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Vladislav Namestnikov und Anton Stralman rieben sich verwundert die Augen. Wieso zappelt das Spielgerät aus schwarzem Hartgummi nicht im Netz? Warum ertönt in der Amelie Arena von Tampa nicht die Fanfare, die jedem im weiten Rund akustisch näher bringt, dass für die Tampa Bay Lightning ein Tor gefallen ist und weshalb steht knapp vier Minuten vor dem Ende des Schlussdrittels auf dem Videowürfel als Spielstand immer noch 4:2 für die Gäste?

Die Antwort trägt die Nummer 1 auf dem Rücken seines Trikots und lautet Thomas Greiss! Der deutsche Schlussmann wehrte zunächst den Torschuss aus dem Hinterhalt von Namestnikov ab und behielt anschließend beim Gewühle vor seinem Kasten nicht nur die Übersicht, sondern auch bei den zwei Nachschüssen von Stralman die Oberhand.
Die Lightning sind es nicht gewohnt, dass ihnen in der heimischen Arena ein Team so viel Gegenwehr leistet wie die New York Islanders in der Nacht von Samstag auf Sonntag. Die Partie endete 5:3 für das in Brooklyn beheimatete Franchise und die Lightning blieben in ihrem elften Heimspiel erst zum zweiten Mal ohne Punktgewinn (8-2-1).

Es ist ebenso unüblich, dass Tampas Stürmer Nikita Kucherov und Steven Stamkos nichts Zählbares zustande bringen - dreimal war dies in ihren bisherigen 20 Saison-Auftritten der Fall. Die zwei Top-Scorer der Liga hatten es doch gegen die Islanders versucht: Ein Dutzendmal visierten sie den Kasten ihrer Gäste an, sieben Schüsse kamen sogar durch, doch einem Torerfolg stand Greiss im Weg. Nach fünf Siegen in Serie hatten die Lightning in den Islanders, die mit einem Schlussmann in überragender Form angetreten waren, ihren Meister gefunden.
Wenn der gebürtige Füssener von Spielbeginn an in ihrem Kasten stand, haben die Islanders sechs ihrer letzten acht Auftritte gewonnen (6-1-1). Obgleich sein Gegentrefferschnitt (3,33) und seine Fangquote (90,4%) nur Liga-Mittelmaß sind, wenn es darauf ankam, war Greiss zur Stelle. Ich nenne solch einen Torhüter Erfolgsgarant - manchmal lügen reine Zahlen eben doch.
Mit drei doppelten Punktgewinnen in Folge knüpften die Islanders klammheimlich Kontakt an das Spitzen-Trio in der Metropolitan Division an. Bei gleicher Anzahl absolvierter Spiele liegen sie nur noch einen Zähler hinter den hochgelobten New Jersey Devils (19 Spiele), die gleichauf mit den Columbus Blue Jackets (20 Spiele) und den Pittsburgh Penguins (22 Spiele) die Division anführen.
Die Islanders sind eine offensiv ausgerichtete Mannschaft, bei deren Spielsystem es nicht gerade leicht ist, seinen Kasten hinten sauber zu halten. Greiss behält stets die Ruhe und trägt seinen Anteil dazu bei, dass es am Ende häufig Grund zum Jubeln in den Reihen seines Teams gibt. Der 31-Jährige sah sich im Durchschnitt pro Spiel 33,4 Torschüssen, die viertmeisten aller Torhüter, die mindestens zehn Partien absolviert haben, ausgesetzt. Wen verwundert es da, dass er noch weiterhin auf seinen achten NHL-Shutout warten muss?

Vielleicht gelingt er ihm bereits am Sonntagabend wenn die Islanders in der PNC Arena von Raleigh gegen die Carolina Hurricanes antreten werden oder wird sich Islanders Cheftrainer Doug Weight dazu entscheiden, dem Deutschen eine Ruhepause zu gönnen und Jaroslav Halak den Vorzug geben?
Es wird keine leichte Entscheidung für den Coach, denn mit Halak im Tor haben die Islanders zuletzt zweimal in Folge verloren.