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Es war eine der spektakulärsten Nachrichten der vergangenen Tage in der NHL. Nachdem die Anaheim Ducks den zuletzt vertragslosen Schweizer Lucas Sbisa am Mittwoch unter Vertrag genommen hatten und ihn auf die Waiver-Liste setzten, um ihn zum AHL-Farmteam schicken zu können, fuhren ihnen die Winnipeg Jets überraschend in die Parade und sicherten sich die Dienste des erfahrenen NHL-Verteidigers. Statt also für das NHL-Franchise aus Anaheim beim AHL-Team aus San Diego Spielpraxis zu sammeln, zog es ihn direkt weiter nach Kanada.

"Wir benötigen etwas mehr Tiefe und brauchen mehr Jungs mit Erfahrung", begründete Jets-Trainer Paul Maurice die Entscheidung. "Er hat einen großartigen Ruf als solider Teamplayer und ich kenne ihn vom World Cup, so dass wir denken, dass er uns etwas zu geben hat. Wir haben Spieler, denen wir vertrauen und die ihren Job machen, aber haben bereits Verletzte im Farmteam und so stünden wir vor Schwierigkeiten, wenn weitere dazukämen."
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Sbisa konnte in 504 Spielen 103 Punkte (18 Tore, 85 Assists) sammeln, war in der NHL in der Vergangenheit für die Teams der Philadelphia Flyers, Ducks, Vegas Golden Knights, Vancouver Canucks und New York Islanders aktiv. Hinzu kommen 32 Einsätze in den Stanley Cup Playoffs, in denen ihm acht Punkte gelangen (ein Tor, sieben Assists).
Im Vorfeld des Tim Hortons NHL Heritage Classic 2019 in Regina, wo die Jets am Samstag (So. 3 Uhr MEZ; NHL.tv) unter freiem Himmel auf die Calgary Flames treffen, stellte sich Sbisa den Fragen von NHL.com/de. Auffällig war dabei, dass er trotz der großen Belastungen der vergangenen Tage, bestens gelaunt war.
"Das waren wirklich zwei aufregende Tage für mich, bestehend aus sehr vielen Reisen und unterschiedlichen Terminen", erzählte Sbisa. "Geschlafen habe ich wirklich nicht viel. So etwas erlebt man selbst in der NHL selten. Jetzt tut es gut, dass die Sache geklärt ist und ich freue mich auf die Aufgaben, die vor mir liegen."
Mit der Tatsache, dass er zukünftig die Schlittschuhe für die Jets schnüren wird, hat der erfahrene Defensivspieler nach eigenem Bekunden keinerlei Schwierigkeiten: "Auch grundsätzlich gefällt mir die Entscheidung gut. Für mich birgt das hier die Chance auf einen Neustart. Ich habe zuletzt viel und intensiv trainiert, den Sommer über immer versucht, den Fokus zu behalten. Die Vorbereitung in New York war prima. Jetzt liegt es an mir hier zu zeigen, dass ich es noch draufhabe. Ich will die Chance nutzen, mich neu beweisen. Ich bin mir sicher, dass ich einer Mannschaft unverändert viel zu geben habe. Nachdem ich im Vorjahr ja nicht so viel spielen konnte, ist mein Körper jetzt wieder bei 100 Prozent. Auch mental bin ich bereit. Ich habe mich ehrlich gesagt nie besser gefühlt. Es mag die Leute überraschen, doch selbst vom Selbstvertrauen her fühle ich mich topfit. Zwar konnte ich mich in letzter Zeit nicht mehr so häufig zeigen, doch ich bin nach wie vor von meinem Können überzeugt."

Luca Sbisa Jets

Ein Einsatz gegen die Flames kommt vermutlich etwas zu früh für ihn. "Ob ich schon im Heritage Classic zum Einsatz kommen werde, das weiß ich nicht. Das müsst ihr den Trainer fragen. Ich würde das aber eher bezweifeln, weil ich in der vergangenen Woche nur einmal auf dem Eis stehen konnte, um zu trainieren."
Mit einem Lächeln im Gesicht blickte Sbisa erleichtert zurück und fasste die Geschehnisse der vergangenen Stunden zusammen: "Ich hatte schon im Sommer ein paar Kontakte zum Team, bin mit der Organisation danach in Verbindung geblieben. Dann ging es zunächst nach Anaheim. Am Ende bin ich dann doch hier gelandet. Das erlebt man in dieser Form echt selten. Ich möchte mich jedoch nicht beschweren. Es gefällt mir, was passiert ist. Die Sache liegt jetzt hinter mir. Ich blicke einfach nur noch in die Zukunft. In der Vergangenheit hatte ich schon einige Spiele gegen die Jets. Ich kenne die Akteure und auch die Spielweise also schon ganz gut, denke ich. Das ist ein Vorteil."
Sbisa betonte im Gespräch, dass er es den Jets keinesfalls übelnehmen würde, dass sie ihn von Anaheim geholt hätten: "Es ist nicht so, dass ich Anaheim gegenüber Winnipeg vorgezogen hätte. Bei so einer Geschichte spielen immer viele Faktoren eine Rolle. Als Profi willst du einfach nur spielen. Wo das ist, das liegt ohnehin im Regelfall nicht in deiner Hand. Mich ehrt das Vertrauen, dass Winnipeg mich zu sich geholt hat. Offenbar sehen sie in mir das Potenzial dem Team zu helfen. Jetzt ist es mein Job das zu bestätigen."
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Der Auftakt ist allerdings selbst in den kommenden Tagen turbulent, wie Sbisa konstatierte: "Ja, es ist schon etwas irre, dass das erste Spiel des neuen Teams jetzt direkt auf der ganz großen Bühne unter freiem Himmel steigen wird. Witzig ist zudem, dass die nächste Aufgabe dann direkt in Anaheim am Dienstag auf uns warten wird. Das passt zu diesen verrückten 48 Stunden, die gerade hinter mir liegen. Es bleibt spannend. Von New York nach Anaheim, dann weiter nach San Diego zu reisen. Dazu der ganze Papierkram und die notwendigen Sportuntersuchungen. Viele Stunden habe ich auf den Straßen verbracht. Dann ging es ganz plötzlich weiter nach Winnipeg. Jetzt bin ich hier in Regina. Das ist schon irgendwie irre."