OTT@COL: Grubauer makes 34 saves in shutout victory

Vor der Stanley Cup Qualifikationsrunde fühlt NHL.com/de den 24 Teilnehmern auf den Zahn und wirft jeweils fünf wichtige Fragen auf, mit denen sich die Teams auseinandersetzen müssen. In dieser Ausgabe: Colorado Avalanche.

Die Colorado Avalanche spielten trotz vieler Verletzter eine starke reguläre Saison und schlossen diese mit 65,7 Prozent der erreichbaren Punkte als zweitbeste Mannschaft der Western Conference ab. Somit ist das Team aus Denver in der Round Robin der Stanley Cup Qualifikationsrunde gegen die St. Louis Blues (66,2 Prozent), Vegas Golden Knights (60,6 Prozent) sowie Dallas Stars (59,4 Prozent) gefordert und spielt dort die Setzliste für die Playoffs aus. Haben die Avalanche das Zeug zum Stanley-Cup-Sieg? Hier sind unsere fünf entscheidenden Fragen an Colorado…

1. Kommt Grubauer schnell wieder in Form?

Kurz vor der Unterbrechung des Spielbetriebs aufgrund der Coronavirus-Pandemie verletzte sich mit Philipp Grubauer der Stammtorwart. Im Freiluftspiel gegen die Los Angeles Kings (1:3) am 9. März zog sich der 28-jährige Rosenheimer eine Unterkörperverletzung zu und konnte seitdem nicht mehr spielen. Die Unterbrechung nutzte Grubauer, um wieder komplett fit zu werden. Bis zu seiner Verletzung erhielt er 36 Starts, dabei kam er auf einen Gegentorschnitt von 2,63, eine Fangquote von 91,6 Prozent sowie zwei Shutouts,

Der Stanley-Cup-Sieger von 2018 (Washington Capitals) ist längst zum Führungsspieler gereift, genießt in der Kabine hohes Ansehen und ist unglaublich beliebt bei den Fans. Bei jedem Save hallt ein lautes "Gruuuu!" durch das Pepsi Center. "Er ist überragend", findet Nathan MacKinnon. "Letztes Jahr war er unser bester Spieler. Dieses Jahr ist es genauso. Er ist zuverlässig, ein Fels in der Brandung. Es ist überragend, einen Torhüter zu haben, dem wir blind vertrauen."

Zwar wurde Grubauer in seiner Abwesenheit von Backup Pavel Francouz stark vertreten (31 Starts, 2,41 Gegentore/Spiel, 92,3 Prozent Fangquote, ein Shutout), doch dürfte Colorado in den wichtigen Spielen nun auf den Playoff-erfahrenen Grubauer setzen. Wie wichtig er in der Endrunde sein kann, zeigte er schon im Vorjahr, als er in zwölf Spielen der Playoffs 2019 eine Fangquote von 92,5 Prozent, einen Gegentorschnitt von 2,30 und einen Shutout vorweisen konnte. Die große Frage ist nun: Kommt der Starter nach monatelanger Pause schnell in Form?

"Meine Hand-Augen-Koordination hat einen Nullpunkt erreicht", sagte Grubauer während der Quarantäne. "Du bekommst nicht jeden Tag 500 oder 600 Schüsse in deine Richtung. Wenn du das über drei oder zwei Wochen nicht hast, dann verlierst du es. Aber ich denke, dass es schnell zurückkommen wird."

Grubauers Top-Saves in dieser Saison

2. Produziert die Top-Reihe wieder fleißig?

Mit 3,37 Toren pro Spiel stellten die Avalanche die vierbeste Offensive in der Hauptrunde. Hauptverantwortlich für diese beeindruckende Produktivität war Colorados erste Reihe: Top-Scorer Nathan MacKinnon (35-58-93), Kapitän Gabriel Landeskog (21-23-44) und Flügelstürmer Mikko Rantanen (19-22-41) kommen kumuliert auf 75 Tore, 103 Assists und 178 Scorerpunkte. Ob die drei nach dem Re-Start wieder zusammenspielen werden, ist dagegen noch offen. Aufgrund vieler Verletzungen rotierte auch Andre Burakovsky (20-25-45) immer wieder in die erste Linie.

Alleine dieses Quartett zeigte sich für 40 Prozent aller Avalanche-Treffer in der regulären Saison verantwortlich. Colorados Top-Reihe soll auch in den Playoffs zur gefährlichsten Waffe werden und eine Hauptrolle spielen.

