Connor McDavid

Es ist durchaus vorstellbar, dass Connor McDavid von den Edmonton Oilers bereits in seiner zweiten NHL-Saison zum besten Scorer der Liga avanciert. McDavid, der am 13. Januar 20 Jahre alt wird, wäre dann der zweitjüngste Gewinner der Art Ross Trophy. Sidney Crosby von den Pittsburgh Penguins war 19, als er in der Saison 2006-07 mit 120 Punkten diesen Titel gewann.
Wayne Gretzky war ebenfalls 19 Jahre alt, als er 1979-80 mit 137 Zählern punktgleich mit Marcel Dionne von den Los Angeles Kings vorne lag. Weil Dionne aber 53 Tore und damit zwei Tore mehr geschossen hatte als Gretzky, wurde er als Top-Scorer ausgezeichnet.

Für McDavid spricht die Tatsache, dass er wohl keine 120 oder gar 137 Punkte für den Titel erzielen muss, um am Ende die NHL-Scorerliste anzuführen. Patrick Kane von den Chicago Blackhawks genügten vorige Saison 106 Punkte. Der Durchschnitt der letzten sechs Gewinner liegt bei 102 Zählern.

Mit 48 Punkten aus 45 Partien in der abgelaufenen Spielzeit, scheint es für McDavid jedoch auch schon schwierig, den Wert von 102 Punkten zu erreichen. Wenn man seine Leistung auf 82 Begegnungen hochrechnet, käme er auf 87 Punkte. Damit würden immer noch 15 fehlen. Aber der Schein trügt.
Junge Spieler verbessern ihr Offensivspiel meist sehr schnell. Gretzky steigerte seine Punktausbeute in der zweiten Saison um 18 Prozent, Crosby um 17,7 Prozent. Wenn McDavid gesund bleibt, ist es nicht unmöglich, dass er die 102 Punkte schafft, wenn er seine Rate um 17 Prozent erhöht. Nötig wäre ein Durchschnitt von 1,24 Punkten, was durchaus in Reichweite liegt. In den 32 Partien nach dem 2. Februar dieses Jahres lag sein Mittelwert bereits bei 1,13 Punkten.
Ein anderer Grund, warum McDavid seine Punktausbeute steigern dürfte, ist mehr Eiszeit. 15:08 Minuten betrug sie im Schnitt pro Partie in der abgelaufenen Saison. Damit lag er an fünfter Stelle aller Oilers-Angreifer. Kane als Spitzenreiter aller Blackhawks-Stürmer brachte es dagegen auf 17:14 Minuten pro Spiel.
Die Experten gehen davon aus, dass McDavid in der kommenden Spielzeit die Chance bekommt, die Offensive der Oilers anzuführen. Taylor Hall, Edmontons Top-Scorer der letzten drei Jahre, wechselte zu den New Jersey Devils. Dafür nahmen die Oilers Linksaußen Milan Lucic unter Vertrag. Damit bekommt McDavid neben mehr Eiszeit noch den idealen Nebenmann, um sein Scoring bei 5 gegen 5 und im Powerplay auf ein Höchstmaß zu steigern.
Bereits in den nachgeordneten Oilers-Reihen war McDavid ein Glanzlicht in der Offensive. Ihn nun zur Nummer 1 zu machen, verleiht ihm zusätzlich Schub und dürfte seine Punktzahl nach oben treiben. In der letzten Saison war McDavid an 34 von 41 Toren (82,9 Prozent) der Oilers beteiligt, die sie bei 5 gegen 5 erzielten und bei denen er auf dem Eis stand. Im Vergleich dazu kam Kane auf einen Wert von 82,1 Prozent.
Um darüber hinaus aufzuzeigen, welchen potenziellen Effekt es haben könnte, McDavid in die Top-Reihe zu verschieben, lohnt sich ein Blick darauf, wie sich die Scoring-Raten seiner Nebenleute verbessert haben. Anhand der Statistik lässt sich belegen, wie viel Zeit ein Spieler mit McDavid auf dem Eis verbracht hat und wie viele Punkte er dabei erzielte.

Vor seiner Verletzung spielte er hauptsächlich in einer Reihe mit Benoit Pouliot und Nail Yakupov. Als McDavid nach der verletzungsbedingten Pause zurückkam, waren Rechtsaußen Jordan Eberle und Linksaußen Pat Maroon an der Seite des Centers. Mit McDavid steigerte Yakupov seine Scoring-Rate von 0,83 auf 2,63 Punkte pro Spiel. Pouliots Wert stieg von 1,30 auf 2,94, Eberles von 1,38 auf 2,64 und Maroons von 1,04 auf 3,14. Mit diesen Ergebnissen aus nachgeordneten Sturmreihen ist es plausibel, einen noch größeren Erfolg vorherzusagen, wenn man in der Top-Reihe mit einem Mann wie Lucic steht.
Den Titel des Top-Scorers zu holen ist in jedem Alter ein enormes Unterfangen. Aber mit mehr Eiszeit und einer guten sportlichen Entwicklung kann es McDavid in der Saison 2016-17 schaffen.