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NHL.com/de hat sich kürzlich mit einigen der besten Spieler aus der NHL getroffen und sie befragt, um einen Einblick in ein breites Themenspektrum zu bekommen.
In dieser Ausgabe Nathan MacKinnon von den Colorado Avalanche:

Die Saison 2016/17 lief für Nathan MacKinnon enttäuschend. Der im NHL Draft 2013 an erster Position ausgewählte Spieler brachte es damals nur auf, für einen Spieler mit seinen Ansprüchen magere 16 Tore in 82 Spielen, weswegen sein Team auch abgeschlagen als punktschlechtestes der Liga im Tabellenkeller rangierte.
Bis dahin war seine Premierensaison 2013/14 noch immer seine punktbeste Runde in der NHL. Seinerzeit brachte er es auf 24 Treffer und 39 Assists. Noch bevor er überhaupt 19 Jahre alt war, hatte der Center die Calder Trophy als bester Rookie der Liga gewonnen.

In der gerade abgelaufenen Saison 2017/18 schien für MacKinnon endlich wieder alles zu passen. Nach dem Abgang seines ehemaligen Mannschaftskollegen Matt Duchene, der kurz nach Spielzeitbeginn zu den Ottawa Senators gewechselt war, entwickelte sich MacKinnon zu einem Aushängeschild des Teams. Der Kanadier wurde in die erste Sturm-Reihe befördert, durfte dort fortan an der Seite des Teamkapitäns Gabriel Landeskog und Mikko Rantanen agieren.
Die Chemie der drei Stürmer untereinander passte auf Anhieb. 39 Tore und 58 Assists, somit 97 Zähler insgesamt, waren letztendlich der reiche Lohn für den jungen MacKinnon.
Wenn er nicht Ende Januar, in einem Spiel gegen die Vancouver Canucks, durch eine Aktion von Verteidiger Alex Edler eine Verletzung erlitten hätte, die ihn für mehrere Wochen außer Gefecht setzte, wäre er am Saisonende höchstwahrscheinlich Connor McDavid von den Edmonton Oilers für den Titel des besten Scorers der Liga gefährlich nahe gekommen.

Doch auch so führte er die Avalanche erstmals seit 2014 wieder in die Stanley Cup Playoffs. Ein großer Erfolg für die seit Jahren im Neuaufbau befindlichen Avalanche. MacKinnon selbst war zudem unter den Nominierten für die Hart Trophy als wertvollster Spieler der Saison und wurde in das Second All-Star Team berufen.
Im Gespräch mit NHL.com/de gab sich der 23-Jährige jedoch mit seinem Ausblick unglaublich ehrgeizig und hoch ambitioniert: "Das war überfällig. Ich wusste, dass ich mehr in mir hatte, als ich zuvor gezeigt habe. Ich wollte kein 50-Punkte-Spieler mehr sein, war mir darüber im Klaren, dass ich mehr draufhabe. Dabei ging es mir gar nicht um eine spezielle Anzahl an Toren oder Punkten. Ich wollte auf dem Eis nur mehr zeigen als in den letzten Jahren."
Am Weggang seines ehemaligen Teamkollegen Duchene möchte MacKinnon seinen persönlichen Aufschwung aber nicht festmachen. "Damit hatte das nicht viel zu tun. Ich habe einfach im Laufe der Wochen mehr Selbstvertrauen entwickelt. In den ersten zehn Spielen war ich noch etwas verkrampft. Doch im Laufe der Zeit ließ meine Anspannung nach, es begann immer besser zu laufen. Am Ende habe ich dann so konstant gespielt, wie wohl nie zuvor in meiner Zeit in dieser Liga."
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Durch seine Leistung aus dem Vorjahr sieht er sich jedoch für die Zukunft nicht sonderlich unter Druck: "Ich versuche mich einfach auf allen Ebenen weiterzuentwickeln. Ob ich dann 80 oder vielleicht auch 100 Punkte markiere, das ist für mich nicht wirklich wichtig. Man kann sein Spiel ohnehin nicht alleine an der Anzahl der erzielten Punkte festmachen. Ich will in allen Bereichen ein echter Spitzenspieler der NHL werden. Da gehören Tore und Assists selbstverständlich mit dazu. Doch mich in diesem Bereich stetig zu steigern, das ist sicherlich auf dem Papier schwer zu verwirklichen."
Seine Mannschaft sieht MacKinnon auf dem richtigen Weg, um auf dem Erreichten direkt weiter aufbauen zu können: "Wir haben Spieler mit großem Entwicklungspotenzial in unseren Reihen. Leute wie Alex Kerfoot, Tyson Jost und J.T. Compher steigern sich kontinuierlich. Dazu haben wir mit Philipp Grubauer und Semyon Varlamov ein erstklassiges Torhüter-Duo. Durch Ian Cole und Matt Calvert haben wir zusätzlich an Tiefe gewonnen. In dieser Zusammensetzung können wir sicherlich einiges bewegen."
Das Erreichen der KO-Phase im April, als das Team aus Denver den Nashville Predators in der ersten Runde der Western Conference Playoffs einen harten Kampf lieferte, am Ende jedoch in der Serie mit 2:4 unterlag, soll dabei als Mutmacher dienen.
"Wir hatten gerade zu Beginn der Playoffs leider einige Ausfälle zu verkraften", räumte MacKinnon ein. "Trotzdem haben wir alles gegeben, einen guten Kampf abgeliefert. Wir haben mit Nashville auf Augenhöhe gespielt. Das zeigt uns, dass wir mit jedem Team der Liga mithalten können."
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Dass Colorado zukünftig unter dem höheren Erwartungsdruck leiden könnte, das glaubt er hingegen nicht: "Die Erwartungen werden uns gegenüber sicherlich relativ hoch sein. Das stimmt. Doch daran sehe ich gar nichts schlechtes. Denn wenn nichts von einem erwartet wird, dann ist man vermutlich auch nicht wirklich gut. Ich bin es leid zu verlieren. Am liebsten wäre ich bis zum Ende meiner Karriere jedes Jahr in den Playoffs."
Sich selbst sieht er kurz vor Saisonbeginn in jedem Falle bestens vorbereitet. "Ich arbeite in den Sommermonaten stets sehr hart an mir. Andy O'Brien ist dann mein persönlicher Trainer. Ihm vertraue ich völlig. Er erklärt mir zu all seinen Plänen jeweils die Zusammenhänge, was am Ende konkret wozu gut ist. Das überzeugt mich immer vollends von dem, was er speziell für mich ausarbeitet. Wer nicht stets hart an sich arbeitet, sich ständig verändert, der stagniert häufig schlicht in der Leistung, oder er fällt sogar zurück. Das will ich nicht. Ich will immer noch besser werden."