In der Vorsaison waren die Philadelphia Flyers eine der positiven Überraschungen der NHL. Das Team erwies sich die gesamte Spielzeit über als sehr unbequem zu bespielen und zog am Ende nicht nur in die Stanley Cup Playoffs ein, sondern erreichte in diesen sogar die zweite Runde. Dort scheiterte die Auswahl von Trainer Alain Vigneault in der Best-of-7-Serie nur knapp mit 3:4-Siegen an den New York Islanders.

Eine der großen Stärken der Flyers war über Monate hinweg der in der Tiefe ungewöhnlich ausgeglichen und breit aufgestellte Kader. Herausragende Superstars suchte man dort weitestgehend vergeblich. Die Mannschaft löste die Herausforderungen regelmäßig über eine große interne Geschlossenheit und zugleich eine gewisse Unberechenbarkeit im Angriff.
Zum Start der Saison 2020/21 überzeugte Philadelphia abermals durch genau diese Tugenden. Die Heimpremiere im Wells Fargo Center am Mittwoch endete nach einem attraktiven Spiel mit einem 6:3-Erfolg gegen die Pittsburgh Penguins.
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Besonders auffällig war dabei einmal mehr die große Tiefe im Kader. So erzielten sechs unterschiedliche Spieler die Treffer der Flyers. Alle vier aufgebotenen Angriffsformationen kamen prima aus den Startblöcken und trugen Erfolgserlebnisse zum emotionalen Derbysieg gegen den Rivalen aus Pittsburgh bei.
Philadelphia untermauerte durch diesen Sieg zugleich seinen Anspruch auf einen Spitzenplatz in der MassMutual East Division.
Herausragender Akteur beim Spiel gegen die Penguins war bei den Flyers Joel Farabee. Ihm gelangen insgesamt vier Punkte (ein Tor, drei Assists).
Bei den Flyers gab es neben dem psychologisch bedeutsamen Heimsieg, weitere Gründe sich zu freuen. So gelang Nolan Patrick sein erster Treffer nach 22 Monaten. Michael Raffl, Oskar Lindblom und Kevin Hayes demonstrierten im dritten Drittel, dass das Team über ausreichend Potenzial verfügt, eine enge Partie durch einen starken Schussspurt zu den eigenen Gunsten zu entscheiden.

Torhüter Carter Hart rundete mit 31 Paraden gegen den prominent besetzten Sturm der Penguins den gelungenen Auftakt ab. Dementsprechend zufrieden zeigten sich die Protagonisten nach der Schlusssirene.
"Ich fühle mich dieses Jahr viel wohler", sagte Vier-Punkte-Mann Farabee, der mit diesem Auftritt, überzeugend in seine zweite NHL-Saison startete. "Ich denke, wir hatten über den Herbst einige großartige Neuverpflichtungen. Ich habe daher das Gefühl, dass wir jetzt über vier wirklich gute Reihen verfügen. Als Mannschaft fühlen wir uns daher aktuell richtig gut."
Sonderlob ob seiner guten Darbietung vom Tage nahm er nur widerwillig an. "Ich persönlich hatte heute Abend einfach ein bisschen Glück mit einigen Abprallern", gab er sich im Hinblick auf seine eigene Leistung im Nachgang bescheiden.
Dabei bestand durchaus mehr Grund für ihn auf das Gezeigte stolz zu sein. Immerhin war das Tor zur 3:2-Führung im zweiten Drittel das erste Erfolgserlebnis für Farabee seit 308 Tagen.
Auch der Treffer von Teamkollege Patrick zum 2:1 für Philadelphia in der finalen Minute des Eröffnungsabschnitts beendete eine lange Durststrecke. Gleich in seinem ersten Spiel seit dem 2. April 2019 belohnte er sich mit einem Tor. Eine Migräneerkrankung hatte Patrick zu einer unfreiwilligen Pause gezwungen. Sein bis dato letzter Treffer datierte vom 9. März 2019.
Dementsprechend groß war die Freude bei seinen Mitspielern. "Es hat ziemlich Spaß gemacht, 'Patty' heute zu beobachten", sagte Stürmerkollege Travis Konecny. "Er ist im Moment in einer sehr, sehr guten Verfassung. Es ist einfach schön zu sehen, dass er wieder Spaß am Eishockey hat. ... Er arbeitet hart und er verdient es, dafür entsprechend belohnt zu werden."
Damit jedoch noch nicht genug der guten Nachrichten aus Philadelphia. Auch Lindblom beendete eine persönlich harte Zeit umgehend zum Saisonauftakt. Dieser durfte sich für sein Tor zum 5:3 im Schlussdrittel den ersten Punkt seit dem 30. November 2019 in den Statistikbüchern der NHL gutschreiben lassen. Zudem überzeugte er mit drei geblockten Schüssen, was teamintern einen Bestwert darstellte.

Der Stürmer war mit einer Knochenkrebsdiagnose konfrontiert worden, zeigte sich aber wieder gut in Form und fit. Zwar war Lindblom im September zum Saisonfinale der Flyers gegen die Islanders in den Spielen sechs und sieben der Serie bereits zu Einsätzen gekommen, war dabei aber noch punktlos geblieben.
"Diese beiden Jungs mit in der Umkleidekabine zu haben, ihre Persönlichkeiten und das, was sie in unser Team einbringen, hat unser Team definitiv für dieses Spiel gestärkt", befand Hayes, der Schütze des sechsten Tores, über Lindblom und Patrick.
"Oskar hat im vergangenen Jahr eine Menge durchgemacht. Jeder kennt seine Geschichte. Er hat wirklich hart gearbeitet, um wieder in diese Form zu kommen. Diese beiden Jungs sind Top-Spieler in dieser Liga, und heute Abend haben sie das gezeigt."
Dass er schon zum Auftakt in die neue Runde gut in Form ist, bewies auch der Österreicher Raffl, der den am Ende vorentscheidenden Treffer zur 4:3-Führung in der 46. Spielminute beisteuern konnte.
In 58 Spielen der Saison 2019/20 waren dem Villacher fünf Tore und drei Assists gelungen. Mit diesem auch für ihn persönlich erfolgreichen Auftakt untermauerte Raffl seinen Anspruch zu der ungewöhnlichen Flexibilität des Kaders auch in dieser Spielzeit ein möglichst großes Scherflein beizutragen.
Es war also ein rundherum gelungener Start für die Flyers, die am Freitag (7.p.m. ET; Sa. 1 Uhr MEZ; SN, TVAS, NBCSP, ATTSN-PT, NHL.tv) in einem weiteren Match gegen die Penguins an gleicher Stelle die nächste Chance bekommen werden, ihre Klasse und ihre immense Kaderbreite zu demonstrieren.