COL@STL, Sp4: Avalanche mit 3 Blitztoren zur Führung

Nach der unerwarteten 1:4-Heimpleite am Donnerstag, als die favorisierten Colorado Avalanche ihren zweiten Auftritt in der zweiten Runde der Stanley Cup Playoffs 2022 gegen die St. Louis Blues völlig in den Sand setzten und auf allen Ebenen einen enttäuschenden Abend verlebten, legten sich die Beteiligten fest, dass ein solches Auftreten ein einmaliger Ausrutscher bleiben sollte.

Nachdem die Mannschaft aus Denver die ersten fünf Spiele in den laufenden Stanley Cup Playoffs zuvor allesamt siegreich beenden konnte, wirkte die Niederlage in Spiel 2 gegen St. Louis auf sie wie ein Weckruf, zur rechten Zeit. So zumindest, wurde es von den Spielern hinterher beschworen. Und die Avalanche hielten bisher auf beeindruckende Art und Weise Wort. Auswärts bei den Blues folgte zunächst ein überzeugender 5:2-Sieg am Samstag in Spiel 3, der vierte Vergleich am Montag wurde mit 6:3 nicht weniger überzeugend gewonnen. Aus dem mageren 1:1-Zwischenstand ist dadurch innerhalb weniger Tage ein komfortabler 3:1-Vorsprung in der Serie geworden, der dem topgesetzten Team im Westen alle Tore zum Einzug in das Conference Finale öffnet.
Nazem Kadri gelang im Enterprise Center sein erster Hattrick in den NHL-Playoffs. Zudem steuerte der Stürmer einen Assist zum zweiten Sieg in St. Louis in direkter Folge bei. Damit war er in Spiel 4 der auffälligste Akteur auf dem Eis und legte den Grundstein für die klare Führung in der Best-of-7-Serie, die Colorado nun am Mittwoch (8 p.m. ET; NHL.tv; Do. 2 Uhr MESZ) mit einem weiteren Erfolg in der heimischen Ball Arena vorzeitig siegreich beenden kann.

COL@STL, Sp4: Kadri mit 1. NHL-Playoff-Hattrick

"Ich wollte heute Abend herauskommen und dem Spiel meinen Stempel aufdrücken, besonders nach dem, was passiert ist", sagte Kadri, der seit seiner Beteiligung an einer Kollision mit Blues-Torwart Jordan Binnington in Spiel 3, wodurch dieser verletzt ausfiel, den Unmut der Fans in St. Louis auf sich gezogen hat. "Ich habe versucht, das so gut wie möglich zu tun. Manchmal muss man geduldig sein und abwarten. Ich konnte früh im zweiten Drittel zuschlagen und die Stimmung anheizen."
"Ich weiß, dass sie mich ausbuhen, aber so ist das nun mal als Fan", zeigte sich Kadri hinterher von der Stimmung unbeeindruckt. "Als Heimteam und als Heimspieler möchte man die Fans auf seiner Seite haben und das andere Team ausbuhen, solange es im Rahmen der Richtlinien bleibt. Ich habe kein Problem damit."
Die Unterstützung seiner Teamkollegen hat Kadri jedenfalls sicher. "Das war großartig", sagte zum Beispiel Erik Johnson über Kadris Hattrick. "Ich habe mich so gut für ihn gefühlt. Wissen Sie, stellen Sie sich vor, in seiner Situation zu sein, das kann keine lustige Sache sein. … Ich glaube, es hat ihm gefallen, heute Abend der Bösewicht zu sein, und er hat sich auf jeden Fall für uns eingesetzt."
Neben Kadri überzeugten in Spiel 4 in erster Linie auch Bowen Byram und Valeri Nichushkin, die jeweils zwei Torvorlagen liefern konnten. Glänzen konnte in St. Louis zudem Torhüter Darcy Kuemper, der am Ende des Tages zwar nur auf 17 Paraden kam, gerade in der Endphase des Spiels, als die Blues alles nach vorne warfen, mit einigen spektakulären Rettungstaten zur Stelle war und die Führung der Gäste, bei denen der Deutsche Nico Sturm erneut nicht im Kader stand, festhielt. Bei den Hausherren überzeugten in erster Linie David Perron mit zwei Treffern und Torhüter Ville Husso, der den verletzten Binnington vertrat, mit 31 Saves.

COL@STL, Sp4: Perron mit der Rückhand zum 1. Tor

Der Abend begann für die Avalanche alles andere als ideal. Perron traf schon in der sechsten Minute zum 1:0 für St. Louis und sorgte für Optimismus bei den anwesenden Blues-Fans. Pavel Buchnevich fing in dieser Szene einen Pass von Devon Toews ab und bediente Perron im Slot, der den Puck gekonnt mit der Rückhand an Kuemper vorbei in die Maschen schob. Mehr Zählbares sollte es in den ersten 20 Minuten nicht zu verbuchen geben.
Richtig Fahrt nahm das vierte Kräftemessen zwischen beiden Mannschaften in der laufenden K.o.-Phase im Mitteldrittel auf, als die Avalanche innerhalb von 4:53 Minuten gleich vier Treffer erzielten und urplötzlich ihrerseits aus einem 0:1-Rückstand eine deutliche 4:1-Führung machen konnten.
Johnson glich zunächst mit einem Schuss von der blauen Linie durch den Verkehr hindurch zum 1:1 aus (23.). Kurze Zeit später sorgte Kadri für die erstmalige Gästeführung (25.). Toewes erhöhte keine 20 Sekunden später auf 3:1, bevor Kadri mit seinem zweiten Tor des Tages das 4:1 markieren konnte.
Wer gedacht hatte, der Widerstand der Blues sei damit bereits frühzeitig und endgültig gebrochen, der sah sich in der Folgezeit getäuscht. Perron (38.) und Buchnevich (40.) erzielten spät im Drittel, im Abstand von 2:25 Minuten zwei Powerplay-Tore für St. Louis und verkürzten den Vorsprung von Colorado somit auf nur noch ein Tor. Für Buchnevich war es der erste Treffer in einem NHL-Playoff-Spiel in seiner Karriere.

COL@STL, Sp4: Perron ist zum 2. Mal im PP erfolgreich

Colorado reagierte auf die veränderte Ausgangslage im Stile einer echten Spitzenmannschaft, blieb ruhig und versuchte seinerseits im Schlussdrittel durch Flucht in die Offensive die endgültige Entscheidung zu den eigenen Gunsten herbeizuführen, was der Mannschaft von Coach Jared Bednar auch gelang. Zunächst vollendete Kadri seinen Hattrick (50.), bevor Mikko Rantanen sein erstes Tor in diesen Playoffs erzielen konnte, als er zwei Sekunden vor Ablauf der Uhr den Endstand durch einen Empty-Netter herstellte.
Das angeschlagene Selbstvertrauen der Avalanche, das nach Spiel 2 noch vorgeherrscht haben mag, dürfte durch die beiden souverän herausgespielten Auswärtssiege in St. Louis in jedem Fall Geschichte sein. Die Mannschaft hat durch zwei überzeugende und konzentriert gespielte Begegnungen in der Fremde eindrucksvoll gezeigt, dass der Weg zum Stanley Cup in diesem Jahr mit großer Wahrscheinlichkeit nur über die Mannen aus Denver führen dürfte.