Die Philadelphia Flyers standen am Donnerstag in Spiel 6 gegen die New York Islanders erneut mit dem Rücken zur Wand. Sie lagen in der Serie der zweiten Runde mit 2:3-Siegen zurück, eine Niederlage hätte das Aus bedeutet. Doch die Flyers hatten eine Geheimwaffe, die ihnen Energie und Kampfgeist verlieh, Oskar Lindblom.

Der schwedische Stürmer erhielt im Dezember die Diagnose, dass er am Ewing-Sarkom erkrankt war, einer Form von Knochenkrebs. Lindblom beendete die Saison daraufhin vorzeitig und begab sich umgehend in Behandlung. Im Juli wurde er für geheilt erklärt und begab sich sofort auf den Weg zu den Flyers, um sein Team im Kampf um den Stanley Cup zu unterstützen. Am Donnerstag trat er erstmals wieder für die Flyers an.
"Wir waren schon länger mit Oskar im Gespräch, nicht ich persönlich, aber unsere medizinische Abteilung und Teile unseres Trainerstabs, um zu erfahren, wie er sich fühlt", erklärte Trainer Alain Vigneault auf die Frage zu Lindbloms Einsatz. "Ich habe heute Morgen mit ihm gesprochen. Ich wusste, dass Sean Couturier und Joel Farabee ausfallen würden, da habe ich ihn gefragt, wie er sich fühlt und ihm gesagt, welche Rolle er einnehmen würde. Durch die doppelte Verlängerung kam er natürlich zu mehr Shifts als erwartet, aber er ist ein großartiger junger Mann, der seinem Team helfen wollte und das hat er getan."

Am Ende gewannen die Flyers das Spiel in der zweiten Verlängerung nach 95:03 Minuten durch das entscheidende Tor von Ivan Provorov. Obwohl Lindblom bei seinem ersten Einsatz noch ohne Punkt blieb, waren sich sämtliche Spieler der Flyers einig, dass allein seine bloße Anwesenheit und die daraus resultierende Motivation ein entscheidender Faktor war.
"Das war ein unglaublicher Schub, er hat so einen Mut", schwärmte Kapitän Claude Giroux von der Rückkehr seines Teamkollegen. "Er hat auch unglaublich gespielt. Ich weiß gar nicht, wann er sein letztes Spiel hatte, aber das ist lange her und er hat einen langen Kampf hinter sich. Dass er wieder auf dem Eis steht, mussten wir mit eigenen Augen sehen, um es zu glauben."
Hart schien durch Lindbloms Rückkehr einen besonderen Schub erhalten zu haben, denn der junge Torwart der Flyers war einmal mehr eine Schlüsselfigur für den Sieg. Die Islanders waren mit 53:31 Torschüssen die tonangebende Mannschaft, doch Hart hielt was möglich war und gab Provorov damit die Gelegenheit in der Verlängerung den Sieg zu holen. Auch er machte Lindblom mit verantwortlich für seine Leistung.

"Ich kann gar nicht beschreiben, wie Stolz wir alle auf ihn sind und wie viel er uns bedeutet", ließ Torwart Carter Hart wissen. "Es war etwas Besonderes zu sehen, wie er zu seinem ersten Einsatz aufs Eis kam und nicht nur von unserem Team, sondern auch von den Isles unterstützt wurde. Sie sind alle aufgestanden und haben ihn angefeuert und das nach einem Gegentor. Dafür habe ich Respekt vor ihnen."
Dabei ist ein solches Spiel für Hart nichts Besonderes, unabhängig von Lindbloms Rückkehr. Der 22-Jährige war bereits die ganzen Playoffs und die ganze Saison über von entscheidender Bedeutung für die Flyers. In der Postseason hielt er 92,9 Prozent aller Schüsse, kassierte 2,12 Tore pro Spiel und lieferte zwei Shutouts. Gegen die Islanders glänzte er immer wieder mit starken Paraden, besonders in der Verlängerung, was dazu führte, dass die Flyers alle drei Spiele gewannen, die in die Verlängerung gingen.
"Wir sind ein geschlossenes Team", erklärte Provorov. "Jeder hier will gewinnen, wir kämpfen füreinander und wenn man so ein Team hat, ist alles möglich."
Dank Provorovs Tor konnten die Flyers nach einer 3:1-Führung der Islanders in der Serie ausgleichen und Spiel 7 erzwingen. Am Samstag (7:30 p.m. ET, So. 1:30 Uhr MESZ; NHL.TV) kommt es zum entscheidenden Duell zwischen den Kontrahenten, in dem der zweite Teilnehmer am Eastern Conference Finale gesucht wird, der gegen die Tampa Bay Lightning antreten wird.
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Der Druck auf die Spieler wird groß sein, doch nach zwei Spielen, in denen eine Niederlage keine Option ist, könnten die Flyers zumindest mental erneut im Vorteil sein.
"Ob Spiel 7 oder nicht, das ist egal", so Lindblom. "Wir haben heute schon gespielt, wie in Spiel 7. Wir haben gewonnen, also müssen wir einfach unserem System treu bleiben und hoffen, dass wir am Samstag wieder gewinnen. Man darf da nicht über Spiel 7 nachdenken, wir spielen schon länger so als wäre es ein Spiel 7."