Linden_Sather

Geduld ist eine Tugend, die im Profisport häufig bis an die Grenzen auf die Probe gestellt wird. Die Interessen und Erwartungen der Anhänger, der Klubs und der Spieler unterscheiden sich kaum, wenn es um den Erfolg der Mannschaft geht. Doch die Vorstellung hinsichtlich der Zeitspanne, in der sich dieser einstellen soll, variiert gewaltig. Es ist nicht möglich, vom einen auf den anderen Tag ein Siegerteam zusammenzustellen, selbst wenn das Management, unter Berücksichtigung ökonomischer Grenzen, eine noch so gute Arbeit verrichtet.

Spätestens seit Einführung des Salary Caps sind die Zeiten vorbei, in denen es ausreichte, viel Geld in die Hand zu nehmen, um sich eine starke Mannschaft zusammenzukaufen, damit Zuschauer in Scharen zu locken und das Merchandising anzukurbeln. Und ist es dann endlich geschafft, dass das Team an der Spitze steht oder zumindest oben mitspielen kann, gestaltet es sich umso schwieriger, den Status Quo zu halten.
Die Erwartungshaltung der Fans nimmt zu, gute Spieler verlangen verständlicherweise mehr Geld, können aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr alle gehalten werden und die verpflichteten Talente sind noch inmitten ihrer sportlichen Entwicklung oder können die in sie gesetzten Hoffnungen nicht erfüllen.
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Gerade dann, wenn es nicht gut läuft, sind jene Klubs, die eine glückliche (jüngste) Vergangenheit vorweisen können, auf ihre treuesten Anhänger angewiesen.
Es ist noch keine sieben Jahre her, dass die Vancouver Canucks bis ins Stanley-Cup-Finale vordrangen und eine Euphorie in der Metropole an der kanadischen Pazifikküste auslösten. Zwischen 2001 und 2013 qualifizierten sich die Canucks zehn von zwölfmal für die Stanley-Cup-Playoffs, doch in den vergangenen vier Jahren verpassten sie dreimal die Preseason und angesichts ihres stetig anwachsenden Rückstands auf einen Wildcard-Platz der Western Conference werden sie sich auch in der laufenden Spielzeit vorzeitig in die Sommerpause verabschieden.
Kein Fan ist besonders begeistert, wenn er regelmäßig ins Stadion pilgert, sich für eine Menge Geld eine Dauerkarte zugelegt hat und dann zusehen muss, wie seine Mannschaft in schöner Regelmäßigkeit verliert. Dessen sind sich auch die sportlichen Leiter und General Manager bewusst. Zwei von ihnen gingen deshalb jetzt in die Offensive.
Vancouvers Teampräsident Trevor Linden veröffentlichte am Mittwoch einen offenen Brief an die Saisonticketinhaber, in dem er sie um Geduld bat und eine goldene Zukunft prophezeite.

"Als Allererstes möchte ich erwähnen, dass wir alle das gleiche Ziel verfolgen: Ein junges, schnelles, begeisterndes Canucks-Team aufzubauen, das in jedem Spiel mithalten kann und das gut genug ist, um den Stanley Cup nach Vancouver zu bringen."
Bereits vor einer Woche wandten sich New York Rangers Präsident Glen Sather und General Manager Jeff Gorton an ihre Anhänger und erläuterten ihre weitere Vorgehensweise. Sie baten um Verständnis, dass sie, nach vielen erfolgreichen Jahren seit 2005/06, einen Neuaufbau wagen sowie einen zukünftigen Stanley-Cup-Aspiranten aufbauen möchten.
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"Wir werden uns bis zur Trading Deadline und in den Sommer hinein darauf konzentrieren, junge, wettbewerbsfähige und flinke Spieler, die über Talent und Charakter verfügen, zu verpflichten. Das bedeutet jedoch, dass wir bekannte Gesichter, denen unser aller Respekt gilt, verlieren werden."
Es ist sehr lobenswert, wenn Teammacher eben nicht hinter verschlossenen Türen agieren und einen Hehl daraus machen, was sie vorhaben, sondern all jene mitnehmen, für die sie letztendlich ihren Job verrichten.
Selbstverständlich ist der Profisport ein Business und gehört zu einer Unterhaltungsindustrie, an der die Teameigner verdienen möchten und mit dem die Spieler ihren Lebensunterhalt bestreiten. Doch an vorderster Stelle stehen, das hat in der NHL Tradition und ist ein ungeschriebenes Gesetz, immer diejenigen, die es finanzieren - die Fans!