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Die Ernüchterung bei den Toronto Maple Leafs war groß am Samstagabend. "Wir sind es leid, uns so zu fühlen", entfuhr es Angreifer Mitchell Marner nach der 1:2-Heimniederlage gegen die Tampa Bay Lightning in Spiel 7 der ersten Runde in den Stanley Cup Playoffs. Wieder einmal muss die Mannschaft gleich nach der Auftaktserie der Endrunde die Spinde in der Kabine räumen und die Offseason einläuten. Die Gründe, warum dieses Jahr erneut nichts aus einem längeren Playoff-Run geworden ist, sind nicht leicht auszumachen. Vieles funktionierte in den Duellen mit den Lightning richtig gut. Dennoch gibt es Ursachen für das Scheitern.

Mangelndes Sieger-Gen
Die Maple Leafs besitzen in den entscheidenden Momenten kein Sieger-Gen. Dieses Problem zieht sich wie ein roter Faden durch die jüngere Klubgeschichte. Seit 2004 hat Toronto keine Playoff-Serie mehr gewonnen. Sechsmal hintereinander hatte sich das Team zuletzt für die Endrunde qualifiziert und jedes Mal die Auftaktrunde in den Sand gesetzt. Fünfmal davon durch eine Niederlage beim alles entscheidenden Match der Serie.
Trösten können sich die Maple Leafs dieses Jahr damit, dass sie den Lightning als amtierendem Stanley Cup Champion auf Augenhöhe begegneten. Auf diesen Umstand wies Trainer Sheldon Keefe ausdrücklich hin. "Das Ausscheiden tut diesmal ganz besonders weh, weil wir uns gut verkauft haben und ihnen sehr nahegekommen sind. Was das hohe Niveau der Tampa Bay Lightning betrifft, gibt es keinen Zweifel. Und wir standen mit ihnen leistungsmäßig auf einer Stufe", sagte er.

Pauls zwei Tore bringen Lightning in zweite Runde

Eine Heimniederlage zu viel
Von einer Heimschwäche der Maple Leafs zu sprechen, wäre sicherlich übertrieben. Trotzdem waren die zwei Heimniederlagen gegen die Lightning genau eine zu viel. Nach dem überzeugenden 5:0 in Spiel 1 in der Scotiabank Arena hatte Toronto das Momentum auf seiner Seite. Doch durch die Pleite vor eigenem Publikum in Spiel 2 verflog die entfachte Euphorie gleich wieder. Beim Showdown schließlich konnte die Mannschaft aus dem Heimvorteil abermals kein Kapital schlagen.
Stürmerstars treffen im finalen Match nicht
Den Stürmerstars der Maple Leafs die Schuld am Aus zuzuweisen, wäre zwar aufgrund ihrer Leistungen in der Serie ungerechtfertigt. Dennoch bleibt nüchtern zu konstatieren, dass sie genau dann nicht ins Tor trafen, als es am meisten darauf ankam. Immerhin bereiteten Auston Matthews und Marner das einzige Tor ihres Teams in Spiel 7 durch Verteidiger Morgan Rielly vor.
Matthews brachte es in der Serie auf neun Punkte (vier Tore, fünf Assists), Marner sammelte acht Zähler (zwei Tore, sechs Assists), William Nylander sieben (drei Tore, vier Assists) und John Tavares sechs (drei Tore, drei Assists).
Letztlich fehlte es den Maple Leafs beim Showdown an Torschützen aus den hinteren Reihen. Die Lightning, bei denen die Top-Angreifer beim letzten Aufeinandertreffen ebenfalls unter Ladehemmung litten, hatten mit Doppelpacker Nicholas Paul genau so einen Akteur im Team.
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Gründe für Optimismus
Trotz des wiederholten Scheiterns besteht bei Toronto keinerlei Notwendigkeit für übertriebenen Aktionismus in der Vorbereitung auf die kommende Spielzeit. Die Mannschaft hat bewiesen, welche Qualität in ihr steckt. Mit 54 Auswärtssiegen und 115 Punkten in der regulären Saison sorgte sie für teaminterne Bestleistungen. Gleiches galt für die 60 Tore von Matthews.
Ruhe sollte deshalb erste Bürgerpflicht bei den Maple Leafs sein. Sie können sich dabei ein Beispiel an den Lightning nehmen. Die Verantwortlichen in Tampa vertrauten ihrem Spielerstamm, obwohl das Team 2017 die Playoffs verpasste, 2018 das Conference Finale verlor und 2019 in der ersten Playoff-Runde sang- und klanglos ausschied. Die Belohnung für die Geduld folgte mit den zwei Titelgewinnen 2020 und 2021.
Während der gesamten Serie gingen die Maple Leafs ans Limit. Das zeigt ebenfalls, dass das Innenleben intakt ist. "Ein paar Zentimeter haben gefehlt. Aber die Jungs haben alles gegeben", betonte Matthews.
Mit Michael Bunting hat Toronto ein vielversprechendes Talent im Kader, das Starpotenzial besitzt und den Fans in den nächsten Jahren noch viel Freude machen dürfte. Der Rookie schloss die reguläre Saison mit 63 Punkten (23 Tore, 40 Assists) aus 79 Einsätzen ab und wurde folgerichtig als Finalist für die Calder Trophy auserkoren. In den Playoffs verbuchte er drei Punkte (ein Tor, zwei Assists) in sechs Auftritten.
Flügelstürmer Marner machte deutlich, worauf es in den nächsten Wochen und Monaten vor allem ankommt. "Egal, wo wir alle den Sommer verbringen. Wir müssen dafür sorgen, dass wir noch stärker, schneller und entschlossener zurückkommen", schrieb er sich und seinen Mitspielern ins Stammbuch.