Pauli Jaks

Am 1. Januar 2017 eröffnete die National Hockey League mit dem Eröffnungsbully zum Scotiabank NHL Centennial Classic die Feierlichkeiten zur Jahrhundertsaison. Seit ihrer Gründung im Jahr 1917 sah die Liga zahlreiche Kultpersönlichkeiten.
Während dem Jahr 2017 wird euch NHL.com/de jeden Samstag mit zahlreichen Geschichten über die vergangenen 100 Jahre versorgen.

In dieser Rubrik werfen wir das Licht auf diejenigen, welche die deutsche, österreichische oder Schweizer Fahne in der Geschichte der Liga hoch gehalten haben. In dieser Ausgabe: Pauli Jaks.
Fast 23 Jahre ist es mittlerweile her, dass der erste in der Schweiz ausgebildete Spieler zu einem Einsatz in der NHL kam. Auch wenn es sein einziger war, so ist doch die historische Leistung für das Wagnis nach Nordamerika zu gehen, dort versuchen Fuß zu fassen und damit anderen aus seinem Land den Weg zu bahnen, hervorzuheben.
Pauli Jaks kam vier Tage nach seinem 23. Geburtstag am 29. Januar 1995 relativ unverhofft zu seinem NHL-Debüt und das noch dazu in der Mannschaft von keinem geringeren als Wayne Gretzky.
Die Los Angeles Kings hatten den Torhüter im NHL Entry Draft 1991 an insgesamt 108. Stelle in der fünften Runde ausgewählt, nachdem der gebürtige Schaffhausener, der in der Juniorenabteilung des HC Ambri-Piotta ausgebildet wurde, bei der Junioren-Weltmeisterschaft 1991 in Kanada vor den Augen der NHL-Scouts überragende Leistungen für die Schweiz zeigte.
Die Eidgenossen kassierten gegen die deutlich überlegenen Nationen, wie die UdSSR, Kanada, Tschechoslowakei und USA mit Stars wie Doug Weight, Eric Lindros oder Pavel Bure empfindliche Niederlagen, teilweise sogar zweistellig. Jaks verhinderte noch schlimmeres und wurde schließlich trotz 30 Gegentoren als bester Torhüter des Turniers ausgezeichnet. Bis heute ein absolutes Novum.

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Im Jahr 1993 entschied sich Jaks den Sprung nach Nordamerika zu wagen. Zunächst musste er sich jedoch im Farmteam bei den Phoenix Roadrunners behaupten. Die folgende Saison 1994/95 begann mit einem Lockout, der erst am 11. Januar 1995 beendet wurde, so dass am 20. Januar die verkürzte Saison starten konnte. Jaks stand plötzlich im Kader der Kings, zusammen mit Superstar Wayne Gretzky.
"Es war etwas sehr Spezielles und eine Überraschung für mich", sagte der heute 45-jährige Jaks rückblickend im Interview mit NHL.com/de am Telefon. "Aufgrund des Lockouts dachte ich schon, ich würde nie die Chance bekommen. Durch Verletzungen bin ich dann in den Kader gerutscht und es war großartig."
"Ich erinnere mich noch, als ich das erste Mal im Training war", beschrieb Jaks die Situation, als wenn es gestern gewesen war. "Ich war unglaublich nervös, weil ich nicht wusste, wie ich mich verhalten sollte. Aber am Ende muss ich sagen, dass Gretzky, Jarri Kurri, Marty McSorley, Tony Granato und die ganzen großen Namen, die da waren, sehr nett mit mir umgegangen sind und sehr geholfen haben."
Trotzdem waren aber auch Spannungen im Team festzustellen, insbesondere bei denen, die sich beweisen mussten. "Nicht so einfach war es mit den jungen Spielern, die immer im Konkurrenzkampf um die Plätze zueinander standen", verdeutlichte Jaks. "Im ersten Moment wusste ich das nicht einzuordnen, warum da untereinander wenig geredet wurde. Aber das war nicht mein Problem, weil die Torhüter etwas außen vor waren."
Und wie war es plötzlich mit 'The Great One' auf dem Eis zu stehen? "Mit Gretzky habe ich nicht viel gesprochen, aber einmal kam er zu mir und hat mir gesagt, dass wenn ich etwas brauchen würde, solle ich mir keine Gedanken machen und einfach zu ihm kommen. Das war super von ihm."

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Seine Erinnerungen an den großen Tag sind natürlich präsent. Es stand das Spiel der Kings gegen die Chicago Blackhawks im Great Western Forum vor über 13.000 Zuschauern auf dem Programm.
"Wir lagen nach dem ersten Drittel im Rückstand und dann kam der Trainer zu mir und sagte, ich solle mich bereit machen, ich würde reinkommen", erzählte Jaks. "Das Beste war, dass mein Vater genau zu der Zeit mich in seinem Urlaub besucht hatte und das Spiel live sehen konnte."
Jaks schaffte zwar nicht mehr, den 1-4 Rückstand nach 20 Minuten zu drehen. Am Ende hieß es 6-3 für die Gäste, doch die 40 Minuten Einsatz werden für ihn unvergesslich bleiben. Bei 25 Torschüssen konnte er 23 abwehren und das gegen solche Größen wie Jeremy Roenick, Tony Amonte und Chris Chelios.
Es blieb der einzige Auftritt von Jaks in der NHL. Trotzdem blickt er weitgehend mit einem lachenden und nur mit einem kleinen weinenden Auge zurück.
"Ich hatte zwei schöne Spielzeiten", bilanzierte er. "Es hat mir viel Freude bereitet und war für mich privat und sportlich sehr gut. Das erste Jahr war eine gute Saison. Es war hart, aber es hat mich stark gemacht, weil dort musst du alles alleine machen, wie eine Wohnung zu finden oder ein Auto zu kaufen. Das ist nicht wie bei uns, wenn die Ausländer kommen, dass alles schon parat steht."
"Eine Enttäuschung war, dass ich am Ende keine Bestätigung meiner Leistung bekommen habe, da war der Lockout in der zweiten Saison auch nicht gerade nützlich. Von daher habe ich dann am Ende der Saison entschieden, wieder in die Schweiz zurückzugehen."
Ein kleiner Zweifel bleibt, ob dies die richtige Entscheidung war. "Vielleicht hätte ich die Zähne zusammenbeißen und es länger probieren sollen, aber es ist so wie es ist", sagte Jaks. "Ich kann die Zeit nicht zurückdrehen, aber ich bin sehr zufrieden, wie meine Karriere verlaufen ist."
Jaks spielte noch bis 2004 bei seinem Stammverein HC Ambri-Piotta und beendete nach kurzen Intermezzi bei HK Awangard Omsk, den SCL Tigers, Servette Genf und Forward Morges 2006 seine aktive Karriere.
Heute ist er Torwart-Trainer in der U18 Jugend-Nationalmannschaft des Schweizer Eishockeyverbandes, sowie beim Nationalliga B Klub HC Sierre und gibt seine Erfahrungen, genauso wie an seine beiden Söhne, die ebenfalls Torhüter sind, weiter.
Durch seinen Auftritt im Spiel der Kings war er Vorreiter für die späteren Schweizer NHL-Schlussmänner David Aebischer, Martin Gerber, Jonas Hiller und Reto Berra.