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In dieser Preseason gab es eine Premiere, die sicherlich für alle beteiligten Spieler, Trainer, Funktionäre, aber auch Fans ein einzigartiges Erlebnis war. Bei den China Games traten die Vancouver Canucks und die Los Angeles Kings zwei Mal in China gegeneinander an, ein Mal in Shanghai, ein Mal in Peking. Für die Teams, die aus Kanada und den USA anreisten, war es wohl ein kleiner Kulturschock und ein lang vergessenes Gefühl, beinahe vollkommen anonym in der Masse an Menschen unterzugehen, wo man doch in Vancouver kaum eine Straße überqueren kann, ohne erkannt zu werden. Für die Fans war es sicherlich unvergesslich, die Profis aus der besten Liga der Welt über das Eis flitzen zu sehen, egal ob es Fans sind, die in China leben und nicht damit gerechnet hatten, je ein NHL-Spiel in ihrem Land zu sehen, oder ob es Einheimische waren, die noch nie ein Eishockeyspiel gesehen hatten.

Die Idee für die Aktion kam auf, als die chinesische Regierung die NHL bat, dabei zu helfen im Vorfeld der Olympischen Winterspiele 2022 in Peking Eishockey zu mehr Popularität im bevölkerungsreichsten Land der Welt zu verhelfen. Die Liga war schnell bereit, der Bitte nachzukommen, man ist schließlich immer bemüht, neue Fans zu gewinnen und das große Land in Ostasien hat mit seinen 1,3 Milliarden Einwohnern das Potential zu einem großen Markt für die NHL zu werden. Das wäre nicht nur aus finanzieller Hinsicht ein riesiger Gewinn, wenn man die Kinder in China dazu begeistern kann, selbst Eishockey zu spielen, können daraus langfristig auch eine Menge talentierte Spieler entstehen, die die Qualität der NHL und anderer Ligen in der ganzen Welt verbessern können.
Bisher wurde nur dieses Eine Event in Fernost geplant, das weitere vorgehen hängt von der Analyse der NHL China Games 2017 ab und der Beurteilung, wie erfolgreich die Aktion war. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle und es wird wohl eine Weile dauern, bis man wirklich ein definitives Fazit ziehen kann. Die ersten Eindrücke, die die Verantwortlichen der Liga und die Mannschaften Vermitteln, scheinen aber positiv.
Die Spieler, die neben den sportlichen Aspekten ihres Besuchs auch ein kleines Kulturprogramm durchmachten, Sehenswürdigkeiten wie die Chinesische Mauer besuchten, für den westlichen Gaumen bizarre Speisen probierten und das Erlebnis als Gelegenheit nutzten, einander besser kennenzulernen und als Team zusammenzuwachsen, äußerten sich sehr positiv.

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"Es ist schön, mal für eine Woche allem zu entfliehen und die Jungs tatsächlich mal besser kennenzulernen, schließlich ist es für mich ein neues Team", freute sich der Österreicher Thomas Vanek über das Erlebnis, nachdem er erst am 1. September als Free Agent einen Vertrag bei den Vancouver Canucks unterschrieben hatte.
Sein neuer Mitspieler, Sam Gagner, der ebenfalls seine erste Saison für Vancouver spielen wird, zeigte sich begeistert von dem kulturellen Erlebnis und dem Panoramablick von der Mauer: "Man hört davon und sieht Bilder, aber das wird der Sache nicht gerecht, bis man dann die Chance hat es auch selbst zu sehen. Wir freuen uns alle wirklich darüber hier zu sein. Es ist wirklich unglaublich."
Auch die Kings genossen die Reise sichtlich. Das lag teilweise wohl auch daran, dass sie beide Vergleiche für sich entscheiden konnten, das erste Spiel in Shanghai gewannen sie 5:2, das Rückspiel in Peking 4:3 nach Penaltyschießen. Doch auch das Engagement für die Verbreitung des Sports ist den Spielern wichtig.

"Wir versuchen den Sport weiterzuentwickeln und es ist etwas besonderes, einer der ersten Spieler hier zu sein", erklärte Kings Stürmer Tanner Pearson. "Ein Teil dieser Aktion zu sein, ist wirklich ein cooles Erlebnis."
Entscheidend für die weiteren Bemühungen der NHL im fernen Osten, wird aber der Eindruck der Liga vom Nutzen der Tour sein. Was sagen also die Verantwortlichen der Liga dazu? Eine der wichtigsten Stimmen dazu, ist die von NHL Deputy Commissioner Bill Daly.
"Ich denke, wir sind nach dieser Aktion sehr positiv gestimmt, hinsichtlich unseres Plans und der Durchführbarkeit unserer langfristigen Ziele", war Daleys erste, vorläufige Analyse. "Unsere Hoffnung ist natürlich, unseren Sport in China populärer zu machen, sowohl an den Wurzeln, als auch im Profibereich und dafür die besten Spieler und Mannschaften der Welt nach China zu bringen."
Den Sport an den Wurzeln populärer machen. Das ist ein wichtiger Punkt, um den sich auch ein großer Teil des Events drehte. Rund um die beiden Spiele, gab es beim Fan Fest vor allem für Kinder Gelegenheiten die Spieler kennen zu lernen, erstmals einen Schläger in Händen zu halten und sogar mit den Athleten aus der NHL zu trainieren und zu spielen.
"Das erste, was mir aufgefallen ist, ist wie viele Kinder hier sind", sagte Andong Song, der erste in China geborene Spieler, der in die NHL gedraftet wurde (New York Islanders, sechste Runde, Nr. 172, 2015). "Die Teilnahme an einem Sport, ist essentiell für die Verbreitung. Als ich hier so viele Kinder sah, auch welche, die nicht wussten, wie man einen Schläger hält, wie man schießt, hat mich das sehr gefreut, dass die Kinder etwas über Eishockey wissen und lernen wollen. Das ist glaube ich enorm wichtig."

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Daley betonte mehrmals, das auch er sich der Bedeutung der Nachwuchsarbeit bewusst ist und bereit ist sich dafür entschieden einzusetzen: "Wir wissen, das wir in die Infrastruktur invetieren müssen, um unserem Sport in China zum Wachsen zu verhelfen, das wir die Strukturen vom jüngsten Nachwuchs an aufbauen müssen, um Eishockey in China zu einem relevanten Sport zu machen und dazu sind wir bereit."
Es wird kein leichtes unterfangen sein, Eishockey in China zu einer breiten Fanbasis zu verhelfen. Sportarten wie Tischtennis, Fußball und Basketball regieren die Sportwelt in dem fremden Land. In der Weltrangliste der Herren steht das Land auf Rang 37 und wird im nächsten April in den Niederlanden um den Aufstieg in die Division I, die sogenannte B-WM spielen. Dabei werden sie auf den Gastgeber, Australien, Serbien, Belgien und Island treffen. Der Weg ist also noch weit, das wissen die Beteiligten, doch der Wille ist groß.
"Wir stehen noch ganz am Anfang", bestätigte Daley. "Wir sind zum ersten Mal in China. Wir haben bei diesen beiden Spielen viel gelernt, was wir gut gemacht haben, was wir besser machen können und was wir nicht wiederholen sollten. Bei unserem weiteren Vorgehen, werden wir diese Lektionen natürlich anwenden und darauf aufbauen. Auch Rom wurde nicht an einem Tag gebaut. Nach unserer Analyse, werden wir darauf zurückblicken und einen guten ersten Schritt zu mehr Einfluss in China sehen."