Kempny

Nach den ersten beiden Spielen verspricht das Stanley Cup Finale 2018 spannend zu werden. Die Vegas Golden Knights gewannen Spiel 1 zu Hause, die Capitals glichen die Serie mit Spiel 2 aus. Mit 6:4 und 3:2 waren beide Partien überaus knapp. Während die beiden Teams noch konzentriert im Kampf um den großen Preis sind, beobachten auch die anderen Mannschaften, Trainer und Manager das Duell. Die Klubs, die nicht im Finale stehen, arbeiten bereits an ihren Plänen für die nächste Saison, planen ihre Neuverpflichtungen, ihre Strategie und die Korrektur ihrer Fehler. Dabei orientiert man sich natürlich gerne an den erfolgreichsten Mannschaften der Saison, also den Teams, die um den Stanley Cup kämpfen.

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Manchmal ist es einfach, das Erfolgsrezept einer Mannschaft zu identifizieren und zu kopieren. Eine schnelle Offensive, wie bei den Pittsburgh Penguins, eine torgefährliche Abwehr, wie die der Nashville Predators, sind durch gezielte Veränderungen im Kader und Anpassungen der Taktik umsetzbar. Doch wie soll man die Erfolge der Capitals und Golden Knights kopieren? Woher kommt ihre Stärke?
Anders als Teams, die in den vergangenen Jahren erfolgreich waren, sind die Golden Knights nicht über Jahre hinweg gezielt um einen Kern von Stars aufgebaut worden, die aufgrund ihrer individuellen Stärken gewählt wurden. Vegas musste sich im Expansion Draft vergangenen Sommer mit den Spielern begnügen, die von den anderen Mannschaften nicht geschützt wurden. Wirkliche Superstars standen daher kaum zur Verfügung, mit Ausnahme von Torwart Marc-Andre Fleury, der die klare Wahl aus dem Kader der Penguins war. Das Team um General Manager George McPhee leistete jedoch großartige Arbeit und formte eine Truppe, die vom ersten Spiel der Saison an durch eine geschlossene Mannschaftsleistung funktionierte.

"Alle vier Reihen waren bei uns schon die ganze Saison über unglaublich", lobte Golden-Knights-Stürmer Reilly Smith die Ausgeglichenheit des Kaders nach dem ersten Spiel des Finales. "Das ist die größte Stärke unseres Teams, dass wir mit allen vier Reihen etwas bewegen können. Wenn wir fünf gegen fünf spielen, können wir es mit jedem Gegner der Liga aufnehmen."
Die Golden Knights überraschten in ihrer ersten Saison die gesamte Eishockeywelt mit ihrer Leistung und indem sie reihenweise Rekorde aufstellten. Sie waren mit beeindruckenden 109 Punkten das fünftbeste Team der regulären Saison und die beste Mannschaft der Pacific Division. In den Playoffs setzten sie sich gegen die Los Angeles Kings in vier Spielen durch, gegen die San Jose Sharks in sechs Partien und gegen die Winnipeg Jets in fünf.
Von den Capitals erwarteten viele Fans und Experten weniger, als noch in den letzten Jahren. Aufgrund von Abgängen und Verletzungen stellte Washington diese Saison auf dem Papier eine schwächere Mannschaft als in den vergangenen beiden Spielzeiten, in denen sie jeweils in der zweiten Runde der Playoffs an Pittsburgh scheiterte. Doch auch die Capitals übertrafen die Erwartungen und kämpften sich bis ins Finale. In den Playoffs setzten sie sich nicht nur gegen die Penguins, sondern auch im Conference-Finale gegen die Tampa Bay Lightning durch, die in der regulären Saison immerhin das punktbeste Team der Eastern Conference stellten. Dabei war jeder Spieler bereit, jede Position zu übernehmen und jede Aufgabe zu erfüllen. Niemand war sich zu schade, sich für sein Team zu opfern.

"Jeder war bereit den nötigen Preis zu zahlen, um dieses Spiel zu gewinnen", war auch Stürmer Andre Burakovsky nach dem jüngsten Sieg gegen Vegas von der Arbeitshaltung seines gesamten Teams begeistert. "Es ist super, Alex Ovechkin Schüsse blocken und in der Verteidigung mitarbeiten und Checks fahren zu sehen. Er hat die dreckigen Jobs übernommen. Wir sind es gewohnt, dass er fast alle unsere Tore schießt, da macht es Spaß, ihm auch bei diesen Aufgaben zuzuschauen."
Beide Teams kamen durch ihren unbedingten Willen, ihren Einsatz füreinander und dadurch, dass immer ein Spieler in die Bresche springt, wenn ein anderer eine schwächere Phase hat oder Fehler macht, an den Punkt, an dem sie nun stehen. In Spiel 1 überraschte die vierte Reihe der Golden Knights die Capitals mit drei Toren, in Spiel 2 musste Capitals-Stürmer Lars Eller früh den Top-Scorer Evgeny Kuznetsov ersetzen und war an allen drei Treffern seiner Farben beteiligt.
"In dieser Phase der Playoffs sollte man nicht allzu sehr von einem Spieler abhängig sein", bestätigte Capitals-Torwart Braden Holtby nach Spiel 2, in dem sich Kuznetsov verletzt hatte. "Da müssen andere einspringen, weil man nicht immer seinen vollen Kader zur Verfügung hat. Genau wie Nicklas Backstrom (der verletzt ein Spiel gegen Pittsburgh und drei gegen die Lightning verpasste), ist Kuznetsov als Einzelspieler nicht zu ersetzen, da müssen andere in verschiedenen Bereichen über sich hinauswachsen, das ist eine Teamleistung."
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Genau diese Chemie, die in beiden Teams herrscht und die für ihre Leistungen in dieser Saison verantwortlich ist, wird für die General Manager und Trainer anderer Klubs nur schwer zu kopieren sein. Zu viele Faktoren, von der Zusammenstellung des Kaders, über die Stimmung im Stadion, Mitarbeiter rund um das Team und vieles mehr, haben darauf einen Einfluss. Für die Golden Knights und die Capitals passen diese Faktoren in den diesjährigen Playoffs einfach perfekt. Ob das in der nächsten Saison immer noch der Fall sein wird, ist jedoch offen.