quenneville, julien

Jeden Mittwoch in der Saison 2018/19 wird NHL.com/de in der Rubrik "Inside the numbers" nach verschiedenen Trends und Statistiken suchen, um Euch die Analyse des Spiels näherzubringen.
In dieser Ausgabe: Die Auswirkungen von Trainerwechseln

Das Erreichen der Playoffs ist für alle 31 NHL-Teams das Primärziel. Sehen die Verantwortlichen dieses Bestreben in Gefahr, wird oftmals die Reißleine gezogen und der Trainer entlassen. In der laufenden Saison haben sich die Los Angeles Kings als erster Klub von ihrem Trainer getrennt: John Stevens wurde am 4. November 2018 nach nur 13 Spielen mit einer Bilanz von 4-8-1 (neun Punkte 0,70 Punkte/Spiel) beurlaubt. Zwei Tage darauf entschieden sich auch die Chicago Blackhawks für einen Wechsel auf der Trainerbank und stellten am 6. November Joel Quenneville frei. Nach 15 Spielen hatte Chicago zwar eine 6-6-3-Bilanz vorzuweisen, verlor aber jüngst fünf Spiele in Folge (0-4-1).
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Nun hoffen Kings und Blackhawks auf einen positiven Effekt des Trainerwechsels und entschieden sich für Willie Desjardins und Jeremy Colliton als neue Coaches. Der Blick auf die letzten vier Jahre zeigt, dass eine Veränderung auf dem Trainer-Posten durchaus Impulse setzen konnte - teilweise allerdings auch negative...
2017/18: Keine Trainerwechsel während der regulären Saison!
Im Vorjahr gab es keinen Trainerwechsel während der regulären Saison. Dies ist eine absolute Ausnahme, denn so etwas hatte es seit der Saison 1966/67, also seit 52 Jahren nicht mehr gegeben. Zum Erreichen der Playoffs brauchte es 2017/18 97 Punkte in der Eastern Conference sowie 95 Punkte in der Western Conference.
2016/17: Trainer-Karussell nimmt Fahrt auf
In der Spielzeit 2016/17, in der 95 Punkte im Osten sowie 94 Zähler im Westen für den Einzug in die Endrunde reichten, gab es dagegen eine "Hire-and-fire"-Mentalität: Gleich fünf Teams tauschten während der Saison ihren Trainer. Bei vier von fünf Klubs führte der Wechsel auch zum erhofften Effekt: Die Boston Bruins tauschten am 7. Februar 2017 Claude Julien (55 Spiele, 26-23-6, 58 Punkte, 1,06 Punkte/Spiel) durch Bruce Cassidy (27 Spiele, 18-8-1, 37 Punkte, 1,37 Punkte/Spiel) aus. Die Maßnahme zeigte Wirkung: Boston schaffte es in die Playoffs, schied dort dann in der ersten Runde gegen die Pittsburgh Penguins aus (2:4).

Julien_CanadiensBench

Julien schloss sich derweil den Montreal Canadiens an und folgte den am 14. Februar entlassenen Michel Therrien (58 Spiele, 31-19-8, 70 Punkte, 1,21 Punkte/Spiel). Montreal sah die Playoffs nach einer 1-5-1-Bilanz im Februar in Gefahr. Julien stabilisierte die Canadiens wieder (24 Spiele, 33 Punkte, 1,38 Punkte/Spiel) und führte sie als erster der Atlantic Division in die Playoffs, wo für die Fankokanadier in der ersten Runde Schluss war (2:4 gegen die New York Rangers).
Eine deutlich bessere Bilanz als ihr Vorgänger und damit ein gutes Beispiel für einen gelungenen Trainerwechsel lieferten außerdem die New York Islanders und St. Louis Blues. Bei den Islanders wurde Jack Capuano (42 Spiele, 17-17-8, 42 Punkte, 1,00 Punkte/Spiel) am 17. Januar 2017 durch Doug Weight (40 Spiele, 24-12-4, 52 Punkte, 1,3 Punkte/Spiel) ersetzt. Die Islanders verpassten die Playoffs trotz dieser aufpolierten Bilanz. Bei den Blues folgte Mike Yeo (32 Spiele, 22-8-2, 46 Punkte, 1,44 Punkte/Spiel) am 1. Februar auf Ken Hitchcock (50 Spiele, 24-21-5, 53 Punkte, 1,06 Punkte/Spiel) und rückte mit St. Louis bis in die zweite Runde der Playoffs vor (2:4 gegen die Nashville Predators).
Das Negativbeispiel in diesem Jahr lieferten dagegen die Florida Panthers, die als einziger Klub nicht von einem Trainerwechsel profitieren konnten: Gerard Gallant (22 Spiele, 11-10-1, 23 Punkte, 1,05 Punkte/Spiel) wurde am 27. November gefeuert. Sein Nachfolger Tom Rowe (60 Spiele, 24-26-10, 58 Punkte, 0,97 Punkte/Spiel) holte aber noch weniger Zählbares. Die Panthers verpassten die Playoffs - obwohl sie im Schlussklassement des Vorjahres noch die Atlantic Division angeführt hatten. Gallant schloss sich im Sommer den neu gegründeten Vegas Golden Knights an und stürmte mit dem Liga-Neuling bis ins Stanley-Cup-Finale (2:4 gegen die Washington Capitals).
2015/16: Sullivan übernimmt und führt Pittsburgh zum Stanley Cup
2015/16 reichten 96 Punkte im Osten sowie 87 Zähler im Westen für die Playoff-Qualifikation. Ihre Ziele gefährdet sahen dabei drei Teams, die während der Saison den Trainer tauschten - mit unterschiedlichem Ausgang.

