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Alles erschien angerichtet für einen perfekten Abend für Leon Draisaitl und seine Edmonton Oilers. Bis fünf Minuten vor dem Ende der Begegnung führte das Team des Deutschen in Spiel 3 der Best-of-5-Serie in der Stanley Cup Qualifikation im Rogers Place von Edmonton mit 3:2 gegen die Chicago Blackhawks und stand kurz davor eine wichtige 2:1-Serienführung erkämpft zu haben.

Nationalspieler Draisaitl glänzte einmal mehr mit zwei Toren, zeichnete in einer engen und über die volle Länge hart umkämpften Partie für das zwischenzeitliche 1:1 (10.) und das 2:2 (25.) seiner Mannschaft verantwortlich und bereitete das Führungstor zum 3:2 durch seinen Teamkameraden Connor McDavid (40., pp) mit vor.

Am Ende waren all die Mühen der Oilers nichts wert und der Abend auch für Draisaitl durch eine späte 3:4-Niederlage mächtig verdorben. Zwei Tore der Blackhawks durch Matthew Highmore und Routinier Jonathan Toews in der 55. und 59. Minute drehten die Partie und ließen die Oilers nach der Schlusssirene frustriert das heimische Eis verlassen, auf dem sie offiziell als Auswärtsteam angetreten waren.

EDM@CHI, Sp3: Draisaitl nutzt Abpraller zum Treffer

Statt mit einer psychologisch wichtigen Führung geht Edmonton jetzt sportlich mit dem Rücken zur Wand stehend in das Spiel 4 am Freitag (10:45 p.m. ET; Sa. 4.45 Uhr MESZ; NHL.tv, Sport1+, DAZN) an selber Stelle. Demensprechend sauer waren die Beteiligten auf Seiten der Kanadier nach der Begegnung. Diese Niederlage erschien unnötig und kam in ihrem Zustandekommen auch überraschend.

Durfte sich Draisaitl in der zweiten Drittelpause noch Fragen der vor Ort befindlichen TV-Journalisten nach seiner tollen Form stellen lassen, die er gewohnt bescheiden beantwortete und auf die insgesamt gute Teamleistung verwies, präsentierten er sich gemeinsam mit Trainer Dave Tippett, sowie seinen Mitspielern McDavid und Darnell Nurse nach der Pleite entsprechend frustriert bei der Pressekonferenz.

"Natürlich bin ich enttäuscht nach dieser unnötigen Niederlage", resümierte Draisaitl. "Wir haben uns zu viele Strafzeiten eingebrockt und das hat unseren Spielrhythmus immer wieder unterbrochen."

Teamkapitän McDavid machte auch den durchaus spürbaren Erfolgsdruck für den schleppenden Start in die Begegnung verantwortlich: "Das Spiel begann insgesamt recht verhalten und man hat beiden Teams am Anfang noch deutlich angemerkt, wie wichtig ihnen der Sieg in dieser Begegnung war."

Nurse gab sich trotz der deutlich erkennbaren Enttäuschung auch in seinem Gesicht kämpferisch und durchaus optimistisch: "Uns wirft diese Niederlage nicht um. Es sind noch zwei Spiele zu absolvieren, in denen wir es besser machen wollen. Wir haben hart gekämpft und müssen uns diesbezüglich nichts vorwerfen. Das verunsichert uns nicht. Wir behalten unseren Weg bei. Dieses Spiel hätte auch zu unseren Gunsten ausgehen können. Wir werden am Freitag wieder alles geben und versuchen am Ende erfolgreicher zu sein als heute."

EDM@CHI, Sp3: Draisaitl gleicht im Nachschuss aus

McDavid erkannte auch Positives, trotz der Enttäuschung in den finalen Minuten und einem langsamen Beginn: "Unser Start war einfach nicht gut heute. Aber wir haben uns mit fortschreitender Spieldauer in das Spiel reingebissen und sind mit dem 1:1 belohnt worden. Mir hat gefallen, wie wir uns in dieser Phase präsentiert haben. Das Momentum hat in der Folgezeit mehrfach gewechselt. Am Ende hatten wir nicht das notwendige Glück, um das Eis als Sieger zu verlassen."

Trainer Tippett hingegen sah durchaus triftige Gründe für die Niederlage seiner Mannschaft: "Wir waren eindeutig zu häufig in Unterzahl heute. Am Ende hatten wir Pech bei den Gegentoren. Da waren einige unglückliche Abpraller mit dabei. Aber man darf es dem Gegner auch nicht so einfach machen, indem man permanent auf der Strafbank sitzt." Sieben Strafzeiten kassierten die Oilers in diesem Duell. In einer Unterzahlsituation kassierten sie kurz vor Drittelende das 1:2 durch Toews (20.pp).

"Wenn deine Unterzahlspieler auf der Strafbank sitzen, so wie bei uns heute sogar mehrfach, dann forderst du dein Glück heraus. So einfach ist das. Heute sind wir bestraft worden. Gegen Abpraller in der Schlussphase kannst du nichts machen. Das ist dann einfach ein Stück weit Pech. Aber wir müssen mehr Disziplin bewahren, wenn wir Erfolg haben wollen", kritisierte Tippett.

EDM@CHI, Sp3: Toews fälscht zu seinem 2. Tor ab

Doch auch er richtete den Blick schon wieder auf die kommende Aufgabe, in der es für seine Mannschaft gelten wird, das vorzeitige Saisonaus zu vermeiden: "Am Anfang standen wir unter Druck heute. Dann haben wir uns klar gesteigert und hatten die zwischenzeitliche Kontrolle über das Spiel. Wir haben phasenweise schlicht zu riskant agiert. Das hatte ich in der zweiten Pause vor der Mannschaft auch schon angesprochen. Viele Strafzeiten waren vermeidbar. Das hat mir an unserem Spiel nicht gefallen. Da müssen wir uns am Freitag deutlich steigern."

Wenn das gelingt, dann wird die Laune der Verantwortlichen bei den Oilers mit großer Wahrscheinlichkeit auch wieder deutlich besser sein. Spiel 3 muss von allen rasch abgehakt werden. Es lieferte am Ende keinen Grund zum Feiern für Draisaitl und McDavid, trotz ihrer persönlich starken Statistiken.