SaadMW

An jedem Montag der Spielzeit 2017/18 wird NHL.com/de an dieser Stelle nach Themen suchen, welche etwas abseits des täglichen Spielgeschehens liegen und die Themen beleuchten, welche den Puls der Liga im Hintergrund bestimmen. Sportliche Krisen, ein intensiverer Blick auf die aktuellsten Themen der NHL, grundsätzliche Entwicklungen welche die Diskussionen derzeit bestimmen. Wir sorgen dafür, dass nichts davon unbeachtet bleibt.
Heute beschäftigen wir uns ausführlicher mit der Entwicklung des '3 gegen 3'-Formats in der Verlängerung.

In der Spielzeit 2014/15 gab es in der NHL insgesamt noch 169 Entscheidungen durch Shootout zu bestaunen. Das heißt, nach Ende der regulären Spielzeit und der Verlängerung wurde der Sieger per Penaltyschießen ermittelt. Durch die Formatänderung, die Overtime zukünftig im Format '3 gegen 3' zu spielen, sank diese Zahl bereits in der Premierensaison 2015/16 auf Anhieb auf 107. Zuletzt waren es nur noch 99 Spiele, die durch einen Shootout entschieden werden mussten.
Zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres waren es übrigens deren sechs, in diesem Jahr bisher fünf Spiele. Es sieht so aus, als könnte es auch in diesem Jahr wieder eine Tendenz weg von diesem Weg der Spielentscheidung geben, würden auch in 2017/18 mehr Spiele vorzeitig in der Overtime entschieden. Der Format '3 gegen 3' erfüllt genau die Erwartungen, die man seitens der Liga seinerzeit in es gesetzt hatte.
Es wirkt derzeit tatsächlich so, als habe der Shootout seine Blütezeit, in der er als großes Spektakel die Herzen der Fans höher schlagen ließ, bereits hinter sich, und als würde dieser nach und nach vom neuen Format der Verlängerung mit geringerer Spieleranzahl auf dem Eis abgelöst.

Und das hat unzweifelhaft deutliche Vorteile, ist der Shootout doch, ähnlich wie das Elfmeterschießen im hiesigen Fußball, ein Format mit immensem Glücksfaktor. Die Möglichkeit den Sieg auf dem Feld mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit doch noch sportlich tatsächlich auszuspielen, erscheint da für viele deutlich attraktiver, für Sportler, aber auch für die Fans.
Schon bei der Einführung des Formats '3 gegen 3' setzten die Macher genau darauf ihre Hoffnungen. Die Zahl der Tore in der Verlängerung sollte durch diese Neuerung vor gut zwei Jahren erhöht, die Zahl der Shootouts somit reduziert werden.
Das 'NHL/NHLPA Competition Committee' und das 'Board of Governors' waren sich damals auf Anhieb in der Sache einig. Im Vorfeld hatte die AHL einen Testlauf durchlaufen, in dem man eine siebenminütige Overtime vereinbart hatte, bei der die ersten drei Minuten im Format '4 gegen 4', und die verbleibende Zeit, sofern sie denn noch notwendig wurde, dann '3 gegen 3' gespielt wurde. Und die Ergebnisse waren frappierend. Statt zuvor rund 35 % der Spiele, wurden plötzlich rund 75 % noch innerhalb der Overtime entschieden.
NHL Commissioner Gary Bettmann prognostizierte seinerzeit ähnliche Verhältnisse in der besten Eishockeyliga der Welt, berechnete mit seinem Team eine durchschnittliche Zeitspanne in der Verlängerung von 2:49 Minuten bis es hierbei zu einem Treffer kommen würde.

hynes-huddle

John Hynes, der Trainer der New Jersey Devils, findet jedenfalls großen Gefallen an diesen so spektakulären Minuten: "Das ist doch tolles Eishockey. Es ist unterhaltsam für die Fans. Das beim '4 gegen 4' immer noch vorhandene Sicherheitsdenken im Spiel wird so noch einmal dramatisch reduziert. Es gibt viel freien Raum auf dem Eis. Man braucht sein ganzes Können dabei."
Weniger glücklich damit sind naturgemäß die Torhüter, welche sich immer häufiger einer Überzahl an Stürmern gegenübersehen.
"Man muss die Scheibe haben, auch Wechseln während man den Puck in den eigenen Reihen hat. Das bringt die Goalies vermehrt mit in das Spiel, ihre Rolle wird also immer wichtiger dabei", bestätigt auch Hurricanes-Trainer Bill Peters.

Capitals-Verteidiger John Carlson sagte den Erfolg des Formats bereits vor dessen Einführung voraus: "Eine Überzahlsituation mit Leuten wie Kuznetsov und Alex Ovechkin auf dem Eis. Das kann man dann sicherlich viel häufiger erleben. So wird es kommen. Die Teams werden sich nicht hinten reinstellen, es wird viel mehr auf Sieg gespielt werden, man will das Spiel für sich entscheiden." Und genau so ist es tatsächlich gekommen.
Das erneuerte Format des NHL All Star Games hat mit dazu beigetragen, dass dieses Format ein großer Erfolg wurde. Besonders viel Freude bereitete hier zum Beispiel das '3 gegen 3' zuletzt im Staples Center zu Los Angeles, als den Fans so ein regelrechtes Spektakel der besten Kufencracks der Liga geboten wurde.
Central Division Torhüter Corey Crawford und Devan Dubnyk werden das Goalhorn von dort vielleicht sogar jetzt noch im Ohr haben, kassierten sie so doch jeder alleine fünf der insgesamt zehn Gegentreffer ihrer Division. Superstars wie Sidney Crosby und Ovechkin dort als Partner in einer Angriffsformation sehen zu können, das zeigte den ganzen Reiz der Sache, wenn man technisch so beschlagene Spieler im direkten Zusammenspiel bewundern darf. Dieser Attraktivitätsgewinn hat sich in der Liga zuletzt entsprechend gezeigt.

Nathan MacKinnon von den Colorado Avalanche gab im Rahmen dieser Veranstaltung damals schon zu Protokoll: "Ich glaube, dass die Fans des Shootouts schon ein wenig überdrüssig waren. Ich habe das früher als Kind auch immer gerne gesehen. Aber das '3 gegen 3' ist so attraktiv, da wünscht man sich glatt 10 Minuten davon, oder aber ein offenes Ende bis zur Entscheidung."
Auch Tyler Seguin von den Dallas Stars denkt nur positiv über die neue Art der Entscheidungsfindung. "Ich mag einfach das '3 gegen 3'. Und es funktioniert. Wir haben zuletzt kaum noch Shootouts gespielt."
Ottawas Kapitän Erik Karlsson ergänzte: "Es funktioniert so wirklich gut. Es werden viel mehr Spiele vorzeitig entschieden. Das Format werden wir daher wohl noch eine ganze Weile beibehalten, bevor es irgendwann vielleicht wieder einmal eine Veränderung in diesem Bereich gibt."
Ein Blick auf die aktuellen Zahlen belegt das eindrucksvoll. Schön, wenn eine Veränderung der Regeln in einer Sportart einmal weitestgehend unumstritten ist und fast ausschließlich positiv aufgenommen wird.