Nino513

Nur äußerst selten nimmt die Karriere eines Eishockey-Profis einen vorbestimmten Weg. Viel hängt davon ab, zu welcher Zeit man mit welchem Team und welchen Mitspielern in welcher Liga spielt. Faktoren, bei denen der Spieler anders als bei der Partnerwahl nur bedingt ein Mitspracherecht hat. Viele wegweisende Entscheidungen werden ihm abgenommen.

Ein Umstand, der Fluch und Segen sein kann. Im Falle von Nino Niederreiter überwiegt wohl Zweiteres.
Am 17. Januar wurde der sympathische Schweizer von seinem langjährigen Club, den Minnesota Wild, zu den Carolina Hurricanes getradet. Sechs Jahre lang war Niederreiter ein verlässlicher Anker der Wild. Während Trainer und Mitspieler kamen und gingen, rief er Abend für Abend solide Leistungen ab. Mit seinem mal mehr, mal weniger spektakulären aber immer zuverlässigen Spiel erarbeitete er sich den Respekt seiner Mannschaft und der Wild-Fans.
Umso überraschender kam folglich die Meldung, dass Niederreiter seinen Fünf-Jahres-Vertrag, der noch bis zum Ende der Saison 2022 läuft, nicht in Minnesota erfüllen wird.
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Mit einigen Monaten Abstand beschrieb der 26-jährige Schweizer die Geschehnisse gegenüber NHL.com/de: "Wir bekamen in Minnesota einen neuen General Manager und er wollte herausfinden, auf welche Pferde er setzen soll, mit wem er ein erfolgreiches Team aufbauen möchte. Er hat einige große Veränderungen angestoßen, hat Mikael Granlund, mich und Charlie Coyle getradet. Das war für einige Zeit der Kern des Teams, aber er hat die Veränderungen gemacht. Doch letztendlich ist es seine Entscheidung und ich war einer derjenigen, die gehen mussten. Aber am Ende des Tages passiert alles wegen einem Grund. Jetzt bin ich glücklich, hier zu sein. Wir haben ein großartiges Team mit einer vielversprechenden Zukunft."
Diese vielversprechende Zukunft der Hurricanes äußerte sich früher als von vielen erwartet. Aktuell stehen sie als Überraschungsteam im Eastern Conference Finale, haben mit den Washington Capitals und New York Islanders zwei starke Gegner eliminiert.
"Die Playoffs sind definitiv sehr aufregend", erzählte Niederreiter. "Natürlich ist es immer ein komisches Gefühl, wenn man getradet wird. Ich habe viele tolle Jahre in Minnesota verbracht und auf einmal werde ich getradet. Ich wusste nicht wirklich, was mich erwartet und auf einmal spiele ich gegen (den ehemaligen Wild-Teamkollegen) Coyle, der nach Boston getradet wurde. Und einer von uns wird tatsächlich in das Stanley Cup Finale einziehen."

CAR@NYI, Sp2: Foegele, Niederreiter zur Canes-Führung

Aktuell stehen die Chancen auf eine Finalteilnahme für Coyle etwas besser. Seine Boston Bruins führen mit 2:0-Siegen in der Best-of-7-Serie. Für Niederreiter ist es ein ganz besonderes Erlebnis, gegen seinen langjährigen Freund zu spielen.
"Wir haben die vergangenen zehn Jahre miteinander gespielt", sagte Niederreiter. "Wir sind im selben Alter und so. Ich wurde dieses Jahr getradet und er auch. Wir waren richtig gute Freunde und haben abseits des Eises viel zusammen gemacht."
Mit durchschnittlich 18:59 Minuten Eiszeit pro Playoff-Spiel gehört Niederreiter zu den absoluten Leistungsträgern von Carolina und hat einen maßgeblichen Einfluss auf den langen Playoff-Run seiner Hurricanes.
Einer, den er mit seiner Leistungsexplosion kaum überraschen kann, ist Coyle:
"Wir haben viele Jahre miteinander gespielt und er ist ein großartiger Kerl. Er ist ein starker Kerl, hat kräftige Beine und steht solide auf dem Eis", hebt Coyle Niederreiters Qualitäten hervor. "Er kann die Scheibe übernehmen und die Jungs fern halten. Das Spiel um das Tor ist seins. Er schießt gerne und hat einen großartigen Schuss. Er hat dieses Etwas und ist ein richtiger Torjäger.

CZ Prime

Ich denke, als er von Minnesota wegging, war es wie ein Neuanfang für ihn. Er kam sehr jung in die Liga. Wenn du als 18- oder 19-jähriger Teenager in die Liga kommst, spielst du nicht unbedingt in den ersten beiden Reihen. Diese Minuten in der dritten und vierten Reihe sind hart. Es ist ein raues, hartes Spiel. Jetzt hatte er einen echten Neustart und das hat ihn richtig gepusht."
Auch der Hurricanes-Trainer Rod Brind'Amour ist überzeugt von Niederreiter und erzählt seine ganz eigene Geschichte um dessen Verpflichtung. "Sein Agent [André Rufener] und ich kennen uns", verriet Brind'Amour. "Ich war über einen Monat in der Schweiz und habe mit ihm dort gespielt. Er hat mich unmittelbar nach dem Trade angerufen und sagte, dass ich ihn lieben würde und dem ist so. Es war vielleicht einer der besten Trades in diesem Jahr."
Ein Urteil, das sich verstärken wird, je länger die Saison von Carolina dauern wird.