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NHL.com/de Frage und Antwort Bericht genannt "Fünf Fragen an …" wird die komplette Saison über laufen. Wir sprechen über Schlüssel des Spiels und fragen die Spieler über Bereiche ihres Lebens, der Karriere und die letzten Neuigkeiten.
Die neueste Ausgabe präsentiert den jungen deutschen Stürmer Markus Eisenschmid:

Vor etwas mehr als einen Monat unterschrieb Eisenschmid einen Einstiegsvertrag bei den Montreal Canadiens. Der kürzlich 22 Jahre alt gewordene Marktoberdorfer aus dem bayerischen Ostallgäu spielt seit dem Jahr 2013 Eishockey in Nordamerika.
Nach seiner Zeit bei den Medicine Hat Tigers in der Western Hockey League, spielt er seit der vergangenen Saison bei den St. John's IceCaps in der AHL, dem Farmteam der Canadiens. Obwohl er nie gedraftet wurde, überzeugte er anscheinend die Verantwortlichen der Kanadier, ihm eine Chance zu geben.
Nun muss der Deutsche, den auch Bundestrainer Marco Sturm schon auf dem Notizzettel für die Nationalmannschaft hat, weiter durch Leistung überzeugen und auf seine Möglichkeit zu einem Einsatz in der NHL warten. Er wäre der erste Deutsche, der bei dem Rekordsieger der NHL zum Einsatz käme.
Seine beiden Schwestern Nicola und Tanja spielen ebenfalls Eishockey und sind für die deutsche Frauen-Nationalmannschaft aktiv, die am Wochenende in Japan die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2018 in Südkorea knapp verpassten.
Hier die fünf Fragen an Markus Eisenschmid:
Wie kam es dazu, dass in der Familie Eisenschmid Eishockey gespielt wird?
"Unser Papa hat früher Fußball gespielt und eigentlich gar keinen Kontakt zum Eishockey gehabt, außer dass er gerne als Zuschauer ins Stadion gegangen ist. Als mein großer Bruder Michi und meine Schwester Tanja alt genug waren, haben unsere Eltern die beiden auf das Eis geschickt, um Schlittschuhlaufen zu lernen, wie man es eben mit Kindern macht, wenn sie klein sind. Sportarten ausprobieren und wenn es ihnen gefällt, dann bleiben sie dabei.
Als ich alt genug war, habe ich mich auch auf das Eis gewagt, bin aber beim ersten Mal weinend vom Eis getragen worden. Dann war erst einmal Pause für mich, bis ich wieder später angefangen habe, weil ich bemerkte, wieviel Spaß meine Geschwister hatten. Mein Bruder war schon zu alt, als wir das Interesse am Eishockey entdeckten, deswegen hat er irgendwann wieder aufgehört. Tanja und ich waren in der Eislaufschule und uns hat es so gut gefallen, dass wir irgendwann einen Schläger in die Hand bekommen haben und anfingen mit den Kleinstschülern zu trainieren. Meine kleine Schwester Nici ist uns dann gefolgt und den gleichen Weg gegangen.

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Der große Traum von uns allen drei ist es bei der Olympiade zusammen teilzunehmen. Wenn man sich überlegt, wie alles angefangen hat und das jetzt eine Chance da ist, dass das auch klappen kann, ist es schon ein bisschen unglaublich. Aber natürlich wäre es das Coolste, was uns als Geschwister im Eishockey passieren kann. Leider haben die Frauen die Qualifikation für Südkorea gerade verpasst, aber wir sind noch jung und hoffen halt auf 2022."
Du spielst schon über drei Jahre in Nordamerika. Welche Dinge gefallen Dir dort und was vermisst Du aus der Heimat?
"Mir gefällt das Eishockey hier allgemein. Es hat einfach einen anderen Stellenwert und das macht Riesenspaß. Außerdem Reise ich hier viel und sehe dementsprechend auch einiges von Nordamerika. Natürlich vermisse ich meine Freunde und die Familie zuhause, aber auch Europa allgemein. Nordamerika ist riesig und wir müssen oft lange Strecken reisen. In Deutschland ist das alles viel einfacher. Damals dachte ich acht Stunden im Bus zu hocken wäre lang ... das ist mittlerweile Standard hier für mich.
Mir gefällt es generell hier und in Deutschland sehr gut. Ich freue mich jedes Jahr auf die Saison hier und meine Freunde wieder zu sehen, aber auch auf den Sommer in Deutschland, wo ich ein bisschen runterfahren kann."

