WSH@EDM: Draisaitl feuert den Puck unter Holtbys Arm

50 Tore - es ist die magische Grenze, die jeder Torjäger im Sinn hat, sobald er in der NHL spielt. Doch nur wenige Spieler erreichen die Marke. 82 Partien in der regulären Saison hat man Zeit. Man muss im Schnitt öfter als jedes zweite Spiel treffen. Das ist nicht einfach. Die Torhüter kennen genau das Schussbild des Gegners. Die Verteidiger bemühen sich, den Top-Stars noch weniger Platz zu geben, als in der NHL ohnehin schon üblich.

Und doch glückt es immer wieder einigen Akteuren, die 50-Tore-Marke zu knacken. Sieben Spieler sind noch in der NHL aktiv, denen das gelungen ist. Corey Perry, Sidney Crosby und Evgeni Malkin schafften es jeweils einmal. Ilya Kovalchuk und Steven Stamkos kamen zweimal auf 50 Treffer oder mehr. Bereits achtmal realisierte das Alex Ovechkin. In der vergangenen Saison schloss sich der Deutsche Leon Draisaitl dem elitären Zirkel an.
Insofern war das Duell zwischen den Edmonton Oilers und den Washington Capitals mit Spannung erwartet worden. Trafen doch mit Draisaitl (Oilers) und Ovechkin (Capitals) zwei der besten Torjäger im direkten Duell aufeinander. Und beide ließen sich nicht lumpen. Mit dem besseren Ende für Draisaitl.
Beide trafen jeweils doppelt. Ovechkin ist zwar mittlerweile 34 Jahre alt, von seiner Torgefahr hat er allerdings nichts eingebüßt. Im Gegenteil. Er ist immer noch eine echte Bedrohung für das gegnerische Tor, sobald er den Puck bekommt. Seine Spezialität ist die Direktabnahme aus dem Bullykreis in der Angriffszone. Nicht umsonst wird dieser Bereich mittlerweile "Ovechkin's Office" (Ovechkins Büro) genannt.

draisaitl mcdavid

Zur Saison 2005/06 kam der Russe, der 2004 an erster Stelle beim NHL Draft von den Capitals gezogen wurde, in die NHL. Seitdem hat kein Spieler mehr Tore im Oktober geschossen als er. Durch den Doppelpack in Edmonton am Donnerstag hat Ovechkin 100 Treffer im Monat Oktober auf dem Konto. Und er klettert auch immer weiter in den Rekordlisten. Sein zweites Tor in Edmonton, ein Powerplaytreffer, macht ihn zum Spitzenreiter, was Auswärts-Powerplaytore in der Liga angeht. 125 sind es mittlerweile. Damit hat er Brett Hull überholt. Und Hull musste in den Bestenlisten gleich noch mal Platz machen für Ovechkin. Nämlich in der Liste der Partien mit zwei oder mehr Toren vor dem 35. Geburtstag. Da steht Ovechkin jetzt an Position drei mit 134 Spielen. Nur Wayne Gretzky (182) und Mario Lemieux (140) hatten noch mehr. Knapp ein Jahr hat Ovechkin noch Zeit, um Lemieux einzuholen. Man lehnt sich wohl nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man sagt, dass er Lemieux noch einholt, so er verletzungsfrei bleibt. Ovechkin hat mit dem jüngsten Doppelschlag außerdem noch Marcel Dionne überholt, bei den erzielten Toren vor dem 35. Geburtstag (665). Auch hier liegen nur noch Gretzky (803) und Lemieux (682) vor ihm. Spielt Ovechkin eine für seine Verhältnisse "normale" Saison, holt er Lemieux noch ein.
Von solchen Rekorden ist Draisaitl selbstverständlich noch ein gutes Stück entfernt. Doch der gebürtige Kölner und ehemalige Spieler der Jungadler Mannheim hat schon früh seine Torjägerqualitäten unter Beweis gestellt. 24 Jahre wird er erst am 27. Oktober. In der Liste der Aktiven mit 50 Treffern oder mehr ist er der Jüngste. Draisaitl arbeitet hart daran, die Lücke auf Ovechkin zu schließen.

WSH@EDM: Draisaitl, McDavid gemeinsam zum OT-Sieg

Dabei profitiert er natürlich vom Zusammenspiel mit Connor McDavid. Wie beim 4:3-Sieg nach Verlängerung gegen die Capitals. Das Siegtor in der Overtime war eine astreine Koproduktion des "dynamischen Duos" des Teams aus der Provinz Alberta. Es ist fast schon unfair, wenn Draisaitl und McDavid in einer Zwei-gegen-eins-Situation aufs Tor zufahren. Gegen die Capitals war das beim Siegtreffer zu bewundern. Mit einem zentimetergenauen und exakt getimten Doppelpass ließen die beiden einen Verteidiger aussteigen und auch Keeper Braden Holtby keine Chance. "Wenn sie reingehen, macht das viel Spaß, wenn nicht, weniger", meinte Draisaitl nach dem Spiel. In der Situation wäre er McDavid auch nicht böse gewesen, wenn es dieser selbst versucht hätte.Mit seinem jüngsten Treffer hat sich Draisaitl
dann doch bereits in ein Geschichtsbuch eingetragen. Wenn auch vorerst einmal "nur" in das der Oilers. Denn das Siegtor in der Verlängerung war bereits das achte in der Karriere des jungen Deutschen. Damit hat er sowohl seinen Teamkollegen McDavid als auch Oilers-Legende Jari Kurri hinter sich gelassen. Gut, dieses Kapitel ist noch nicht abgeschlossen, solange sich Draisaitl und McDavid weiterhin so mustergültig bedienen wie jüngst gegen Washington.
Da ist es bedauerlich, dass Draisaitl und Ovechkin erst wieder am 16. März in Washington aufeinandertreffen. Doch Draisaitl selbst will in die direkten Duelle der beiden Scharfschützen nicht zu viel hineininterpretieren. "Darüber mache ich mir nicht so viele Gedanken", meinte er. Das überlasse er lieber den Medien. Die haben sich den Termin Mitte März bestimmt schon genauso im Kalender angestrichen wie die Fans. Denn auch für die Anhänger sind solche Duelle ein besonderes Spektakel. Ob beide dann wieder auf dem Weg sind, die magische Marke von 50 Toren zu brechen? Einen guten Saisonstart haben Draisaitl und Ovechkin schon mal hingelegt.