Fiala

Die Hoffnung war da, doch der Stanley Cup wird bei seiner nächsten Tour durch die Welt nicht in Deutschland, der Schweiz oder Österreich Station machen. Die größten Hoffnungen ruhten aus deutscher Sicht zu Anfang wohl bei Leon Draisaitl und den Edmonton Oilers.

Doch die Oilers verabschiedeten sich schon früh beim Heimspiel, denn die Stadt in Alberta war zunächst Bubble City der Western Conference und danach auch Schauplatz der Conference Finale und der Serie des Stanley Cup Finale. Nach vier Spielen gegen die Chicago Blackhawks in der Stanley Cup Qualifikation war für die Oilers Endstation. Da halfen auch die drei Tore und drei Vorlagen des deutschen Superstars nicht. Der 24-Jährige wurde mit der Art Ross Trophy, der Hart Memorial Trophy und dem Ted Lindsay Award ausgezeichnet. Er würde diese individuellen Auszeichnungen wohl liebend gerne gegen den Cup eintauschen. Doch er muss sich mindestens eine weitere Spielzeit gedulden.
Ähnliches: [Die zehn besten Momente der Postseason]
Die Chancen, dass die Oilers in der kommenden Saison besser abschneiden, sind durchaus gegeben. Die Offensive des Teams aus der Provinz Alberta ist über jeden Zweifel erhaben. Wichtigste Baustellen von General Manager Ken Holland sind die Verteidigung und die Torhüterposition.
Große Hoffnungen - die hatten auch die Nashville Predators mit den beiden Schweizern Roman Josi und Yannick Weber sowie dem Deutschen Korbinian Holzer. Doch auch für die Predators war nach vier Spielen in der Qualifikation gegen die Arizona Coyotes die Saison vorbei. Den Predators fehlte es vor allem in der Offensive an Durchschlagskraft. Die Verantwortlichen haben schon angekündigt, dass es zu Veränderungen im Kader kommen wird. Josi, der die Norris Trophy als bester Verteidiger verliehen bekam, wird als Eckpfeiler der Defensive aber weiter zum Team gehören. Die Verträge von Weber und Holzer laufen allerdings aus.
Für den Österreicher Michael Grabner und die Arizona Coyotes war die Runde darauf gegen die Colorado Avalanche mit dem deutschen Torwart Philipp Grubauer Endstation. Die Coyotes wehrten sich tapfer, aber vor allem die Abwehr erwies sich als löchrig. Grubauer blieb dagegen das Verletzungspech auch in der K.o.-Phase treu. Mit ein Grund, warum in den Playoffs gegen Dallas in der zweiten Runde nach Spiel 7 die Spielzeit beendet war. Die Avalanche haben aber mit einer tief besetzten Offensive und einer guten Mischung aus jungen und erfahrenen Verteidigern gute Chancen, auch in den kommenden Jahren ein Wörtchen bei der Titelvergabe mitzureden. Grubauer steht noch ein weiteres Jahr in Denver unter Vertrag.

ARI@COL, Sp2: Grabner mit viel Speed zum Ausgleich

Eine Runde länger als die Oilers haben sich Tobias Rieder und die Calgary Flames gehalten. Sie lieferten dem späteren Finalisten Dallas Stars in der ersten Runde einen harten Kampf, mussten aber nach sechs Spielen die Segel streichen. Zuvor hatten die Flames in der Qualifikation die Winnipeg Jets in vier Spielen sehr souverän ausgeschaltet.
Rieder überzeugte dabei vor allem in Unterzahl. Dreimal traf er, als die Flames ein Mann weniger waren. An diese Marke kam in der Postseason kein anderer Spieler ran. Die Flames werden auch in den kommenden Jahren ein Anwärter auf die Playoff-Plätze sein. Ob der Landshuter aber noch Teil des Teams sein wird? Er braucht noch einen neuen Vertrag.
Nach vier Spielen in der Qualifikation hatten auch die Minnesota Wild mit dem Schweizer Kevin Fiala und dem Deutschen Nico Sturm Sommerpause. Die jungen, wilden Vancouver Canucks hatten mit 3:1 in der Serie das bessere Ende für sich. Die Formkurve ging bei den Wild allerdings in den letzten Wochen der regulären Saison nach oben. Die Mannschaft von Trainer Dean Evason gilt auch in den kommenden Jahren bei entsprechender Entwicklung als Kandidat für die Playoff-Plätze.