COL@SJS: MacKinnon hämmert einen Onetimer im PP rein

3. Wird das Secondary Scoring Spiele entscheiden?

Die Avalanche verfügen nicht nur über eine produktive Top-Reihe, sondern auch über eine Menge Feuerkraft dahinter. Wie wichtig Secondary Scoring auf der Jagd nach dem Stanley Cup sein kann, zeigten im Vorjahr schon die St. Louis Blues. Colorado kann jedenfalls in Sachen Tiefe punkten: 13 Spieler sammelten 25 oder mehr Scorerpunkte in der regulären Saison, neun Akteure sogar mehr als 30 Punkte. Zehn Spieler trafen zweistellig, deren sechs erzielten mehr als 15 Tore, drei sogar über 20.

Werden also die Jungs aus den hinteren Reihen die wichtigen Spiele entscheiden? In der Hauptrunde klappte das schon ganz gut: 15 unterschiedliche Spieler erzielten in der regulären Saison Siegtreffer. Darunter J.T. Compher, Valeri Nichushkin, Matt Nieto (jeweils drei Game-Winning-Goals) und Joonas Donskoi (zwei).

4. Halten die jungen Talente, was sie versprechen?

Mit einem Altersschnitt von 27,08 Jahren stellen die Avalanche eine junge Truppe, die gerade mal über Erfahrung aus 9384 NHL-Spielen sowie 598 Playoff-Partien besitzt. Auch Leistungsträger wie die Verteidiger Cale Makar (21 Jahre alt, 10 Playoff-Spiele), Samuel Girard (22, 12) oder die Stürmer MacKinnon (24, 25) und Rantanen (23, 18) sind noch jung und keine Playoff-Veteranen. Das gilt auch in der Tiefe für die Angreifer Tyson Jost (22, 18) und Vladislav Kamenev (23, 0). Viele konnten allerdings schon im Vorjahr, als es bis ins Conference-Halbfinale ging (3:4 gegen die San Jose Sharks) wertvolle Erfahrungen sammeln und wissen dementsprechend, was auf sie wartet.

Hinzu kommt, dass gerade Colorados junge Spieler in der Hauptrunde herausragten: Makar war mit 50 Scorerpunkten (12 Tore, 38 Assists) ligaweit der zweitbeste Rookie hinter Quinn Hughes von den Vancouver Canucks (8-45-53). Der Avalanche-Verteidiger hatte mit 0,88 Punkten pro Partie den besten Punkteschnitt (bei Spielern mit über zehn Spielen), erzielte vier Siegtreffer (1.), sammelte 19 Powerplay-Punkte (2.), schoss vier Powerplay-Tore (6.) und erhielt im Durchschnitt 21:01 Minuten Eiszeit pro Spiel (3.). Nicht von ungefähr ist Makar, der im Vorjahr ohne ein einziges Spiel in der regulären Saison ins kalte (Playoff-)Wasser geschmissen wurde und sofort überzeugte (1-5-6), ein Kandidat für die Calder Trophy für den besten Rookie der Saison.

COL@OTT: Makar trifft per Direktschuss im Powerplay

5. Bleiben alle gesund?

Mit Verteidiger Girard und Stürmer Nieto kamen nur zwei Avalanche-Spieler in allen 70 Hauptrunden-Partien zum Einsatz. Oder anders gesagt: Das Verletzungspech schlug in Colorado gnadenlos zu: Wichtige Stützen wie Kapitän Landeskog (16 Spiele), Stammtorwart Grubauer (20), Burakovsky (12), Rantanen (28), Nazem Kadri (19), Makar (13), Erik Johnson (11), Nikita Zadorov (6), Ian Cole, Donskoi, Nichushkin (jeweils 5) oder Matt Calvert (20) fielen lange aus. Kurz vor der Corona-Pause fehlte sogar Top-Scorer MacKinnon (ein Spiel).

Eine wichtige Frage für die Avalanche wird also sein, ob sie in den körperlich hart geführten Playoffs, in denen viele Spiele in kurzer Zeit zu bestreiten sind, gesund bleiben. Eine Frage, die sich freilich allen 24 Teams stellt, doch kaum eines hatte in dieser Saison bislang eine derart lange Ausfallliste und damit entsprechende Vorgeschichte. Immerhin: Rechtzeitig zum Beginn der Stanley Cup Qualifikationsserie sind alle wieder fit, und Colorado kann personell aus dem Vollen schöpfen.