TBL@TOR, Sp7: Paul bezwingt Campbell zur Führung

Zu einem einzigen Zeitpunkt der Best-of-7-Serie der ersten Runde der Stanley Cup Playoffs in der Eastern Conference zwischen den Tampa Bay Lightning und den Toronto Maple Leafs hatten die Titelverteidiger aus Tampa die Führung in der Serie inne. Sie haben den besten gewählt! Mit einem 2:1-Sieg in Spiel 7 in der Scotiabank Arena von Toronto am Samstag, gingen die Lightning erstmals und entscheidend mit 4:3 in der Serie in Führung und ziehen in die zweite Runde ein.

Pauls zwei Tore bringen Lightning in zweite Runde

Wie so häufig in der Geschichte eines Spiel 7 waren es nicht die Superstars wie Steven Stamkos, Nikita Kucherov oder Victor Hedman, die dabei eine entscheidende Rolle spielten. Beispiele aus der Historie gibt es genug und jedem, der sich intensiv mit der NHL beschäftigt, fallen bestimmt ein paar ein. Exemplarisch seien hier Alex Tanguay oder Mike Rupp und Jeff Friesen genannt. Ersterer schoss die Colorado Avalanche 2001 in Spiel 7 gegen die New Jersey Devils mit zwei Toren beim 3:1-Sieg zum Stanley Cup und eben nicht Joe Sakic oder Peter Forsberg. Die anderen beiden waren die Torschützen zum 3:0-Sieg für die Devils in Spiel 7 im Stanley Cup Finale 2003 gegen die Anaheim Ducks und nicht Jamie Langenbrunner oder Patrik Elias.
Seit heute hat Nicholas Paul diesen Platz in der Geschichte der Tampa Bay Lightning eingenommen, wenngleich noch der weitere Verlauf der Playoffs entscheidend sein wird, wie groß diese Geschichte in den Gedächtnissen haften bleibt. In der zweiten Runde warten die Gewinner der Presidents' Trophy als die punktbeste Mannschaft der regulären Saison, die Lokalrivalen aus dem Bundesstaat Florida, die Florida Panthers. Können die Lightning ihren Weg zur Titelverteidigung weitergehen oder sogar vollenden und erstmals seit den New York Islanders zu Beginn der 80er-Jahre zum dritten Mal hintereinander gewinnen, dann wird Pauls Anteil umso größer.
Zur Verdeutlichung: Paul kam erst im März durch einen Wechsel von den Ottawa Senators zu den Lightning und steht das erste Mal in den Playoffs auf dem Eis. In den sechs Spielen gegen Toronto zuvor konnte er zwei Assists verbuchen, getroffen hatte er noch nicht. In 248 Spielen der regulären Saison konnte der Kanadier 34 Tore erzielen und 46 weitere vorbereiten. Also kein klassischer Spieler, von den man eine tragende Rolle erwartet.
Und doch nahm er diese mit zwei Treffern in Spiel 7 ein. "Als ich mit den Leafs aufgewachsen bin, haben sie schon beim Aufwärmen Sprechchöre angestimmt, und die Elektrizität in diesem Gebäude war der Wahnsinn, also haben wir [heute] hart gearbeitet, und es gab keinen Zweifel an unserem Spiel", erzählte der Held, der aus Mississauga, Ontario, etwa 30 Minuten westlich von Toronto, stammt und den Maple Leafs ein weiteres bitteres Ende in der ersten Playoff-Runde, das sechste in Folge, bescherte. "Wir sind als Team zusammengeblieben und jeder hat sein Bestes gegeben, Schüsse geblockt, genau gearbeitet, hart am Puck gearbeitet und die Zweikämpfe gewonnen, und in einem Gebäude wie diesem einen auszupacken, vor allem, weil wir hier vor unserer Familie auf der Tribüne spielten, das war eine große Sache."
Paul brachte die Lightning bei 18:24 Minuten des ersten Drittels mit 1:0 in Führung, als er den Abpraller nach einem One-Timer von Ross Colton vor Morgan Rielly erreichte und den Puck mit der Rückhand einschob.

TBL@TOR, Sp7: Paul versenkt den Nachschuss

Die Maple Leafs dachten, sie hätten bei 8:32 Minuten des zweiten Drittels den 1:1-Ausgleich erzielt, als John Tavares hinter dem Tor hervorkam und aus dem Slot heraus traf, aber Justin Holl wurde vorher wegen einer Behinderung von Anthony Cirelli bestraft, wodurch das Tor nicht anerkannt wurde. Dennoch gelang Rielly nach 13:25 Minuten der Ausgleich, als er einen Pass von Auston Matthews aufnahm und auf der Fanghandseite Andrei Vasilevskiy (30 Saves) vom rechten Kreis aus überwand.

TBL@TOR, Sp7: Marner zu Matthews zu Rielly

Doch Paul hatte noch nicht genug und erzielte auch noch das 2:1 (16:32). Kurz nachdem Vasilevskiy Matthews mit dem Blocker abgewehrt hatte, schnappte sich Paul auf der anderen Seite den freien Puck am rechten Bullypunkt, versuchte TJ Brodie zu umspielen und kickte den Puck zu seinem Schläger, ehe er auf der Stockhandseite von Jack Campbell (23 Saves) aus dem tiefen Slot heraus einschoss.
"Das war die ausgeglichenste Serie, die man je gesehen hat", meinte Lightning-Trainer Jon Cooper. "Das Unglück zeigt sich auf so viele verschiedene Arten, und manchmal kann eine Dringlichkeit, die bereits vorhanden ist, jemanden in Gang setzen. Die Leafs hatten einen guten Start gegen uns, wir mussten den Sturm überstehen, aber als sich Point verletzte, schien gerade das, das ganze Team zu beflügeln, und ich glaube nicht, dass wir danach zurückgeschaut haben."
Tampa Bay spielte die meiste Zeit des Spiels ohne Stürmer Brayden Point, der bei 17:11 Minuten im ersten Drittel unglücklich in die Bande fiel und mit einer Verletzung am rechten Bein in die Kabine ging. Point kam im zweiten Drittel für eine Schicht zurück, spielte aber nicht mehr, obwohl er für die Dauer des Spiels auf der Bank saß.
Den Platz von Point als einer der erwarteten Helden auf dem Eis, hat stattdessen ein unbesungener Held wie Paul eingenommen. Das wiederum zeichnet erfolgreiche Mannschaften aus.