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Du wurdest nie gedraftet. Wie hast Du trotzdem Deine Motivation aufrechterhalten in Nordamerika zu bleiben, bis es jetzt mit dem Vertrag bei den Canadiens klappte?
"Ich wollte damals, als ich gekommen bin, einfach spielen und mich weiterentwickeln. Ich stand in Hamburg unter Vertrag und wollte eigentlich nach zwei Jahren zurückgehen. So war ursprünglich der Plan. Den Draft habe ich natürlich in den drei Jahren, in denen ich verfügbar war, verfolgt und ich war schon ein wenig enttäuscht. Aber in meinem letzten Jahr hat sich Montreal fünf Minuten, nachdem der Draft vorbei war, bei mir gemeldet und sofort ins Camp eingeladen. Dann habe ich mir gedacht, du hast nichts zu verlieren und natürlich habe ich mich gefreut, dass ich durch meine Spielweise auf mich aufmerksam gemacht habe. Ich hatte Blut geleckt, dass noch mehr drin wäre, als der Plan, den ich ursprünglich hatte. Daher kam der Ansporn. Ich hatte ein gutes Camp, habe eineinhalb Jahre mit einem AHL Vertrag gespielt und jetzt bin ich hier mit einem NHL Vertrag. Ich hatte und habe immer noch das Ziel in der NHL zu spielen und die kleinen Erfolge haben mir Mut gemacht und mich vorangetrieben, Schritt für Schritt."
Wie würdest Du Deinen Spielstil beschreiben? Wo siehst Du Deine Stärken, aber eventuell auch noch Schwächen?
"Ich bin ein Zwei-Wege-Stürmer. Meine Aufgabe ist es in erster Linie defensiv sicher zu stehen und dann auch offensiv etwas beizutragen. Ich spiele wegen meiner läuferischen Fähigkeiten viel in Unterzahl, sowie in 3-3 und 4-4 Situationen. Das ist denke ich meine größte Stärke. Ich habe einen guten Schuss und weiß, wann ich wo sein muss. Ich könnte noch etwas an Gewicht und Kraft zulegen, aber das kommt hoffentlich in den nächsten zwei Jahren, so wie ich es haben will. Zudem muss ich noch ein bisschen an der Offensive arbeiten und den Puck mehr zum Tor bringen. Man schießt logischerweise keine Tore, wenn der Puck nie zum Tor gebracht wird. Von daher muss ich meine Stärken noch besser nutzen."
Verfolgst Du die deutschen Spieler in der NHL? Ist der Erfolg von Tom Kühnhackl (NHL Debüt mit fast 24 Jahren, SC Gewinn) auch Ansporn für Dich?
"Ja natürlich. Ich habe gegen fast alle auch schon selber gespielt oder sogar mit ihnen. Ich schaue mir jeden Tag die Highlights an und alles Drumherum. Tom ist auch ein gutes Beispiel und hat gezeigt, was alles möglich ist. Ich habe selbst noch gegen ihn gespielt, als wir letzte Saison auswärts in Wilkes-Barre angetreten sind und dann kurz darauf hat er den Call up von Pittsburgh bekommen und ist seitdem dort. Dass er den Stanley Cup dann auch noch gewinnen konnte, ist natürlich der Wahnsinn."