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In der Rubrik "NHL Pulse" beleuchtet NHL.com/de an jedem Montag aktuelle Themen, Diskussionen und Entwicklungen der Saison 2018/19, die im Hintergrund des Spielgeschehens liegen.
Heute geht es um die verbliebene Motivation der Teams, die die Stanley Cup Playoffs in diesem Jahr verpassen werden.

Diese Wochen des Eishockeyjahres gelten in erster Linie wegen des stets aufregenden Kampfes um die besten Ausgangssituationen für die Stanley Cup Playoffs als mit die spannendsten der Saison. Kaum jemand, der sich für Eishockey begeistern kann, vermag es sich der Faszination dieser Tage zu entziehen.
Doch auch in Reihen der Teams, die die kommende KO-Runde mit großer Wahrscheinlichkeit verpassen werden, ist an ein geruhsames Austrudeln der Spielzeit nicht zu denken. Zu unterschiedlich und vielschichtig sind die guten Gründe, es selbst in den letzten Spielen nicht schleifen zu lassen.
Wenn der März zu Ende geht, gilt es bei den Mannschaften, für die das Eishockeyjahr Anfang April vorzeitig zu Ende sein wird, stets wichtige Zeichen zu setzen, um erste wegweisende Erkenntnisse für die neue Saison zu gewinnen.
Spieler wollen sich beweisen, ihren Wert für das zukünftige Team unterstreichen. Trainer wünschen sich frühestmöglich Aufschlüsse, von denen sie im kommenden Herbst profitieren können, wenn für ihre Organisation ein neuer Anlauf in Richtung Stanley Cup anstehen wird.
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Selbst der eine oder andere Trainerjob steht in den letzten Tagen der zu Ende gehenden Hauptrunde auf dem Spiel. Vertrauen die Verantwortlichen eines Klubs noch dem Coach, der die KO-Phase verpasst hat? Gelingt es dem Trainer den Neuaufbau erfolgreich anzuschieben oder fortzusetzen? Wie sind die Zeichen, die das Team diesbezüglich sendet?
Auch wenn es in rund einem Dutzend aller Teams sportlich nicht mehr um allzu viel zu gehen scheint, kann sich daher doch niemand so richtig erlauben, frühzeitig einen Gang zurück zu schalten. Alle Positionen in einer dermaßen hochklassigen Profiliga wie sie die NHL darstellt, unterliegen einem ständigen Verdrängungswettbewerb. Leistung muss stets neu gebracht, die eigene Klasse unter Beweis gestellt werden, wenn ein Protagonist in Zukunft weiterhin zu den weltbesten seines Fachs gehören will.
"Bei uns im Klub gibt es die Devise, dass jeder Tag, an dem du in der NHL spielen darfst, ein ganz besonderer Tag ist", bestätigt Trainer Jeff Blashill von den Detroit Red Wings. "Es wird ohnehin der Tag kommen, wo die Jungs aus dem heutigen Kader nicht mehr in der Liga mitmischen werden und sie es spätestens dann bedauern werden, dass sie diese Duelle kurz vor einem Saisonende nicht mehr spielen dürfen. Völlig unabhängig davon, ob es sportlich um viel ging oder eben nicht."

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Die Red Wings befinden sich seit einigen Jahren schon in einem langwierigen Neuaufbau, nachdem das Team zuvor über Jahrzehnte zu den ganz Großen der Liga zählte, die Playoffs 25 Mal in Serie erreichen konnte.
Der ehemalige Teamkapitän Henrik Zetterberg, der seine Karriere im April 2018 beendet hat, bestätigt die Sichtweise seines Ex-Trainers: "Natürlich ist es anders, wenn du frühzeitig weißt, dass du am Ende nicht in die Playoffs einziehen wirst. Doch für einen Spieler ist das gar nicht so entscheidend. Es gilt schließlich den Job zu erledigen. Immer, wenn du das Trikot des Teams überstreifst, musst du dich voll reinhängen und alles geben."
Eine Einstellung, die er auch von seinen Mitspielern erwartet hat, als er noch aktiv war. "Man kann verlangen, dass jeder im Kader alles abruft, was er zu geben in der Lage ist, in jedem Spiel. Die Einstellung und Motivation dürfen kein Thema in einer Profi-Mannschaft sein", so der Schwede, der es im Laufe seiner NHL-Karriere auf insgesamt 1.082 Spiele brachte, dabei 337 Tore und 623 Assists bejubeln durfte.
Im aktuellen Jahr kämpfen die Montreal Canadiens verbissen um einen Platz unter den acht besten Teams der Eastern Conference. Im Vorjahr allerdings, da sammelten sie ähnliche Erfahrungen wie die Kollegen aus Detroit.
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In einem der schwächsten Jahre seit rund zwei Jahrzehnten hagelte es heftige Kritik von allen Seiten auf die Beteiligten. Trotzdem versuchten die Protagonisten alles, um bis zum Ende die Motivation im Kader hoch zu halten. Die Stürmer Brendan Gallagher und Alex Galchenyuk (inzwischen bei den Arizona Coyotes unter Vertrag) lieferten sich beispielsweise teamintern einen Kampf um die Position des besten Scorers.
"Natürlich geht es anders zu, wenn du sportlich nicht mehr viel erreichen kannst. Dann setzt du dir kleinere Ziele. Auch wenn der ganz große Druck weg ist, kannst du die verbleibenden Spiele nicht einfach so verschleudern", berichtet Gallagher von diesen Zeiten im Team.
Das bestätigt zudem Karl Alzner, der es aus seinen vergangenen Zeiten bei den Washington Capitals zumeist gewohnt war, seine Saison im April fortzusetzen. Er machte im Vorjahr in Montreal mit dem Verpassen der Endrunde, eine für ihn ungewohnte Erfahrung: "Schon, wenn du in den Raum kommst, ist die Stimmung eine ganz andere. Die Anspannung ist einfach nicht so groß, wie sie es sonst wäre. In diesen Phasen bietet sich aber die Gelegenheit, etwas intensiver über das Spiel zu sprechen, es zu analysieren. Man kann etwas besser an seinem Spiel tüfteln und sich für die Zukunft Lösungen überlegen, wie das eigene Team besser auf Probleme während eines Spiels reagieren kann. Das ist eine andere Art von Motivation. Das Team blickt mehr in Richtung Zukunft, überlegt sich über das eine Spiel hinaus eine Strategie für die Zukunft, ist lernbereiter."
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Eine Beobachtung, die Canadiens-Trainer Claude Julien ebenfalls untermauert. "In solchen Phasen steht auch für uns Trainer das Lehren mehr im Mittelpunkt. In den Trainingseinheiten liegt mehr Fokus auf dem mittelfristigen Lerneffekt als auf dem reinen Spielergebnis", erinnert sich Julien an das Vorjahr, als Montreal mit lediglich 71 Punkten weit außerhalb der Playoff-Plätze abschloss.
Ähnlich wird es aktuell bei den Teams zugehen, die ihre Playoff-Träume schon länger begraben mussten. Eine extrem spannende Phase, selbst wenn sie weit weniger beachtet wird als der derzeit tobende Kampf um die Spitzenplätze.