Raffl

Die besonderen Umstände zum Start der Saison 2020/21, mit ungewohnten Sicherheitsvorkehrungen gegen das Coronavirus, einem ungewöhnlichen Spielplan und einer kurzen Vorbereitung ohne Testspiele, sind sicherlich nicht einfach für die Teams und Spieler der NHL. Den Philadelphia Flyers ist davon allerdings wenig anzumerken, sie machen genau da weiter, wo sie aufgehört haben.

"Ich denke, wir hatten dieses Jahr einige großartige Neuzugänge", sagte Außenstürmer Joel Farabee über das Team. "Wir haben vier gute Reihen und unsere Verteidiger sind wirklich stark. Wir fühlen uns als Team einfach richtig gut."
Vergangene Saison gehörten sie zu den positiven Überraschungen der Liga. In der Saison 2018/19 hatten sie mit 82 Punkten (37-37-8) die Stanley Cup Playoffs noch deutlich um 16 Punkte verpasst. 2020 zogen sie mit 89 Punkten aus 69 Spielen (41-21-7) als viertbestes Team der Eastern Conference in die Platzierungsrunde der Playoff-Qualifikation ein, setzten sich dort auf den ersten Platz und schafften es bis in die zweite Runde, wo sie in sieben Spielen knapp gegen die New York Islanders ausschieden.
An diese starken Leistungen knüpften die Flyers in der neuen Saison nahtlos an. Nach vier Spielen führen sie mit sechs Punkten (3-1-0) die MassMutual East Division an und ihre 3,75 Tore pro Spiel sind der fünftbeste Wert der Liga. Nur im dritten Spiel erlaubten sie sich einen Ausrutscher, eine 1:6-Niederlage gegen die Buffalo Sabres.
Zuvor gab es mit einem 6:3 und einem 5:2 zwei Siege gegen die Pittsburgh Penguins, am Dienstag folgte die Revanche für die Niederlage mit einem 3:0-Sieg gegen die Sabres, bei dem Torwart Brian Elliott den 41. Shutout seiner Karriere holte.

Die Flyers können sich in ihren Spielen auf ihre Spitzenstürmer verlassen, die vergangene Saison die hohen Erwartungen nicht ganz erreichten. Diese Saison liegt Travis Konecny mit sechs Punkten (4 Tore, 2 Assists) an der Spitze der NHL. In der teaminternen Wertung folgen zwei Stürmer der ersten Reihe, Kevin Hayes mit fünf Punkten (2 Tore, 3 Assists) und Joel Farabee mit vier Punkten (1 Tor, 3 Assists).
"Wenn der Kader so viel Tiefe hat, muss man nur vor das Tor ziehen, sich umdrehen und man kriegt den Puck serviert", machte Konecny seine Teamkollegen für seine Ausbeute verantwortlich.
Die Tatsache, dass Spieler wie Konecny und Oskar Lindblom in der dritten Reihe spielen, obwohl mit Sean Couturier ein weiterer Spitzenspieler verletzt ist, spricht Bände über die Tiefe dieses Kaders. Damit bleiben die Flyers ihren Stärken der vergangenen Saison treu. Dass sie vier starke Reihen in jedes Spiel schicken, die jederzeit für Gefahr sorgen, egal ob erste oder vierte Reihe, war maßgeblich für ihr gutes Abschneiden verantwortlich.
"Ich liebe unser Team", schwärmte Hayes. "Wir haben geniale Spieler, von unseren Torhütern, über unsere Abwehr, bis zu den Stürmern. Jede Reihe hat einen wirklich guten Spieler, der Tore schießen kann... Ich habe meinen Vertrag hier unterschrieben, weil man hier in jeder Partie mit guten Spielern aufs Eis geht."
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Hier kommt der Österreicher Michael Raffl ins Spiel, der wie sein Team das fortsetzt, womit er in den Playoffs aufgehört hat. In der vergangenen Saison erzielte er als Außenstürmer der vierten Reihe 20 Punkte (8 Tore, 12 Assists), obwohl er zu den Spielern mit der geringsten Eiszeit pro Spiel gehörte. In den Playoffs ließ er vier Tore und einen Assist folgen. Das brachte ihm zwischenzeitlich eine Beförderung in die erste Formation ein.
In der neuen Saison ist Raffl wieder an seinem gewohnten Platz als Linksaußen der vierten Reihe, allerdings mit ungewohnten Mitspielern. Tyler Pitlick und Nate Thompson, die mit ihm den vierten Sturm bildeten, verließen die Flyers. Doch die Chemie mit seinen neuen Mitspielern Scott Laughton und Nicolas Aube-Kubel scheint mindestens genauso gut zu sein, was Raffl umgehend in Punkte ummünzte.
Bereits im ersten Spiel gegen die Penguins machte er mit dem Siegtor auf sich aufmerksam, bei der Niederlage gegen die Sabres erzielte Aube-Kubel das einzige Tor der Flyers auf Vorlage von Raffl. Zwei Punkte in vier Spielen und eine ausgeglichene Plus-Minus-Bilanz sind kein schlechter Schnitt für einen Spieler der vierten Reihe. Raffl punktet aber nicht nur, er erfüllt auch die klassischen Aufgaben seiner Position, verteidigen und den Gegner mürbe machen. Mit acht Checks belegt er den achten Platz in der Mannschaft und den vierten Platz unter den Stürmern der Flyers. Seine fünf geblockten Schüsse werden nur von Verteidiger Ivan Provorov übertroffen (7) und sind im Verhältnis zur Eiszeit der Spitzenwert der Mannschaft.
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Die ersten Spiele von Raffl und den Flyers machen Hunger auf mehr. Er und seine vierte Reihe machen den Eindruck bereit zu sein, mehr zu liefern und jeden Gegner vor eine harte Probe zu stellen. Eine solche vierte Reihe zu haben ist Gold wert.
Sollte dieses Trio hinter den Spitzenstürmern weiterhin so stabil stehen und seine Beiträge zur Offensive liefern, dürfte es für die anderen Teams schwer werden, die Flyers dauerhaft von der Spitze der Tabelle zu verdrängen.