Draisaitl, Stützle und Sturm in einer Gesprächsrunde

In einem exklusiven Zoom-Call für NHL.com/de haben Leon Draisaitl (Edmonton Oilers), Tim Stützle (Ottawa Senators) und Marco Sturm (Co-Trainer Los Angeles Kings) über Rekorde, das deutsche Eishockey und die Nationalmannschaft gesprochen.

"Eine Frage der Zeit": Draisaitl knackt den Sturm-Rekord
Mit Draisaitl (2014 an 3. Stelle), Stützle (2020 an 3. Stelle) und Sturm (1996 an 21. Stelle) trafen sich gleich drei deutsche NHL-Erstrunden-Picks zu einem Gespräch. Ein Thema war der neue deutsche NHL-Scoring-Rekord, den Draisaitl kürzlich aufgestellt und damit Sturm überholt hatte.
"Ich glaube, dass die Medien da mehr draus machen als ich", sagte Draisaitl gewohnt bescheiden. "Natürlich bedeutet mir das viel. Aber ich habe zu viel Respekt gegenüber Sturmi und den anderen überragenden deutschen Eishockeyspielern, die wir in der NHL hatten, um daraus jetzt mehr zu machen, als es ist."
Ob sich der Kölner vor seiner Eishockey-Karriere einen solchen Rekord erträumen konnte? "Träumen kann man von sowas immer", sagte Draisaitl. "Für Marco war es nicht anders, als er angefangen hatte. Für Timmy ist es auch nicht anders. Wir träumen alle von so etwas, wenn als wir als kleine Kinder auf den Straßen spielen. Jetzt da oben angekommen zu sein, ist etwas Besonderes. Aber man kann sich immer verbessern."
Draisaitl überholte damit Sturm (242-245-487) als besten deutschen Punktesammler in der NHL. Wohlgemerkt im Alter von nur 25 Jahren. "Ich habe 15 Jahre lang gebracht, der Leon hat vier Jahre gebraucht. Das sagt schon alles", lachte Sturm. "Ich kann nur immer wieder erwähnen, dass es nur eine Frage der Zeit war. Leon wird auch nicht der Erste und Letzte sein. Tim wird der Nächste sein. Ich reiche das gerne weiter an Leon. Er spielt in einer anderen Liga als ich. Es werden bestimmt auch noch einige Punkte dazukommen."
Mittlerweile konnte Draisaitl bereits Marke von 500 Scorerpunkten knacken (198-305-503) und baut den neuen Rekord damit weiter fleißig aus.

VAN@EDM: Draisaitl erzielt im Powerplay 500. Punkt

Draft 2020: Sturm hätte gerne Stützle gewählt
Mit Stützle ist bereits das nächste deutsche Top-Talent aus den Startblöcken gesprintet. In seiner Debüt-Saison kommt der 19-Jährige bereits auf 29 Scorerpunkte (12-17-29). "In dem Alter direkt in die Liga zu kommen und der Mannschaft helfen, zu gewinnen, im Powerplay zu spielen, das ist nicht einfach", sagte Draisaitl über Stützle. "So konstant im ersten Jahr, das ist schon eine starke Leistung."
Auch Sturm ist die rasante Entwicklung von Stützle nicht verborgen geblieben. Ob er es schon bereut hat, dass die Kings im NHL Draft 2020 an 2. Stelle nicht Stützle ausgewählt haben? "Ich kann es ja auch nicht beeinflussen. Ich habe natürlich darauf gehofft, das ist ja ganz klar. Leider hat keiner auf mich gehört", lachte Sturm. "Ich habe es erst am Draft-Tag erfahren, dass wir Quinton Byfield nehmen. Auch er wird ein guter Spieler werden in dieser Liga. Persönlich habe ich aber natürlich gehofft, dass der Tim in L.A. spielen wird."
Bei den Senators nahm Stützle sofort eine wichtige Rolle ein. Zuletzt gelang ihm sogar der erste NHL-Hattrick. "Wir sind immer besser in Fahrt gekommen, fühlen uns wohl, haben eine super-junge Mannschaft und genießen es jeden Tag", blickte Stützle zurück.

Unvergessliche Momente: Marco Sturm

Stützle nicht bei der WM dabei
Dass Draisaitl, der mit den Oilers in den Stanley Cup Playoffs spielen wird, nicht für die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft bei der anstehenden WM in Lettland zur Verfügung stehen wird, war abzusehen. Doch auch Stützle muss passen: "Ich habe noch Probleme mit meiner Hand, die ich operieren lassen muss", erklärte Stützle.
Auffällig ist, dass insbesondere auch die deutschen NHL-Stars wieder gerne zur Nationalmannschaft kommen. Das war nicht immer so. Erst unter dem damaligen Bundestrainer Sturm kam die Freude daran zurück. "Wenn ein Spieler in die Nationalmannschaft kommt, dann soll es ihm auch Spaß machen", erklärte Sturm. "Es ist eine lange Saison für die Jungs. Wenn sie dann am Ende noch ein Turnier spielen sollen, dann ist es nicht ganz so einfach. Deswegen müssen sie Spaß haben. Das habe ich in meiner Zeit versucht. Im deutschen Eishockey brauchen wir Jungs wie Leon und Tim, um weiterzukommen."

OTT@WPG: Stützle begeistert Senators mit Hattrick

Das deutsche Eishockey auf dem Vormarsch
Immerhin acht Deutsche kamen in der Saison 2020/21 schon in der NHL zum Einsatz. Zudem wurden mit Moritz Seider, Stützle und Lukas Reichel alleine drei Spieler in den vergangenen beiden Jahren in der ersten Runde gedraftet. Die Qualität des deutschen Eishockeys hat sich also sowohl in der Breite als auch in der Spitze auf ein neues Niveau entwickelt.
"Ich denke schon, dass wir eine ordentliche Mannschaft zusammenhaben werden. Man muss auch realistisch bleiben. Ob das gegen Kanada oder die USA reicht, das wird man sehen. Ich glaube, wir haben genug Spieler, die auf diesem Niveau spielen können", sagte Draisaitl - auch im Hinblick auf die Olympischen Spiele. "Sollten alle aus der NHL mit dabei sein, und das hoffe ich, dann werden wir schon eine sehr gute Mannschaft zusammenhaben."
Den exklusiven Zoom-Call mit Leon Draisaitl, Tim Stützle und Marco Sturm sehen Sie hier.