MIN@VAN, Sp2: Fiala hämmert sein zweites Tor rein

Ob das in der kommenden Saison auch schon wieder für die San Jose Sharks gilt? Der Schweizer Timo Meier wird mit seinen Toren jedenfalls alles dafür tun, damit die Sharks wieder in die Nähe der Playoff-Plätze kommen. Ein Teil dieser Mission will auch der junge Deutsche Lean Bergmann sein. Der 21-Jährige kam in der Saison 19/20 schon auf zwölf Einsätze. Doch ob die Sharks mit Coach Bob Boughner den Umschwung nach ihrem letzten Platz in diesem Jahr gleich in der nächsten Saison schaffen?
Ein solcher ist bei den New York Islanders nicht nötig. Die Mannschaft mit den beiden Deutschen Thomas Greiss und Tom Kühnhackl ist unter Coach Barry Trotz zu einem ernstzunehmenden Titelkandidaten gereift. Die neuen Titelträger Tampa Bay Lightning mussten alles geben, ehe sie in sechs Spielen die Islanders niedergerungen hatten. Die Islanders muss man auch in den kommenden Jahren auf der Rechnung haben. Ob Kühnhackl und Greiss dann noch dabei sein werden? Bei beiden laufen die Verträge aus.
Wohl noch etwas gedulden muss sich das Schweizer Trio in Diensten der New Jersey Devils. Gilles Senn, Nico Hischier und Mirco Müller (wird restricted Free Agent) müssten schon über sich hinauswachsen, um das drittschlechteste Team der Eastern Conference in die Playoffs zu befördern.
Gleiches gilt für den deutschen Nationalspieler Dominik Kahun und die Buffalo Sabres, bei denen der Schweizer Ralph Krueger als Trainer fungiert. Bei den Sabres laufen viele Verträge aus. Kahun kann Restricted Free Agent werden.
Noch mehr Geduld muss wohl das deutsche Talent Moritz Seider aufbringen. Die Detroit Red Wings, in deren Organisation er spielt, brauchen wohl noch ein paar Jahre, bis sie wieder in die Playoffs kommen.

SeiderShowcase

Bei Tim Stützle hängt viel davon ab, von welchem Team er gedraftet wird. Geht er schon an Position zwei, landet er bei den Los Angeles Kings, die zumindest auf dem Papier besser sind als das, was sie gezeigt haben. Wird er aber zu den Ottawa Senators oder nach Detroit gehen, muss er noch etwas warten, bis er Playoff-Eishockey erlebt.
Das gilt nicht für Nino Niederreiter und Jonas Siegenthaler. Wobei Verteidiger Siegenthaler mit den Washington Capitals wohl die besseren Karten auf einen Titel hat als Niederreiter mit den Carolina Hurricanes. Allerdings braucht auch Siegenthaler erst mal noch ein neues Arbeitspapier. Niederreiter wird eventuell unterstützt von Dominik Bokk, falls sich das deutsche Stürmertalent im kommenden Trainingscamp der Hurricanes durchsetzen kann.
Der Österreicher Michael Raffl und die Philadelphia Flyers haben in den Playoffs gute Ansätze gezeigt. Das gilt auch für die Columbus Blue Jackets mit dem Schweizer Dean Kukan und die Winnipeg Jets und den Eidgenossen Luca Sbisa, wobei dieser aufgrund auslaufenden Vertrages in Kürze wieder auf Teamsuche sein wird.
In der gerade beendeten Saison war also nichts zu holen für die Spieler aus dem deutschsprachigen Raum. Doch in den kommenden Jahren gibt es einige vielversprechende Kandidaten, die den Stanley Cup wieder mit nach Deutschland, Österreich oder in die Schweiz bringen könnten. Die vier Trophäen, die Draisaitl und Josi in dieser Saison einfuhren, sollten zumindest Ansporn für mehr sein.