CGY@DAL, Sp6: Raffl haut den freien Puck rein

Für die Dallas Stars stand am Freitag die Saison auf dem Spiel. In der Serie der ersten Runde der Stanley Cup Playoffs lagen die Stars gegen die Calgary Flames mit 2:3 zurück und mussten eine Niederlage verhindern, wollten sie sich nicht in die Sommerpause verabschieden. Vor einem frenetischen Heimpublikum gelang Dallas der so wichtige 4:2-Erfolg, der die Serie zurück nach Calgary schickte.

Ein wichtiger Baustein für den Erfolg war Michael Raffl, der mit einem Tor und einer Vorlage, gemeinsam mit Roope Hintz, der Dallas-Top-Scorer des Abends war. Hintz war es, der die Partie mit einem Treffer eröffnete. Auf Zuspiel von Joe Pavelski und Jason Robertson netzte er zum viel umjubelten 1:0 ein (15.).
Auf der anderen Seite des Eises stand Jake Oettinger im Fokus. Der 23-jährige Torhüter, der erst sein siebtes Playoffspiel absolvierte, war einer der wichtigsten Faktoren für den Erfolg der Stars. Oettinger trotzte dem Druck des möglichen Ausscheidens und parierte allein im Eröffnungsabschnitt alle 18 auf ihn abgefeuerten Schüsse. Es folgten noch 20 Flames-Abschlüsse, von denen er lediglich zwei passieren lassen musste. Oettinger wurde verdient zum Spieler der Partie gekrönt.

CGY@DAL, Sp6: Heiskanen trifft vom oberen Slot

Ein anderer Faktor war Raffl, der im Mittelabschnitt auf 2:0 erhöhte (27.). Der Österreicher setzte nach einem Schuss von Joel Kiviranta energisch nach und stocherte die Scheibe aus kurzer Distanz über die Linie. Es war bereits Raffls zweites Playoff-Tor in der laufenden Schlussrunde. Bereits in Spiel 2 konnte er Jacob Markstrom, der auch am Freitag den Kasten der Flames hütete, überwinden.
Raffl stellt damit unter Beweis, dass er in den entscheidenden Phasen zu einem immens wichtigen Spieler werden kann. Bereits 2019/20 schraubte er seinen Punkteschnitt zu den Playoffs massiv nach oben, als er für die Philadelphia Flyers auflief. Auch in der Spielzeit 2021/22 wusste der Angreifer in der regulären Saison nicht immer vollends zu überzeugen. Sieben Tore und neun Vorlagen standen nach 76 Partien, bei einer Plus-Minus-Bilanz von -19, auf seinem Konto.
Nach sechs Playoff-Partien steht er mit zwei Toren und einer Vorlage bei einem Punkteschnitt von 0,5 pro Begegnung. Ein Wert, den der in Villach geborene Raffl in der Hauptrunde noch nie erreicht hat. Die Leistung belohnte Trainer Rick Bowness mit mehr Eiszeit. Während Raffl in der regulären Saison im Schnitt 14:32 Minuten auf dem Eis stand, waren es am Freitagabend 18:09 Minuten. Auch in Überzahl durfte Raffl sich häufiger versuchen, ein Privileg, dass er in den 76 absolvierten Saisonspielen nur selten erlebte.
Dallas schien auf dem perfekten Weg in Richtung Spiel 7 zu sein, doch die Flames steckten nicht auf und konnten nur 2:05 Minuten nach Raffls Treffer, durch Michael Stone, den Anschluss herstellen (29.) Mikael Backlund vollendete das Comeback kurz nach der Hälfte der Spielzeit (32.).
Die Stars zeigten sich von der Aufholjagd der Gäste unbeeindruckt und nahmen den größer werdenden Druck an. Miro Heiskanen netzte noch vor der zweiten Unterbrechung zum 3:2 ein und verbuchte so den Siegtreffer.

Heiskanen schießt das Siegtor in Spiel 6

Im Schlussabschnitt versuchten die Flames alles, um das Match erneut auszugleichen, scheiterten aber immer wieder an den Stars, die sich mit viel Einsatz und Leidenschaft gegen das Ausscheiden stemmten. 20 Schüsse blockten die Dallas-Feldspieler. Dazu kamen 38 Checks, die Calgary die Geschwindigkeit nahmen. Besonders Raffl stach beim Körperspiel heraus.
"Wir sind aggressiv geblieben", erklärte Joe Pavelski das Erfolgsrezept des Schlussdrittels. "Wir habe weiter den Forecheck gefahren, wollten weiter zwei Mann zum Puck bringen und am Ende des Tages war der Kampfgeist da. Das war es, was besser war."
Sechsmal sorgte Raffl dafür, dass ein Spieler der Flames durch Körpereinsatz am Weiterkommen gehindert wurde, so oft wie kein anderer Akteur auf dem Eis. Der Lohn für seine harte Arbeit folgte mit Vertrauen durch Bowness, der den Österreicher in der entscheidenden Schlussphase aufs Eis schickte.
Raffl dankte es erst mit einem Zweikampf vor der Bank der Flames, bei dem er die Scheibe, ohne Schläger, für mehrere Sekunden blockierte und Zeit von der Uhr nahm. Nachdem Markstrom für einen sechsten Calgary-Feldspieler vom Eis gegangen war, fing Raffl eine Scheibe mit der Hand aus der Luft und verpasste das verwaiste Tor, vom Mittelkreis aus, nur knapp. Hintz berührte die von der Bande zurückprallende Scheibe kurz und Tyler Seguin netzte aus kurzer Distanz ins leere Tor ein (60.)
Der Erfolg in Spiel 6 beschert Dallas das allesentscheidende Match. Am Sonntag (9:30 p.m. ET; NHL.tv; Mo. 3:30 Uhr MESZ) geht es in Alberta um alles, wenn die Stars und die Flames sich im Scotiabank Saddledome im ultimativen Spiel-7-Showdown gegenüberstehen.
"Wir sollten eigentlich nicht mehr spielen, wir sollten eigentlich schon im Golfurlaub sein, aber das war heute nicht unsere Absicht", freute sich Bowness über den Charakter seiner Mannschaft. "Wie ich schon am Anfang sagte, wollen wir nicht das Sprungbrett für jemand anderen in die zweite Runde sein. Hier sind wir und gehen in Spiel 7. Die Spieler verdienen ein großes Lob."