Canada WJC

Im Lager der Schweizer Juniorennationalmannschaft darf man sich besten Gewissens gegenseitig auf die Schultern klopfen. Vielleicht ist der diesjährige Auftritt bei der U20-WM im US-amerikanischen Buffalo nicht als voller Erfolg auf ganzer Linie zu verbuchen, doch die Schweiz erreichte das im Rahmen ihrer Möglichkeiten liegende Ziel.

Kraftakt gegen Weißrussland bringt Schweiz ins Viertelfinale
Mit einem Auftaktsieg am 27. Dezember gegen Weißrussland stellte die eidgenössische Juniorenauswahl die Weichen in Richtung Viertelfinaleinzug. In einer hochdramatischen Partie vor 5.224 zahlenden Gästen im KeyBank Center setzte sich die Schweiz, dank Philip Kurashevs Siegtreffer zum 3:2 im Schlussabschnitt gegen den Underdog aus der Turniergruppe B durch.
"Ich habe einfach versucht, den Puck auf das Tor zu bringen", erklärte sich Kurashev später.
Insgesamt versuchte die Schweiz 39 Mal, den Puck aufs Tor zu bekommen, doch der weißrussische Schlussmann Andrei Grishenko wollte es den jungen Schweizern nicht leichtmachen und parierte einen Angriff nach dem anderen. Der Auftakterfolg sollte sich als wahrer Kraftakt herausstellen.
So hatten die mit zahlreichen Spielern der Jahrgänge 1999 und 2000 angereisten Eidgenossen bereits im ersten Gruppenspiel ihre Körnchen vergeben. In den weiteren Vorrundenpartien hatten sie nicht mehr genug im Tank, um den hochfavorisierten Mannschaften aus Russland, Schweden und Tschechien gefährlich zu werden.
In der Runde der letzten Acht bekam es die Schweiz mit einem wahrhaftigen Übergewicht zu tun. Team Kanada, das nach der Finalniederlage im Vorjahr lüstern nach der Goldmedaille war, machte kurzen Prozess mit dem Schweizer Nachwuchsteam. Doch auch von der 2:8-Niederlage ließ sich niemand die Laune verderben.
"Ich denke, dass wir ein gutes Team haben", erklärte Kapitän Nando Eggenberger. "Wir haben das entscheidende Spiel in der Gruppenphase gewonnen. Natürlich wollten wir noch weiter kommen, aber wir müssen uns eingestehen, dass sie einfach besser waren. Jetzt müssen wir uns auf das nächste Jahr konzentrieren. Jeder Spieler muss stärker, disziplinierter und cleverer werden."

Kanada vergoldet Turnier in Finalkrimi gegen Schweden
All diese Attribute zeichnete die kanadische Auswahl schon im diesjährigen Turnier aus. Zusätzlich bewies das mit sieben Erstrundendraftpicks angereiste Team Kanada Moral. Im prestigeträchtigen Duell gegen die USA vor 44.592 Fans im New Era Field kassierte Kanada eine schmerzhafte 3:4-Niederlage nach Penaltyschießen. Doch obwohl das als vorgezogene Finale herbeigesehnte Kräftemessen unter freiem Himmel nicht wie erhofft verlief, ließ sich Kanada zu keiner Zeit aus dem Konzept bringen.
Die Junioren aus dem Mutterland des Eishockeys gaben jene Antwort, die sich die Verantwortlichen um Headcoach Dominique Ducharme erhofft hatten. Wie ausgewechselt sollte Kanada in den folgenden Partien gegen Dänemark, die Schweiz und Tschechien agieren.

Im letzten Gruppenspiel ließen sie gegen Dänemark nichts anbrennen. Ein ungefährdeter 8:0-Erfolg gegen die Wikinger bescherte den Kanadiern das nötige Selbstvertrauen für die folgende KO-Runde.
Kanada besann sich auf seine Qualitäten und legte eben jene Marschroute vor, die sie später zur Goldmedaille führen sollte. Ihrem harten, zielstrebigen und kompromisslosen Eishockeyspiel hatte weder die Schweiz, noch die Tschechische Republik im Halbfinale (7:2) etwas entgegenzusetzen.
Erst im Endspiel wurde Kanada wieder mächtig gefordert. Die bis dato ungeschlagenen Schweden gingen mit geschwollener Brust ins Spiel um Gold und wollten das Maximum aus einem grandiosen Turnier herausholen. Nach drei vierten Plätzen in Folge hatten die Schweden Edelmetall zwar schon sicher, zufriedengeben wollten sie sich damit jedoch nicht.
Schweden erwies sich am Freitagabend als ein würdiger Finalgegner für Kanada. Anders als in den Spielen zuvor reichte den Kanadiern kein lockeres Schaulaufen zum Triumph. Die Tre Kronor brachten Kanada mehrmals in Bedrängnis und hielten das Spiel bis zur 59. Spielminute offen.
Dann schlug die Stunde von Tyler Steenbergen. Ein hartes Zuspiel von Conor Timmins lenkte Steenbergen, der im Turnierverlauf oft nur Stürmer Nummer 13 war, gekonnt ins schwedische Gehäuse.