sullivan-cu

Bei den Columbus Blue Jackets trat John Tortorella (75 Spiele, 34-33-8, 76 Punkte, 1,01 Punkte/Spiel) schon am 21. Oktober 2015 die Nachfolge von Todd Richards an, der mit sieben Niederlagen und ohne einen einzigen Punkt in die Saison gestartet war (0-7-0). Somit war in diesem Fall auch nur eine Verbesserung möglich. Tortorella schaffte es am Saisonende allerdings nicht in die Playoffs.
Dies gelang derweil John Torchetti bei den Minnesota Wild. Torchetti (27 Spiele, 15-11-1, 31 Punkte, 1,15 Punkte/Spiel), der das Amt am 13. Februar 2016 übernahm, hatte allerdings am Ende eine schlechtere Bilanz als sein Vorgänger Mike Yeo (55 Spiele, 23-22-10, 56 Punkte, 1,18 Punkte/Spiel). Eine Bewertung der Trainer-Rotation fällt schwer, denn die Wild erreichten trotzdem die Endrunde und schieden dort in der ersten Runde gegen die Dallas Stars aus.
Den bestmöglichen Effekt erzielten die Pittsburgh Penguins. Am 12. Dezember 2015 trennte sich Pittsburgh von Mike Johnston (28 Spiele, 15-10-3, 33 Punkte, 1,18 Punkte/Spiel). Mike Sullivan übernahm (54 Spiele, 33-16-5, 71 Punkte, 1,32 Punkte/Spiel) und führte die Penguins zum Stanley-Cup-Sieg! Ein Jahr später sollte ihm dieses Kunststück sogar erneut gelingen.
2014/15: Kaum Verbesserungen und ein Absturz
In der Saison 2014/15 brauchte es 98 Punkte in der Eastern Conference sowie deren 99 in der Western Conference, um an den Playoffs teilnehmen zu dürfen. Auf dem Weg dorthin gab es in er NHL vier Trainerwechsel - allerdings blieb der erhoffte Effekt zumeist aus.
Eine Ausnahme stellten die Ottawa Senators dar. In der kanadischen Hauptstadt wurde Paul MacLean (27 Spiele, 11-11-5, 27 Punkte, 1,0 Punkte/Spiel) am 8. Dezember 2014 entlassen. Es folgte der deutlich erfolgreichere Dave Cameron (55 Spiele, 32-15-8, 99 Punkte, 1,8 Punkte/Spiel), der mit den Senators bis in die 1. Playoff-Runde vordrang (2:4 gegen Montreal).
Ähnliches: [Kings hoffen auf positiven Effekt des Trainerwechsels]
Kaum Verbesserung gab es bei den Edmonton Oilers, wo beide eingesetzten Trainer nicht über einen Schnitt von einem Zähler pro Partie hinaus kamen: Dallas Eakins (31 Spiele, 7-19-5, 19 Punkte, 0,61 Punkte/Spiel) wurde am 15. Dezember durch Todd Nelson (51 Spiele, 17-25-9, 43 Punkte, 0,84 Punkte/Spiel) ersetzt. Das Playoff-Ticket konnte nicht gelöst werden.
Ähnlich erging es den New Jersey Devils, die sich am 26. Dezember von Peter DeBoer (36 Spiele, 12-17-7, 31 Punkte, 0,86 Punkte/Spiel) trennten, doch auch unter dem Gespann Adam Oates und Scott Stevens (46 Spiele, 20-19-7, 47 Punkte, 1,02 Punkte/Spiel) nicht den Cut für die Endrunde schafften.
Für einen Negativ-Ausreißer sorgten derweil die Toronto Maple Leafs. Am 6. Januar 2015 musste Randy Carlyle (40 Spiele, 21-16-3, 45 Punkte, 1,13 Punkte/Spiel) gehen. Sein Nachfolger Peter Horachek stürtzte mit den Maple Leafs daraufhin komplett ab und verzeichnete desaströse Statistiken (42 Spiele, 9-28-5, 23 Punkte, 0,55 Punkte/Spiel), einhergehend mit einem vorzeitigen Saison-Ende nach der Hauptrunde.
Fazit: Trainerwechsel geben Impulse
Zieht man die letzten vier Jahre heran, so gab es pro Spielzeit durchschnittlich drei Trainerwechsel während einer laufenden Saison. In neun der betrachteten zwölf Fälle gab der neue Coach positive Impulse und konnte einen verbesserten Punkte-Schnitt vorweisen. Für das Erreichen der Playoffs brauchte es in den letzten vier Jahren 96,5 in der Eastern Conference sowie 93,75 Zähler in der Western Conference. Diese Zahlen dürften die Verantwortlichen der NHL-Klubs hochrechnen, wenn es darum geht, auf der Trainer-Position Veränderungen vorzunehmen. L.A. und Chicago haben bereits reagiert - werden weitere Teams folgen?