs zu haben", sagte er. "Seine Vorstellung heute war außergewöhnlich. Wir spielten ein gutes erstes Drittel, haben gut gekämpft und Zweikämpfe gewonnen, doch das fehlte in den letzten 40 Minuten nahezu komplett. Der Glaube an dem Sieg war trotzdem weiter da und daran hatte Grubauer einen wesentlichen Anteil."
Zwei Tage Pause hatten die Akteure zwischen Spiel 1 am Sonntag und Spiel 2 am Mittwoch. Anscheinend genug Zeit, damit die Beine der Golden Knights wieder frischer wurden, die in Spiel 1 nur zwei Tage nach ihrem Spiel 7 der ersten Runde gegen die Minnesota Wild antreten mussten, während Colorado nach dem Sweep gegen die St. Louis Blues eine Woche pausierte.
Die Avalanche ließen sich besonders ab dem zweiten Drittel immer wieder ungewöhnlich lange in ihrer eigenen Zone einschnüren und boten den Golden Knights so Möglichkeiten, Grubauer ausgiebig zu testen. Doch der 29-jährige Rosenheimer war kaum aus seiner Ruhe zu bringen.

VGK@COL, Sp2: Rantanen macht PP-Tor in der Overtime

"Ich kann mich gar nicht daran erinnern, wann wir zuletzt ein negatives Torschussverhältnis hatten", stellte Grubauer angesichts 41:25 Torschüssen für Vegas klar. "Ich glaube zuletzt war das beim Spiel in Vegas der Fall, aber die meiste Zeit haben wir unglaubliche Arbeit geleistet, die Gegner vom Tor fern zu halten und wenig Schüsse zuzulassen. Heute war eine Ausnahme und wir müssen sichergehen, dass es im nächsten Spiel nicht mehr vorkommt."
Für den Torhüter ist es auch nicht unbedingt einfach, wenn er plötzlich wieder mehr Schüsse bekommt oder hatte Grubauer am Ende sogar Spaß daran? "Es macht keinen Unterschied, ob man 40, 50 oder nur 10 Schüsse bekommt, das Ziel ist immer das gleiche, möglichst wenig an seinem Spiel zu ändern", betonte Grubauer. "Natürlich sind Spiele, in denen man weniger Schüsse bekommt schwieriger und man wird wärmer, wenn man mehr bekommt. Ich habe heute mehr als sonst bekommen, aber das war OK, will mich nicht darüber beschweren."
Grubauer erhielt nach der Partie von seinen Teamkollegen zurecht die Auszeichnung zum besten Spieler der Begegnung, wie Saad in der Pressekonferenz verriet. "Cale (Makar) hat sie mir überreicht", erzählte Grubauer. "Es war insgesamt ein schwieriges Spiel. Wir haben einen Weg gefunden, es zu gewinnen und das ist es, was wir brauchen."
Stürmer Mikko Rantanen brachte mit einem platzierten Handgelenkschuss nach 2:07 Minuten in der Verlängerung während eines Powerplays die Entscheidung zugunsten der Hausherren. Vegas-Stürmer Reilly Smith war zuvor wegen eines Stockschlages auf die Strafbank gewandert.
"Wir haben gegen Ende der regulären Spielzeit eine Strafzeit gegen uns gekillt und das Powerplay hat uns gerettet und das Spiel gewonnen", meinte Grubauer. "Es ist überragend. Es ist schon ein Unterschied, ob man mit einer 2:0-Führung nach Vegas fährt oder mit einem 1:1. Wir wussten, dass sie sehr kämpferisch herauskommen würden, aber wir haben dem Stand gehalten."

VGK@COL, Sp2: Saad tunnelt Fleury im Gegenzug

Dass es überhaupt zur Overtime kam, war Grubauers 38 Saves in der regulären Spielzeit (insgesamt 39) zu verdanken. Vegas hatte sich im zweiten und dritten Drittel ein Torschussverhältnis von 31 zu 12 erarbeitet und konnte den 1:2-Rückstand nach dem ersten Drittel lediglich auf 2:2 ausgleichen. Herauszuheben ist Grubauers Rettungstat in der 53. Minute, als Vegas-Stürmer Alex Tuch gerade von der Strafbank kam und alleine vor ihm auftauchte. Mit der Fanghand wehrte er den Puck reaktionsschnell ab.
Nicht zu verheimlichen ist, dass in der einen oder anderen Szene auch Glück im Spiel war, insbesondere bei vier Pfostenschüssen der Golden Knights. "Ich habe beide Pfosten schon gestreichelt", scherzte Grubauer. "Ein bisschen Glück gehört auch dazu. Es war ein hart erkämpfter Sieg. Es war nicht unser bestes Spiel, aber jetzt wird es interessant, wenn wir nach Vegas gehen. Sie werden sicher wieder wie die Feuerwehr rauskommen und dann müssen wir besser dagegenhalten."
Die Avalanche sind der dritte Presidents' Trophy Gewinner, die nach den New York Rangers 1994 (7-0) und den Dallas Stars 1999 (6-0) die Playoffs mit sechs Siegen starten konnten. Beide genannten Teams gewannen am Ende den Stanley Cup.
Spiel 3 der Serie findet am Freitag (10 p.m. ET; NHL.tv; Sa. 4 Uhr MESZ) in der T-Mobile Arena von Las Vegas statt. Grubauer wird sicher wieder wie gewohnt ruhig und gelassen, seiner Arbeit nachgehen und der Mannschaft eine Chance auf den Sieg geben.