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Jetzt sitze ich hier und mache mir Gedanken. Der Wunsch der Redaktion ist es einen Bericht zu veröffentlichen, in dem zum Anlass der erreichten 1.000 Punkte vom kanadischen Superstar der Pittsburgh Penguins Sidney Crosby, jemand einen Vergleich dieses Ausnahmesportlers mit deutschsprachigen Spielern schreibt. Wer kommt ihm aus diesem Kreis am Nächsten oder wer ist der Nächste, der ihm am Nächsten kommt?

Eigentlich kann ich bei so einem Bericht nur verlieren, denn jeder Vergleich eines Spielers aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz mit dem einzigartigen Crosby wird massive Kritik von den NHL Fans in den sozialen Medien hervorrufen. Es ist fraglich, ob es jemals einen deutschsprachigen Spieler geben wird, der auch nur annähernd in den Bereich von 1.000 Punkten kommt.
Von daher wage ich einen ganz anderen Vergleich und stelle, die Spieler aus den drei Ländern in den Vordergrund, die in der NHL Historie bisher am höchsten gedraftet wurden. Schließlich ist Crosby ein Top Draft Pick aus dem Jahr 2005.

Zwei Jahre zuvor wurde der Österreicher Thomas Vanek bereits an fünfter Position gezogen. Es war zum ersten Mal, dass ein deutschsprachiger Spieler überhaupt in den Top ausgewählt wurde. Die Buffalo Sabres machten das Rennen um den jungen Mann aus Wien, der schon im Alter von 15 Jahren nach Nordamerika kam, um dort Eishockey zu spielen und seinen Traum von der NHL Wirklichkeit werden zu lassen.
Vanek repräsentiert bis heute das weitgehend zweitklassige Eishockey aus Österreich auf einem außergewöhnlichen Topniveau. In seiner besten Saison 2006/07 verbuchte der heute 33-jährige Stürmer 43 Tore und 41 Assists zu hervorragenden 84 Punkten.
Ausgerechnet diese Saison war auch bisher Crosbys Beste, indem er 120 Punkte durch 36 Tore und 84 Vorlagen markierte. Immerhin hatte Vanek den Kanadier im Bereich der Tore um ganze sieben Stück hinter sich gelassen. Der Topwert von Crosby bei den erzielten Toren liegt allerdings bei 51 aus der Saison 2009-10.
Auf der Suche nach einer Kategorie, in der Vanek besser als Crosby ist wurde ich tatsächlich fündig. In der Karrierestatistik des Österreichers stehen 54 Siegtreffer (inkl. sechs in der Verlängerung), während der Kanadier nur 50 (inkl. 10 in der Verlängerung) vorweisen kann.
Das Aushängeschild der Schweiz beim Draft ist Nino Niederreiter. Der heutige Spieler der Minnesota Wild wurde im Jahr 2010 von den New York Islanders wie Vanek an fünfter Stelle ausgewählt. Der 24-jährige Churer hat sich zu einem soldien guten NHL Spieler entwickelt, doch in den Sphären eines Crosbys reicht es bei weiterem nicht. Seine beste Saison war in der abgelaufenen mit 43 Punkten.
Ein Wert, den er in diesem Jahr sicher toppen wird, was wiederum verdeutlicht, dass er noch nicht am Zenith seiner Karriere angelangt ist. "El Nino" wie er genannt wird, ist allerdings der einzige Schweizer Stürmer, der sich bislang dauerhaft in der NHL durchsetzen konnte.
Hoffnungen setzt das Land der Eidgenossen vor allem auf Nico Hischier, der im Juni zum Draft ansteht und derzeit vom Central Scouting auf deren Liste mit der zweiten Position vermerkt ist. Könnte gut sein, dass er Niederreiters Draft toppt und auch danach neue Maßstäbe für einen Schweizer Stürmer in der NHL setzt. Allerdings muss er dazu noch einige Hürden überwinden und in der NHL erst Fuß fassen. Wie schwer das ist, zeigt auch die Wegstrecke von Niederreiter.
Etwas früh ist es ebenso abzuschätzen, wo die Reise mit Leon Draisaitl hingeht. Der Deutsche wurde im NHL Draft 2014 von den Edmonton Oilers bereits an dritter Stelle gezogen. Nach Anlaufschwierigkeiten im ersten Jahr etablierte sich der 21-jährige Kölner in der vergangenen Saison und ist aus der jungen kanadischen Mannschaft nicht mehr wegzudenken.

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So ist Draisaitl bereits in diesem Jahr auf dem besten Weg den deutschen Rekord für erreichte Punkte in einer Saison, gehalten von Marco Sturm und Jochen Hecht mit jeweils 56 Zählern, zu übertrumpfen. Bereits nach 156 Spielen, also deutlich vor Hecht und Sturm, machte er seinen 100. Punkt in der NHL.
Sollte Draisaitl also gesund bleiben, ist davon auszugehen, dass er für Deutschland in der Zukunft neue Maßstäbe setzt, ob dann ein Vergleich mit Crosby wenigstens in einer Kategorie möglich wird, das wird erst die Zukunft zeigen.