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Vom lausbubenhaften Charme, mit dem Mitchell Marner die Fans für sich einzunehmen versteht, war nach dem Match gegen die Columbus Blue Jackets am Mittwoch nichts zu spüren. Das lag weniger an der 2:5-Niederlage seines Teams, als vielmehr an den körperlichen Schmerzen, die an diesem Abend seinen vorzeitigen Dienstschluss unumgänglich machten.

Ursache war eine Verletzung im Bereich der Schulter, die er sich im zweiten Drittel zugezogen hatte. Wie schlimm die Blessur ist und ob sie für den Rookie der Toronto Maple Leafs eine längere Zwangspause zur Folge hat, sollen genauere Untersuchungen bis Freitag ergeben.
Marner war im Eifer des Gefechts über Boone Jenner gestolpert und danach seitlich in die Bande gerauscht. Beim heftigen Einschlag hielten einige Zuschauer kurzzeitig den Atem an. Der 19-jährige Center schlich danach gramgebeugt in die Kabine, kehrte jedoch wenig später auf die Spielerbank zurück. In der Drittelpause ließ er sich erneut behandeln. Im letzten Abschnitt spielte er noch zwei Schichten von jeweils unter einer Minute und gab schließlich auf.
Sollte Marner tatsächlich ein paar Matches ausfallen, wäre das ein herber Verlust für sein Team. Bislang kam er bei allen 56 Partien der Maple Leafs zum Einsatz und bot mitunter überragende Leistungen. In der NHL-Scorer-Wertung der Rookies lag er nach den Spielen vom Mittwoch an erster Stelle, vor Patrik Laine und Auston Matthews. In den vergangenen zehn Begegnungen holte Marner neun Punkte. Im Januar wurde er aufgrund seiner virtuosen Darbietungen zum Rookie des Monats ernannt. Nach Matthews und William Nylander war er der dritte Newcomer der Maple Leafs, der sich in der laufenden Spielzeit mit diesem Titel schmücken durfte. Das hatte zuvor noch kein anderer Klub in der Geschichte der NHL geschafft.

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Bereits als Junior bastelte Marner mit Ehrgeiz und Zielstrebigkeit an seiner späteren NHL-Karriere. Zur Saison 2013/14 schlug er ein Stipendium an der University of Michigan aus und schloss sich den London Knights in der Ontario Hockey League an. In seiner Premierensaison verbuchte er 59 Punkte in 64 Einsätzen. Im Jahr darauf beendete er die Serie als zweitbester Scorer der Liga mit 126 Zählern. Dafür heimste er die Jim Mahon Memorial Trophy ein und wurde ins First All-Star Team berufen.
Die NHL-Talentspäher hatten den jungen Mann da schon längst auf dem Radar. Das Rennen machten schließlich die Maple Leafs. Sie wählten ihn beim NHL Entry Draft 2015 an vierter Stelle aus. Im Juli desselben Jahres bekam er einen Einstiegsvertrag mit dreijähriger Laufzeit. Die Verantwortlichen ließen ihn aber zunächst eine weitere Saison bei den Junioren spielen. Mit 116 Punkten bestätigte er sein großes Talent und führte die Knights zum Titelgewinn.
Im Oktober 2016 schaffte er den Sprung in den NHL-Kader der Maple Leafs. Ohne Umschweife ging er ans Werk. Gleich in der zweiten Partie schoss er sein erstes NHL-Tor. Zwei Wochen nach seinem Debüt bereitete er alle drei Treffer Torontos beim 3:2-Heimsieg gegen die Florida Panthers vor. Insgesamt gelangen ihm bisher vier Drei-Punkte-Spiele. Marner ist auf einem guten Weg, dem zu Saisonbeginn mit reichlich Brimborium verpflichteten Matthews den Rang als Nachwuchsstar der Hauptrunde abzulaufen.

Wichtiger als glänzende persönliche Statistiken ist Marner nach eigenem Bekunden jedoch der Erfolg mit der Mannschaft. "Ich gehe aufs Eis und unterstütze mein Team, wo ich kann", sagte er vor kurzem in einem Interview auf der vereinseigenen Webseite.
Sein Trainer Mike Babcock ist voll des Lobes über seinen Nachwuchsstürmer und stellt zugleich hohe Ansprüche an ihn. "Wir erwarten von Mitch, dass er ein Elite-Spieler wird. Weil wir wissen, dass er das Zeug dazu hat und in der Lage ist, eine Reihe auf dem Eis anzuführen", äußerte sich der Coach gegenüber Medienvertretern.
Am Wochenende stehen für die Maple Leafs zwei Begegnungen auf dem Spielplan. Am Samstag kommen die Ottawa Senators zum Derby ins Air Canada Center nach Toronto. Im Anschluss begeben sich die Maple Leafs auf Dienstreise zu den Carolina Hurricanes. Ob Marner rechtzeitig vor den beiden Spielen sein Lausbubenlächeln wiederfindet und auf Punktejagd geht, dürfte sich spätestens beim Freitagstraining entscheiden.