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Die NHL-Saison 2018/19 wirft langsam aber sicher ihre Schatten voraus. Vor dem Start der Trainingslager analysiert NHL.com/de ab 5. August die 31 Teams der Liga in 31 Tagen. Zu jeder Mannschaft gibt es in der Serie "31 in 31" zwei Berichte mit interessanten Fakten, Einschätzungen und Einblicken.
In dieser Folge: Tampa Bay Lightning

Wenn Coach Jon Cooper im September zu den ersten Trainingseinheiten bittet, muss er sich nicht viele neue Gesichter einprägen. Einziger Neuzugang der Tampa Bay Lightning für den NHL-Kader ist Andy Andreoff. Er wurde im Tausch für Torhüter Peter Budaj von den Los Angeles Kings geholt. Nicht mehr das Trikot mit dem Blitz tragen in der kommenden Saison auch Chris Kunitz (zu den Chicago Blackhawks) und Andrej Sustr (Anaheim Ducks). Ansonsten setzt die sportliche Leitung ganz auf das Stammpersonal der vergangenen Spielzeit, das während der Hauptrunde und in den ersten beiden Playoff-Serien für Furore sorgte. Erst im Conference-Finale bissen sich die Lightning am späteren Stanley-Cup-Sieger Washington Capitals die Zähne aus.
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Vasilevskiy bleibt unantastbar
Die zurückhaltende Transferpolitik sagt viel über die Stärke der Mannschaft aus. Sie ist in allen Bereichen hervorragend bestückt. Zwischen den Pfosten ist Andrei Vasilevskiy eine sichere Bank. Der Vezina-Trophy-Finalist dieses Jahres glänzte mit 44 Siegen und acht Shutouts in der regulären Saison 2017/18. In beiden Kategorien belegte er damit den geteilten Spitzenplatz in der Liga. Als Backup für ihn ist Louis Domingue vorgesehen. Sollte Vasilevskiy verletzungsfrei bleiben, dürfte sein Stellvertreter allerdings nicht allzu viele Einsätze bekommen.

Verteidigung wird durch junge Leute ergänzt
Die Defensive wird angeführt von Victor Hedman und Ryan McDonagh. Der Schwede Hedman zählt seit Jahren zu den absoluten Leistungsträgern im Team. In der abgelaufenen Saison landete der offensivstarke Verteidiger mit 63 Punkten (17 Tore, 46 Vorlagen) auf dem fünften Platz im Ranking der Defensivspieler. Bei den NHL Awards im Juni wurde der 27-Jährige mit der Norris Trophy ausgezeichnet. McDonagh war erst im Februar von den New York Rangers zu den Lightning gekommen und fügte sich mit starken Darbietungen nahtlos ein.
Tampa Bay gehört zu den wenigen Teams in der NHL, die konsequent sieben anstatt nur sechs Verteidiger pro Begegnung einsetzen. Das macht das Team variabler und verschafft talentierten Nachwuchskräften wie Mikhail Sergachev, Slater Koekkoek und Jake Dotchin wertvolle Eiszeit. Überhaupt Sergachev: Der 20-jährige Russe, den der Klub beim NHL Draft 2016 an Gesamtposition 9 ausgewählt hatte, war die Entdeckung der vergangenen Saison. Als Rookie bestritt er 2017/18 insgesamt 79 Partien in der Hauptrunde und verbuchte dabei 40 Punkte (9 Tore, 31 Assists). In den Stanley Cup Playoffs gehörte er bereits zu den Top 4 der Lightning-Defensive. Wenn er sein Spiel kontinuierlich weiterentwickelt, steht ihm eine große Zukunft bevor.
Die Offensive ist das Prunkstück
Das Prunkstück der Lightning ist fraglos die Offensive. Hinter dem Top-Sturm J.T. Miller, Steven Stamkos und Nikita Kucherov tummeln sich mit Ondrej Palat, Brayden Point, Tyler Johnson, Alex Killorn und Yanni Gourde weitere Angreifer mit reichlich Scoring-Potenzial. Niemand traf in der abgelaufenen Spielzeit häufiger ins Schwarze als Tampa Bay. Die 290 erzielten Tore bedeuteten zugleich einen Franchise-Rekord. Die Gegner werden sich etwas einfallen lassen müssen, wie sie Sand ins Getriebe dieser Tormaschine streuen wollen.

Unterzahl ist die Schwäche des Teams
Dennoch ist selbst ein Top-Ensemble wie die Lightning nicht frei von Schwächen. Probleme bereitete den Akteuren zuletzt vor allem das Penalty-Killing. Das war einer der Hauptgründe, weshalb es in diesem Frühjahr nicht für den Cup-Sieg reichte. Von den 16 Vertretungen, die das Ticket für die Postseason lösten, stand Tampa Bay mit einer Erfolgsquote von 75 Prozent lediglich an elfter Stelle, was das Unterzahlspiel anbelangt. In den sieben Duellen gegen die Capitals kassierten sie vier Gegentore bei 17 Überzahlsituationen ihres Gegners. Für dieses Defizit muss Coach Cooper eine Lösung finden.
Talente wollen in den hochkarätig besetzten Kader
Von den Talenten in der Organisation der Lightning wird vor allem Adam Erne und Alexander Volkov zugetraut, dass sie einen festen Platz im NHL-Aufgebot erobern. Rechtsaußen Volkov, der am 2. August seinen 21. Geburtstag feierte, schoss für Tampa Bays AHL-Filiale Syracuse in der zu Ende gegangenen Saison 23 Tore. Der meist auf dem linken Flügel agierende Erne pendelte in den letzten zwei Jahren zwischen Syracuse und Tampa Bay hin und her. In der NHL sind für den 23-Jährigen bislang 49 Hauptrunden-Spiele und sieben Punkte (sechs Tore, ein Assist) verzeichnet.
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Tampa eindeutig weiterhin ein Favorit
Aufgrund der hohen Qualität und der enormen Tiefe des Kaders zählen die Lightning einmal mehr zu den heißen Anwärtern auf den Stanley Cup. Sollten die Stars ohne Verletzungen durch die reguläre Saison 2018/19 kommen, dürfte die Playoff-Qualifikation in der Atlantic Division nur eine Formsache sein. Danach entscheiden neben dem Können auch das Glück und die Tagesform, ob es mit dem zweiten Triumph nach 2004 klappt.