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Der Optimismus in Winnipeg war hoch. Schließlich hatten es die Jets in der vergangenen Saison bis ins Finale der Western Conference geschafft. Doch diese Erwartungen sind nicht erfüllt worden. Im Gegenteil. Was ursprünglich als Langstreckenflug in den Playoffs geplant war, ist nach noch nicht mal dem ersten Zwischenstopp beendet.

Das Ausscheiden der Jets hat mehrere Gründe. Da ist zum einen die Heimschwäche. Drei Spiele durften die Jets in Manitoba bestreiten. Kein einziges haben sie gewonnen. Klar, sie haben dafür zweimal in St. Louis gewonnen. Aber das reichte am Ende eben nicht, um gegen eine topmotivierte Mannschaft aus St. Louis zu bestehen.
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Auch die Offensive der Jets blieb während der Serie in der Regel hinter den Erwartungen zurück. Nur einmal, beim 6:3-Erfolg in Spiel drei in St. Louis, fand die Abteilung Attacke richtig ihren Rhythmus. Das war unterm Strich zu wenig, um eine sehr solide Blues-Abwehr ernsthaft in Verlegenheit zu bringen. Das beste Beispiel für die Harmlosigkeit der Offensive lieferten die Winnipeg Jets ausgerechnet in Spiel 6: Im zweiten Drittel gelang ihnen gerade einmal ein Schuss auf das Tor von Jordan Binnington. Das ist ein Negativrekord in den Playoffs für die Franchise Atlanta Thrashers/Winnipeg Jets. "Es ist schwierig, den Cup zu gewinnen", meinte ein sichtlich enttäuschter Jets-Kapitän Blake Wheeler nach dem Ausscheiden. "Vielleicht war unser Bestes heute nicht gut genug. Wir haben bis zum Schluss gekämpft."
Apropos Binnington: Er entschied das Duell der Torhüter gegen Winnipegs Connor Hellebuyck klar für sich. Hellebuyck machte zu Beginn der Serie keinen sicheren Eindruck. Als er wieder halbwegs zu seinem Spiel gefunden hatte, bekam er wenig offensive Unterstützung. "Es ist schwer zu sagen, was da schief gelaufen ist", meinte Hellebuyck mit Blick auf die Serie. "Wir sollten jetzt aber nicht anfangen, mit dem Finger aufeinander zu zeigen. Die Blues sind ein gutes Team."

Dabei waren die Unterschiede gar nicht mal so groß. Das war nach den Vorgaben der regulären Saison aber auch nicht zu erwarten. Beide Mannschaften qualifizierten sich mit jeweils 99 Punkten für die Playoffs - die Winnipeg Jets als Zweiter, die St. Louis Blues als Dritter der Central Division. Beide hatten nur einen Zähler Rückstand auf Divisions-Champion Nashville Predators. Und so wurden fünf der sechs Spiele dieser Playoff-Serie mit einem Tor Differenz entschieden. Die St. Louis Blues fuhren alle ihre vier Siege mit einem Treffer Unterschied ein: 2:1, 4:3, 3:2 und 3:2. Die Winnipeg Jets hatten nur einmal, beim 2:1 nach Verlängerung in Spiel 4, in solch einer Partie die Oberhand.
Für die Thrashers/Jets-Franchise heißt das: zwei Siege und zwölf Niederlagen in der K.o.-Runde in Spielen, die mit einem Tor Differenz entschieden werden. Jets-Coach Paul Maurice befand dann auch, dass das Ausscheiden natürlich sehr schmerze. "Aber die Blues waren in manchen Bereichen einfach etwas besser." Das sah auch sein Kapitän so: "Hier und da hat ein Zentimeter gefehlt. Wir sind ja nicht verprügelt worden", meinte Blake Wheeler. Aber diesen Zentimeter müsse man im Sommer finden.
Irgendwie hatte man auch den Eindruck, dass es die Blues einfach mehr wollten, als die Jets. Wobei sicherlich auch eine Rolle gespielt hat, dass die Blues mit einem ganz anderen Momentum in die Serie gehen konnten. Zum Jahreswechsel waren sie noch das schlechteste Team der Liga, fanden ab Januar aber ihren Rhythmus. Dieses Momentum, diese Selbstverständlichkeit des Siegens, hatten die Jets zu keiner Phase der Serie.
Woher hätten sie diese auch nehmen sollen? In den Wochen vor den Playoffs lief es nicht gerade optimal für die Mannschaft von Paul Maurice. "Im vergangenen Jahr sind wir irgendwie mit mehr Zuversicht in die Playoffs gestartet", bekannte Jets-Stürmer Bryan Little. "In diesem Jahr hatten wir einfach nicht das Selbstvertrauen."

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Es wird ein langer und frustrierender Sommer für die Winnipeg Jets und ihre Fans. Nach dem Aus im Western Conference Finale in der vergangenen Saison müssen sie nun erneut zusehen, wie eine andere Mannschaft den Stanley Cup in die Höhe stemmt und eine Siegesparade veranstaltet. Dabei können die Jets durchaus mit Zuversicht in die Zukunft blicken - trotz dieses Rückschlags.
Die Winnipeg Jets haben eine talentierte Mannschaft beisammen, die auch in den kommenden Jahren mindestens die Playoff-Qualifikation schaffen kann. Dafür muss General Manager Kevin Cheveldayoff in den Sommermonaten aber einige schwierige Personalentscheidungen treffen. Die Stürmer Patrik Laine, der gegen die Blues in den ersten drei Spielen jeweils einmal traf, danach aber glücklos war, Kyle Connor, Andrew Copp sowie die Verteidiger Jacob Trouba, Joe Morrow, Nathan Beaulieu und Torwart Laurent Brossoit können am 1. Juli Restricted Free Agents werden. Die Stürmer Brandon Tanev, Kevin Hayes, Par Lindholm und Matt Hendricks sowie die Verteidiger Tyler Myers und Ben Chiarot können am 1. Juli Unrestricted Free Agents werden.
Hinzu kommt, dass bei Laine und Connor jeweils die Entry Level-Verträge enden. Eine saftige Gehaltserhöhung ist in beiden Fällen zu erwarten. Es wird schwierig, bei einem Salary Cap, der in der kommenden Saison bei 83 Millionen US-Dollar liegt, alle Spieler zu halten. Wahrscheinlicher ist, dass Kevion Cheveldayoff den einen oder anderen Akteur ziehen lässt (oder lassen muss). Die Nachwuchsspieler Mason Appleton und Kristian Vesalainen (beide Stürmer) stehen schon ebenso in den Startlöchern wie die Verteidiger Sami Niku und Tucker Poolman.
Den Jets und ihren Fans muss nicht bange vor der Zukunft sein. Im Gegenteil: Werden die richtigen Leistungsträger gehalten, bleibt der Kern der Mannschaft zusammen und schlagen die Jungen richtig ein, dann wird man in Winnipeg auch in den kommenden Jahren Playoff-Eishockey sehen.