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Thomas Greiss führte sein Team am Montag als Starting-Goalie auf das Eis des Bell Center in Montreal. Zu diesem Zeitpunkt war ihm sicher noch nicht bewusst, dass sein Einsatz in dieser Partie noch länger für Gesprächsstoff sorgen würde. Der letzte Auftritt von Beginn an lag für den deutschen Schlussmann elf Tage zurück. Bei der 6:4-Niederlage seiner New York Islanders wusste Greiss mit einer Fangquote von 81,3 % nicht zu überzeugen. Seit fast einem Monat konnte der 31-jährige Füssener kein Spiel mehr gewinnen, bei dem er das Tor ab dem Eröffnungsbully hütete. Der letzte Sieg datiert vom 16. Dezember, als Greiss beim 4:3-Overtime-Erfolg gegen die Los Angeles Kings 26 von 29 Schüssen abwehrte.

In der Begegnung mit den Montreal Canadiens konnte Thomas Greiss die Anzahl an Paraden, im Vergleich zum Spiel gegen L.A., verdoppeln und hielt 52 von 56 Schüssen. Das Kunststück von über 50 Saves in einem Spiel gelang vor dem Deutschen nur sechs Torhütern der Isles. Zuletzt trieb Dwayne Roloson, am 23.11.2009, die Toronto Maple Leafs mit 58 Abwehraktionen in den Wahnsinn. Für die Habs waren 56 Schüsse Franchise-Rekord bei einer Niederlage in der regulären Saison. Der Bayer Greiss hingegen verbuchte einen Karrierehöchstwert, nicht minder beeindruckend ist die Fangquote von 92,9% in dieser Begegnung.

Die Saison des Deutschen ist bisher durchwachsen. An die Leistungen seiner Karriere konnte Greiss noch nicht anknüpfen. Mit einer Save-Quote von 88,6 % und einem Gegentorschnitt von 3,89 liegt er weit entfernt von seinen Durchschnittswerten (91,3 % / 2,65 Gegentore pro Spiel). Auch im Vergleich mit dem Nummer-Eins-Goalie des Teams aus Brooklyn, Jaroslav Halak, zieht Greiss den Kürzeren. Die Werte des Slovaken sind mit einer Fangquote von 90,6 % und durchschnittlich 3,22 Gegentreffern pro Partie zwar nicht überragend, aber deutlich besser als die des Deutschen.
Trotz der schwierigen Saison und den schwachen Statistiken sieht die Punkteausbeute von Greiss stärker aus, als zu vermuten. Mit einer Bilanz von 10-6-2 als Starter ist Greiss sogar besser als Halak (13-13-2). Ein detaillierter Blick auf die Zahlen zeigt, dass er besonders im Dezember Schwierigkeiten hatte, seine Leistung abzurufen. Nur ein Sieg bei drei Niederlagen, alle nach regulärer Spielzeit, 4,85 Gegentore und ein Save-Prozentsatz von 83,5 % sprechen Bände. Auch der Blick auf die Auswärtsbilanz vor dem Spiel in Montreal ist schwach. Im Schnitt 4,29 Treffer des Gegners und nur 88,1 % gehaltener Versuche resultierten in eine Bilanz von 4-5-0.

Die Islanders werden hoffen, dass das Selbstvertrauen des Deutschen durch die herausragende Leistung zurückgekehrt ist und die alte Stärke wiederfindet. Greiss' nun ausgeglichene Auswärtsbilanz aufzubessern wäre für ihn und auch für das in der Fremde schwächelnde (10-13-1) Franchise notwendig, um den Einzug in die Stanley Cup Playoffs zu sichern.
"Greiss war der Unterschied, er hat uns die Chance gegeben zu gewinnen. Ohne diesen Einsatz, den er heute Nacht gezeigt hat, wären wir nicht in dieser Position", stellte John Tavares die historische Leistung des Schlussmannes heraus. Und wenn Greiss auch weiterhin die Gegner zum Verzweifeln bringt, wie Max Pacioretty und Jeff Petry nach zehn Sekunden in der Overtime, dann stehen die Chancen auf mehr Einsätze, auch in den möglichen Playoffs nicht schlecht.