Roman Josi

Der Heimvorteil kann im Sport bekanntlich ein entscheidender Faktor sein. Diese Binsenweisheit erwies sich am Freitag in der Bridgestone Arena einmal mehr als zutreffend. Vor der Rekordkulisse von 12.135 Zuschauern nutzten die Nashville Predators diesen Vorteil zu einem hart erkämpften 5:4-Sieg nach doppelter Verlängerung und verkürzten im Duell der Stanley Cup First Round gegen die Carolina Hurricanes, sehr zur Freude ihres zahlreich anwesenden Anhangs, auf 1:2.

In der laufenden Best-of-7-Serie zum Auftakt in die Stanley Cup Playoffs 2021 konnte damit in dieser Auseinandersetzung bisher jedes der beiden Teams seine angesetzten Heimspiele gewinnen. Carolina behielt in den Spielen eins und zwei in Raleigh jeweils mit 5:2 bzw. 3:0 die Oberhand. Eine Serie, die die Predators am Sonntag (2.30 p.m. ET; NHL.tv; 20.30 Uhr MESZ) in vertrauter Umgebung gerne fortsetzen möchten um die Auseinandersetzung mit dem Stanley Cup Champion des Jahres 2006 mit einem weiteren Erfolg vor den eigenen Fans auszugleichen.

CAR@NSH, Sp3: Duchene haut ihn unter die Latte

Am Freitag profitierte Nashville am Ende von seiner großen Nervenstärke und schickte den eigenen Anhang nach einer extrem spannenden Begegnung glücklich nach Hause, nachdem Matt Duchene in einer epischen Begegnung nach 14.54 Minuten in der zweiten Extraschicht des Abends zum Sieg der Gastgeber traf.
Der Schweizer Kapitän der Predators, Roman Josi, hatte beim entscheidenden Tor der Begegnung die Vorarbeit geleistet. Es war Josis zweiter Assistpunkt in diesem Spiel, nachdem er auch beim Treffer in Überzahl zum zwischenzeitlichen 3:3 durch Mikael Granlund im zweiten Spielabschnitt eine Vorlage gutgeschrieben bekam.
"Wir sollten es heute Abend genießen und die guten Vibes mitnehmen", befand Duchene nach dem Spielende. "Wir sollten so weitermachen und uns weiterhin auf die Aufgaben konzentriere, die vor uns liegen."
"Es fühlt sich wirklich gut an", freute sich Nashvilles Trainer John Hynes. "Es ist schön, dass wir einen Weg gefunden haben, zu gewinnen und uns zurück in die Serie zu bringen. Für die Spieler, die Fans und die Organisation ist es ein toller Abend."
Der Jubel der Erleichterung war auch im weiten Rund entsprechend groß, nachdem die Predators zuvor eine knappe Führung im Schlussdrittel kurz vor dem Ablauf der regulären 60 Minuten noch verspielt hatten, so dass es überhaupt erst zu der Notwendigkeit einer Verlängerung kam.

Neben Duchene und Josi glänzten an diesem Tag in erster Linie Ryan Ellis für die Hausherren, dem ein Treffer und zwei Vorlagen gelangen. Torhüter Juuse Saros sammelte 52 Rettungstaten für die in der Discover Central Division an Nummer 4 gesetzten Predators an.
Nashville war in der sechsten Minute des dritten Drittels mit 4:3 in Führung gegangen. Nach einem gewonnenen Bully ging Ryan Johansen zum Netz und lenkte Ellis' Schuss entscheidend ab. "Es war einfach ein zusätzlicher Aufwand, ans Netz zu gehen", sagte Johansen. "Das hatten wir in der Vergangenheit nicht so oft gemacht. Heute Abend waren wir besser darin."
Ellis war es auch, der die Predators nach 4:35 Minuten des ersten Drittels mit einem Handgelenkschuss von der rechten Bande aus mit 1:0 in Führung gebracht hatte. Nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich der Gäste aus North Carolina gingen die Predators Sekunden vor Drittelende erneut in Führung. Nach einem Steilpass von Mattias Ekholm konnte Filip Forsberg den Hurricanes-Verteidiger Dougie Hamilton aussteigen lassen und mit der Rückhand zum 2:1 einschieben. Saros erhielt bei diesem Treffer den sekundären Assist gutgeschrieben.
"Ich denke, es war heute ein weiterer Schritt in die richtige Richtung", freute sich Forsberg. "Ich bin davon überzeugt, dass wir uns von Spiel 1 zu Spiel 2 verbessert haben, und ich glaube, dass wir uns heute Abend verbessert haben und offensichtlich mit einem großen Sieg belohnt wurden."
Auffällig war, dass sich die Predators diesmal auch von Rückschlägen nicht nachhaltig beeindrucken ließen. So drehten die Hurricanes das Spiel zwischenzeitlich zwar durch zwei Tore zu ihren Gunsten, doch konterte die Mannschaft von Josi die Nackenschläge beeindruckend, markierte durch Granlund während einer Zwei-Mann-Überzahl den 3:3-Ausgleich (35., pp).
Johansen und Duchene, sonst regelmäßig Stammspieler im Powerplay von Nashville, wurden vor Spiel 3 aus der Überzahlformation herausgenommen. Für ihre Tore gab es Lob von Coach Hynes. "Gebt den beiden Jungs Anerkennung. Sie sind reingekommen, sie haben hart gespielt", sagte der Trainer hinterher. "Sie haben einen Weg auf die Anzeigetafel gefunden. ... Das ist es, worum es bei einem Team geht."
Doch zu Übermut besteht in Nashville nach dem ersten Sieg im dritten Vergleich mit den Hurricanes kein Anlass. Die Predators haben bisher alle fünf Best-of-7-Serien verloren, in denen sie mit 0:2 in Rückstand gerieten und sie hatten zuvor auch noch nie mit 0:3 den Kürzeren gezogen. Zudem hat Nashville in seiner Franchisegeschichte alle zehn Best-of-7-Serien verloren, in denen sie mit 1:2-Siegen zurücklagen.
Doch Grund für Optimismus liefert die Statistik vor Spiel 4 der Serie auch für Josi und seine Mitstreiter. Torhüter Saros stellte am Freitag mit seinen 52 Rettungstaten den Predators-Rekord für die meisten Paraden in einem Playoff-Spiel ein (Dan Ellis, 2:1-Overtime-Niederlage gegen die Detroit Red Wings in Spiel 5 des Viertelfinales der Western Conference 2008), bewies damit seine herausragende Form. Und Leader Josi führte Nashville teamintern mit sieben Schüssen und 36:54 Minuten Eiszeit einmal mehr an. Auf ihren Schweizer Kapitän können sich die Predators also auch in schwierigen Situationen verlassen. Aber das wussten sie in Nashville ja eigentlich auch schon vorher.