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In den drei Erstrundenpartien zwischen den Toronto Maple Leafs und den Washington Capitals konnte sechsmal eine Mannschaft seine Führung nicht verteidigen und musste noch den Ausgleich kassieren, viermal wechselte sogar der Führende und zweimal entschied jenes Team, dem in der regulären Spielzeit zuletzt der Ausgleich gelungen war, die Partie in der Overtime für sich. Wer hätte gedacht, dass es beim Aufeinandertreffen zwischen dem 1. der Liga und dem zweiten Wildcardinhaber in der Eastern Conference so knapp zugeht?

Es ist eine noch größere Überraschung, dass die Maple Leafs nun mit 2-1 in der Serie vorne liegen. Mit Tyler Bozak schoss in der Nacht von Montag auf Dienstag einer der erfahrensten Spieler Toronto ins Glück und ließ frustrierte Capitals zurück. 97 Sekunden dauerte nur die Overtime ehe Nazim Kadri im Slot Bozak fand, der sich genug Luft vor seinem Bewacher Dmitry Orlov verschafft hatte, und die Scheibe im gegnerischen Netz versenken konnte.
"Das waren unglaubliche Emotionen, die einen überfallen. Man möchte nur mit seinen Teamkollegen zusammen sein und feiern", beschrieb der 31-jährige Center seine Gefühle nach dem Treffer zum 4-3. "Wir hatten so viele Ups und Downs in dieser Serie. Jede Partie ging in die Verlängerung. Solche Spiele bereiten einem definitiv den meisten Spaß. Es ist so schön, dass wir heute Abend belohnt wurden und gewonnen haben."

Das letztendlich spielentscheidende Überzahlspiel hatte Center Zach Hyman 16 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit gegen Lars Eller herausgeholt. Hyman ist einer von sieben Rookies im Kader der Maple Leafs, die in diesem Jahr ihr Stanley Cup Playoffdebüt geben, fünf von ihnen, darunter auch Hyman, kamen zu ihrem ersten Playoffscorerpunkt und vier erzielten ihr erstes Playofftor - in Spiel 3 konnten Auston Matthews und William Nylander zum ersten Mal die schwarze Hartgummischeibe im Netz der Capitals versenken. Nylanders 3-3 Ausgleichstreffer in der Schlussminute des zweiten Durchgangs setzte bei den Maple Leafs für das Schlussdrittel weitere Kräfte frei, denen sich der Favorit aus Washington nur mit unlauteren Mitteln zur Wehr setzen konnte. In den folgenden 20 Spielminuten kamen die Capitals nur noch zu drei weiteren Torschüssen, mussten aber viermal auf der Strafbank Platz nehmen - letztendlich einmal zu viel.
Einem Kraftakt gleich, kam das 3-gegen-5 Unterzahlspiel der Maple Leafs in der siebten Spielminute des Mittelabschnitts. Beim Stande von 1-3 heimsten sich Matt Hunwick und Matt Martin jeweils zwei Strafminuten ein, doch Toronto genügten drei Spieler auf dem Eis und ein stets wachsamer Fredrik Andersen im Tor, um Washingtons Powerplaymaschinerie ins Stocken zu bringen - in den zwei Begegnungen zuvor hatten die Capitals von acht Überzahlsituationen drei erfolgreich abschließen können (37,5 Prozent). Für Torontos Cheftrainer Mike Babcock waren die zwei Minuten, in denen sein Team mit zwei Mann weniger auf dem Eis stand, die Schlüsselszene der Partie: "Wenn sie [die Capitals] zu diesem Zeitpunkt treffen, wir lagen mit zwei Toren hinten, dann ist das Spiel gelaufen. Dieses Penalty Killing war enorm wichtig. Dann bekommen wir kurz darauf sogar noch eine weitere Strafzeit [wegen zu viel Spieler auf dem Eis] und überstehen diese schadlos. Ich muss schon sagen, das war eine Energieleistung von uns."
Nach den überstandenen Strafzeiten wurde es noch einmal richtig laut im weiten Rund des Air Canada Centre. Der Wille der Spieler, sich keinesfalls geschlagen geben zu wollen, war zu spüren. Vom Eis sprang der Funke auf das Publikum über und von den Rängen wieder zurück zu den Protagonisten aufs Spielfeld.

"Die Jungs wussten, dass sie zunächst einiges falsch gemacht hatten, doch sie wissen auch wie sie auftreten müssen, und als sie dann so spielten, wie wir es uns vorgenommen hatten, drehte sich das Spiel zu unseren Gunsten. Wir wissen, dass wir schnell sind, wir wissen, was wir zu tun haben und wir haben einige Spieler, die hart spielen können. Wir haben die zweite Luft bekommen und wir verfügen auch über die Tiefe im Kader", zeigte sich Babcock zufrieden.
Angesichts der individuellen und spielerischen Klasse der Capitals wartet noch eine Menge Arbeit auf Toronto, ist sich auch der Siegtorschütze von Montagnacht sicher: "Die Art und Weise wie wir zurückgekommen sind, hat mir gefallen. Jeder hat alles gegeben, so dass wir diesen Abend genießen können, doch es wartet noch viel Arbeit auf uns. Sie haben eine großartige Mannschaft und wir müssen bereit sein."
Spiel 4 der Erstrundenserie findet in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag im Air Canada Centre von Toronto statt. (7 p.m. ET)