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NHL.com/de bereitet Sie im Rhythmus von zwei Wochen mit der NHL Draft Watch 2018 auf die Zukunft vor. Jeden zweiten Dienstag liefern wir Neuigkeiten und Informationen zu den Nachwuchstalenten von heute, die die NHL von morgen prägen könnten.
Heute beschäftigen wir uns mit Dominik Bokk.

Für den NHL Draft 2018 sieht es im deutschen Nachwuchs insgesamt recht dünn aus. Nur zwei deutsche Spieler führt das NHL Central Scouting auf seiner Liste der Spieler, denen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. Während bei Erik Betzold, einem Nachwuchsspieler der Kölner Haie fraglich ist, ob er überhaupt gedraftet wird, besteht an einem jungen deutschen Talent großes Interesse. Dominik Bokk fiel in Deutschland durch das Raster der Profi-Klubs, ist im Ausland aber mittlerweile äußerst erfolgreich tätig, hatte bereits die Chance in die kanadischen Minor Leagues zu wechseln und macht immer mehr auf sich aufmerksam.
Der Außenstürmer erblickte am 2. März 2000 in Schweinfurt das Licht der Welt. Im Alter von sechs Jahren stand er erstmals auf Kufen, nach eigener Aussage auf Anhieb mit Leichtigkeit. Er durchlief zunächst den Nachwuchs des ERV Schweinfurt, bevor der Kölner EC auf ihn aufmerksam wurde. Mit 14 Jahren ging es dann in die Domstadt und Bokk durfte sich früh gegen Konkurrenten beweisen, die deutlich älter waren als er.
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In der Saison 2015/16 schaffte er bereits den Sprung in die DNL, die höchste Spielklasse der Junioren in Deutschland. Von dem deutlichen Altersunterschied ließ er sich nicht beeindrucken und verblüffte seine Gegenspieler mit zehn Toren und 28 Punkten in 32 Spielen. Ein Jahr später legte er nochmal deutlich zu und dominierte seine Kontrahenten beinahe nach Belieben, was ihm 34 Tore und 71 Punkte in 41 Partien und die Wahl zum Spieler des Jahres einbrachte.
Dadurch wurde man erstmals auch jenseits des Atlantik auf ihn aufmerksam. Im vergangenen Sommer wurde er von den Prince Albert Raiders in der Western Hockey League gedraftet, bei denen auch Leon Draisaitl zwei Jahre verbrachte. Doch nicht wegen dieser Gemeinsamkeit werden immer wieder Vergleiche zwischen dem jungen Unterfranken und dem Star der Edmonton Oilers gezogen. Bokk ist ein überaus talentierter, technisch versierter Außenstürmer mit hervorragender Spielübersicht, dessen Geschwindigkeit oft zu viel für seine Altersgenossen ist, auch im Nachwuchs der deutschen Nationalmannschaft.
Im Gegensatz zu Draisaitl machte Bokk jedoch noch nicht den Sprung über den großen Teich. Er entschied sich stattdessen das Angebot des schwedischen Elite-Klubs Växjö Lakers anzunehmen, eine Entscheidung, die sich bisher als goldrichtig erwiesen hat. Mit seinen 17 Jahren zog Bokk 2017 also nach Südschweden, um seine Fähigkeiten dort weiter zu verfeinern und sich die skandinavische Eishockeyschule einzuverleiben. In seiner Altersklasse bis 18 Jahre bestritt er für den Nachwuchs von Växjö dabei genau ein Spiel und schnürte dabei gleich einen Doppelpack. Die Verantwortlichen des Vereins erkannten sein Talent und belohnten die Leistung mit einem Einsatz in der U20. Auch diese Hürde nahm Bokk mit Leichtigkeit und sammelte fleißig Punkte, in 23 Einsätzen waren es immerhin elf Tore und 18 Vorlagen.
Erneut beschloss der Verein, dass das Potenzial des jungen Deutschen in dieser Spielklasse verschwendet wäre und beriefen ihn schließlich in die erste Mannschaft in der höchsten Schwedischen Spielklasse, der Svenska Hockeyligan. Beim Tabellenführer traf er in bisher 15 Spielen einmal und bereitete ein Tor vor. Im Rückspiel des Achtelfinales der Champions Hockey League, glich er gegen Red Bull Salzburg zum 2:2 aus und assistierte beim entscheidenden 5:3. Im Dezember statteten ihn die Lakers nun mit einem Profi-Vertrag aus.
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Alle diese Erfolge und Leistungsbeweise sorgen dafür, dass der 185 cm große Stürmer als Kandidat für die zweite, möglicherweise sogar die erste Runde des NHL Draft 2018 gehandelt wird. Das NHL Central Scouting setzte ihn auf Rang acht der in Europa aktiven Feldspieler, nicht weit hinter Favoriten wie Rasmus Dahlin und Rasmus Kupari und noch vor vielversprechenden Athleten wie dem Tschechen Martin Kaut und dem Russen Vitali Kravtsov.
Bokk gab an, sich über den NHL Draft noch keine Gedanken zu machen und sich auf die Aufgaben konzentrieren zu wollen, die direkt vor ihm liegen. Daran tut er sicherlich gut, denn je besser seine Leistungen bei den Lakers sind, desto besser sind natürlich auch seine Chancen im Draft. Im Moment ist sein Team auf dem Kurs zur schwedischen Meisterschaft, sie stehen mit 16 Punkten Vorsprung auf dem ersten Platz der Tabelle.
Ein Teil in seinem Spiel, an dem er noch arbeiten könnte, um seine Chancen weiter zu steigern, ist die Physis. Er hat eine gute Größe, könnte aber auf seine 80 kg noch ein paar Pfund zulegen und vor allem seinen Körper mehr einsetzen. Die schwedische Liga ist bei weitem nicht so körperlich hart wie das nordamerikanische Eishockey. Mangelnder Körpereinsatz könnte im Draft zu einem entscheidenden Faktor, dem Zünglein an der Waage werden, wenn die Entscheidung zwischen ihm und einem weiteren Talent knapp ausfällt. Was die technischen Fähigkeiten, Übersicht, Spielverständnis und Instinkte angeht, kann Bokk sicherlich mit der Konkurrenz mithalten. Möglicherweise bewahrheiten sich dann in ein bis zwei Jahren schon die Vergleiche mit Draisaitl und deutsche Fans können den nächsten großen Star feiern.