Svechnikov, Forsberg schießen Tore im Lacrosse-Stil

Ein Tor ist ein Tor ist halt ein Tor, letztendlich zählt doch nur das Ergebnis - von wegen!

Wer juchzt nicht vor Begeisterung, wenn ein Alex Ovechkin vom linken Bullykreis abzieht und der Puck millimetergenau im oberen Eck des Gehäuses einschlägt? Wer schreit nicht hurra, wenn sich ein Connor McDavid elegant durch die Abwehrreihen tanzt und im Anschluss mit einem Schlenzer den Torwart alt aussehen lässt? Und wer führt keinen Freudentanz auf, wenn ein David Pastrnak die Scheibe mischt bis dem Gegner schwindlig wird und sie anschließend einnetzt? Es ist in solchen Momenten egal, ob das eigene Herz für die Washington Capitals, die Edmonton Oilers oder die Boston Bruins schlägt, denn man verneigt sich vor dem Können eines jeden dieser Ausnahmestürmer.
Tore beim Eishockey sind wie das weiße Gold in der Suppe, und wenn sie auch noch glitzernd daherkommen, dann werden wir von ihnen verzückt wie Audrey Hepburn alias Holly Golightly von der Auslage bei Tiffany's. Um beim Vergleich zu bleiben, mit der Gravur eines Rings aus dem Kaugummiautomaten müssen wir uns nicht begnügen, denn selten haben uns die Spieler mit außergewöhnlichen Treffern so fürstlich unterhalten wie in der laufenden Saison.
Es verging kaum ein Spieltag, an dem nicht ein Tor dabei gewesen war, das es nicht verdient gehabt hätte, in den Highlight-Videos des Jahres gewürdigt zu werden. Es entsteht bereits der Eindruck, als hätten die Eishockeycracks der NHL einen zusätzlichen Wettbewerb ausgeschrieben: Wem gelingt das schönste und kurioseste Tor des Jahres? Hierbei nehmen sich die Spieler auch gerne Sportarten zum Vorbild, die im Normalfall auf weniger rutschigem Geläuf ausgetragen werden.Jüngster Neuzugang im Bunde der Tor-Magier ist Filip
Forsberg von den Nashville Predators. Am Dienstag gaben sich seine Predators die Ehre im Rogers Place von Edmonton. Nach einem wilden Beginn mit 6:6-Torschüssen in den ersten neun Spielminuten, erzielte Ryan Nugent-Hopkins die 1:0-Führung der Hausherren. Postwendend antwortete darauf Forsberg mit einem Kabinettstückchen a la Svechnikov, das es verdient hat, als 'doppelter Svechnikov' in die Eishockey-Enzyklopädie aufgenommen zu werden.
Ein Svechnikov: 'Als Svechnikov bezeichnet man im Eishockeysport ein Tor, das der Spieler von hinter dem Gehäuse erzielt, indem er mit einer fließenden Bewegung den Puck vom Eis auf seine in Spielrichtung gebogen Kelle bringt, den Schläger dreht, gleichzeitig anhebt und dann mit einem Schwung [an dem meist verdutzt dreinschauenden Schlussmann vorbei] ins Tor schlägt. Benannt wurde der Svechnikov nach Evgeny Svechnikov, einem russischen Eishockeyspieler von den Carolina Hurricanes in der NHL, der am 29.1 Oktober 2019 in einer Partie gegen die Calgary Flames zum ersten Mal einen Treffer dieser Art geschossen hat. Am 17. Dezember des gleichen Jahres wiederholte Svechnikov seinen Geniestreich.

CAR@WPG: Svechnikov hebt den Puck ins Kreuzeck

Ein Svechnikov kann sowohl von links wie auch von rechts anlaufend zum Erfolg führen. Der erste Spieler, der zeigte, dass er Svechnikovs Kunststück ebenfalls beherrscht, war Filip Forsberg von den Nashville Predators am 14. Januar 2020. Der schwedische Stürmer erhöhte den Schwierigkeitsgrad der Übung, indem er mit dem Schläger zwischen den Beinen den Puck in die Höhe hievte.'
Mit Humor nahm Edmontons Schlussmann Mike Smith das Gegentor hin. "Ich sah, wie er den Puck aufhob und er traf meinen Handschuh, dann meinen Körper. Ich muss wohl noch ein paar Hamburger essen, damit ich noch ein bisschen fetter werde. Es macht Spaß einem solchen Tor zuzusehen, wenn man nicht selbst im Kasten steht, aber wenn man es dann doch ist, fühlt man sich eher wie ein Idiot", kommentierte Smith mit einem Schmunzeln den Treffer.
Der Schütze verriet, dass er das schon öfters ausprobiert habe, aber es ihm immer um Haaresbreite nicht geglückt sei, und wie er auf die Idee kam.
Ich glaube es war, als mein Bruder und ich Street Hockey gespielt haben. Ich bin mir sicher, er hat das immer probiert und dann wollte ich das auch versuchen", erklärte Forsberg.
Respekt zollten dem 25-Jährigen seine Teamkollege Pekka Rinne "Es war krank, es war unfassbar. Es war eines der schönsten Tore, die ich je live gesehen habe. Es gehört ein unglaubliche individuelles Können dazu und er packt das in einem Spiel heraus, das ist so beeindruckend." und sein Coach John Hynes "Das sieht man nicht allzu oft. Fil ist ein ziemlich begnadeter Spieler, also es war ziemlich imposant."
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Außergewöhnliche Treffer gab es deren viele in den ersten dreieinhalb Monaten der laufenden Saison. Besonders erwähnenswert wäre da noch das Tor von Rinne am 9. Januar im Spiel gegen die Chicago Blackhawks zum 5:2-Endstand. Zum ersten Mal seit dem 19. Oktober 2013 (Mike Smith für die Phoenix Coyotes) tauchte wieder ein Schlussmann als Torschütze im Spielberichtsbogen auf.
Seit der Spielzeit 2015/16 nimmt die Torausbeute der Teams zu (von 2,71 auf 3,02). 4374 Mal fand das schwarze Hartgummigeschoss in 724 Partien den Weg ins Netz.
Diese Saison werden wir ganz schön verwöhnt. Und wie es einmal so ist, wenn einem ein Höhepunkt nach dem anderen geschenkt wird, kann man nicht genug davon bekommen.