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Eishockeyfans in Kanada durchlitten zuletzt eine doch eher schwierige Zeit. Im vergangenen Frühjahr erreichte nämlich erstmals keines der aktuell sieben kanadischen Teams der NHL mehr die Playoffs. Seinerzeit ein für die Eishockeynation schlechthin nur sehr schwer zu akzeptierender Umstand, und natürlich ein gravierender Schlag für das Selbstverständnis des selbsterklärten Eishockeymutterlandes.

Nun allerdings, und das belegen auch die Ergebnisse der heutigen Nacht ganz frisch, in der sowohl die Montreal Canadiens als auch die Calgary Flames weitere Erfolge für die Ahornblätter einfahren konnten, scheint es, wenn man schon einmal ein kurzes, sehr frühes Fazit des Saisonstarts ziehen will, bei allen sieben Teams durchaus wieder berechtigten Grund für neuen Optimismus zu geben, dass sich dieses Trauerspiel so schnell nicht noch einmal wiederholen dürfte.
Die Edmonton Oilers, von ihrer neuen Halle und jungen Talenten offensichtlich stark beflügelt, finden sich plötzlich ganz oben in der Tabelle wieder. Zuletzt völlig unvorstellbar, zierte man doch über Jahre hinweg das Tabellenende der besten Eishockeyliga der Welt.
Auch die Vancouver Canucks, vor Saisonbeginn eher unten als oben in der Liga erwartet, und die traditionsreichen, zuletzt aber ebenfalls recht erfolglosen Montreal Canadiens starteten erfolgreich in die neue NHL-Spielzeit.
Die Canucks gewannen direkt ihre ersten vier Heimspiele, Connor McDavid und Milan Lucic führten die Oilers zu ungeahnten Erfolgsserien, machen diese zu einem ernsthaften Playoffkandidaten. Zuletzt beides so sicherlich längst nicht zu erwarten.
Die Canadiens ihrerseits übernahmen in der Nacht mit nun 11 Punkten aus sechs Spielen sogar kurzzeitig die Tabellenführung aller Clubs, sind bisher noch immer in regulärer Spielzeit vollständig unbezwungen.

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Das kann sich sehen lassen in dieser grundsätzlich so ausgeglichenen Liga.
Auch die Ottawa Senators, wenn auch noch immer nicht unbedingt ein großer Fanliebling im Lande, starteten mehr als solide in die neue Hauptrunde. Drei der ersten vier Spiele konnten von ihnen gewonnen werden.
Und die legendären Toronto Maple Leafs und die aufstrebenden Winnipeg Jets haben zudem die große Euphorie rund um ihre jungen Top-talente Patrik Laine und Auston Matthews, welche die Fans beider Franchise von einer glorreichen Zukunft zumindest träumen lassen, und die ihr Potential in den ersten Punktspielen auch bereits teilweise eindrucksvoll untermauern konnten.
Den geringsten konkreten Anlass zum Träumen scheinen da vielleicht aktuell noch die Calgary Flames zu haben. Aber auch diese müssen sich mit ihrem Saisonstart bisher wahrlich nicht verstecken, bezwangen sie heute Nacht ja u.a. auch die durchaus hoch gehandelten Chicago Blackhawks auswärts, fanden so, nach vergleichsweise schwachem Start, ebenfalls wieder Anschluss an vordere Tabellenregionen.
Wie wichtig der aktuelle und zukünftige Erfolg der kanadischen Teams grundsätzlich für die Liga ist, das konnte der Beobachter im vergangenen Frühjahr hautnah miterleben. Ganz ohne die große Begeisterung im Mutterland des Eishockeys fanden die Playoffs im TV des Landes nämlich nur ungewohnt geringes Interesse.

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Dies hat sich nun, auch in Anbetracht des Heritage Classic am Wochenende in Winnipeg, wo die Oilers die heimischen Jets mit 3:0 bezwingen konnten, allerdings wieder ganz gründlich geändert. In Kanada spricht man aktuell wieder an jeder Ecke über den Nationalsport auf Kufen. Eishockey ist zuletzt wieder richtig "sexy" geworden in Kanada, wenn man so will. Angefacht ursprünglich natürlich auch schon ein Stück weit vom Triumph von Team Kanada beim World Cup of Hockey 2016 im September.
Die jüngsten Leistungen aller sieben NHL-Teams geben Fans und Beobachtern in Kanada derzeit viele Gründe zum Träumen, die jungen Stars beschäftigen die Fans dabei ebenso intensiv wie die Experten.
Nichtausgeschlossen also derzeit auch, dass das nächste Frühjahr eishockeytechnisch endlich mal wieder ein wahrhaft traumhaftes für Kanada wird.