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Die Playoffs sind für viele Eishockeyfans und Spieler die beste Zeit des Jahres und werden deswegen häufig als die fünfte Jahreszeit bezeichnet. Die Stanley Cup Playoffs in der NHL bilden da keine Ausnahme, nur dass sie im Vergleich zu den europäischen Ligen später anfangen und enden. So können sich die Fans über Eishockey bis Mitte Juni freuen.

Das Jahr 2019 wird in besonderer Erinnerung bleiben und das nicht nur wegen dem überraschenden Sieger St. Louis Blues. Zum ersten Mal in der Geschichte des amerikanischen Sports in den vier Hauptligen Baseball, Basketball, Eishockey und Football konnte eine Mannschaft den Titel holen, die nach mehr als ein Viertel der Saison auf dem letzten Platz rangierte.
St. Louis stand nach dem Spieltag am 2. Januar mit einer Bilanz von 15-18-4 und 34 Punkten auf dem letzten Platz. Die Blues wurden nach den Los Angeles Kings in 2012 das zweite Team, das den Stanley Cup gewinnen konnte, obwohl sie als Zwölfter oder schlechter in die Playoffs starteten. Andererseits holten sie ihren ersten Titel nach 42 Playoff-Auftritten, 72 gespielten Playoff-Serien und 391 absolvierten Playoff-Spielen. Alles Bestmarken in der NHL, genauso wie die 52-jährige Wartezeit auf den ersten Titel.
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Schauen wir darüber hinaus auf 63 Tage Playoff-Eishockey in der NHL mit ein paar beeindruckenden Zahlen und Fakten zurück:
- Das letzte Team, welches sich einen Platz in den Playoffs sicherte, war das erste, das in die zweite Runde einzog. Die Columbus Blue Jackets, die in ihrer Geschichte zuvor noch nie eine Playoff-Serie gewinnen konnten, schalteten in vier Spielen den Presidents' Trophy Sieger und großen Favoriten Tampa Bay Lightning aus. Zum ersten Mal in der NHL-Geschichte wurde damit das punkbeste Team der regulären Saison in der ersten Runde gesweept, also ohne einen eigenen Sieg egalisiert.
- Alle vier Wildcard-Teams (Columbus, Carolina Hurricanes, Dallas Stars, Colorado Avalanche) konnten sich zum ersten Mal überhaupt in der ersten Runde durchsetzen und brachten damit erstmalig allen Divisionssiegern (Tampa Bay, Washington Capitals, Nashville Predators, Calgary Flames) gleich zum Auftakt das Saisonende bei.

  • Zum ersten Mal in den Playoffs der Geschichte kamen mehrere Teams in Spiel 7 nach einem Rückstand mit zwei oder mehr Toren zurück und gewannen die Partie. Unvergessen wird das Comeback der San Jose Sharks gegen die Vegas Golden Knights in der ersten Runde bleiben, als die Sharks ein 0:3 zehn Minuten vor Schluss in einem fünfminütigen Powerplay in ein 4:3 verwandelten, Vegas wieder ausgleichen konnte, doch die Sharks in der Verlängerung erneut zubissen. Das andere Comeback feierte Carolina gegen Washington, ebenfalls in der Auftaktrunde, als sie einen 2:0- und 3:1-Rückstand in ein 4:3 nach Verlängerung drehten.
    - Von den 105 möglichen Spielen wurden 87 absolviert (82,9 %), wobei zehn der 15 Serien mindestens sechs Spiele umfassten. In den sechs Spielzeiten seit Einführung des divisionsfokussierten Formats wurden 531 von 630 möglichen Partien (84,3 %) gespielt.
    - Unter diesem Format wurden in den Conference Finals und dem Stanley Cup Finale 110 von 126 möglichen Spielen (87,3 %) bestritten und damit eine deutliche Steigerung zum vorherigen Format erreicht, wo von den Jahren 2008 bis 2013 nur 99 der möglichen 126 (78,6 %) angefallen waren.
    - Es wurden insgesamt 17 Verlängerungen gespielt (87 Sp.; 19,5 %) - sieben mehr als in den gesamten Stanley Cup Playoffs 2018 (10 von 84 Sp.; 12 %). Drei siebte Spiele gingen in die Verlängerung und damit die meisten jemals.

DAL@STL, Sp7: Maroons Tor in 2OT beschert Blues WCF

  • Seit 1987, als alle Runden erstmals im Best-of-7-Format ausgetragen wurden, haben 22 der 32 Stanley Cup Sieger auf ihrem Weg mindestens ein Spiel 7 bestritten und gewonnen. Die letzten sieben Meister mussten diese Erfahrung alle ausnahmslos machen.
    - Es war das 16. Mal in den letzten 20 Jahren, dass das Stanley Cup Finale mindestens sechs Spiele benötigte. Das letzte 4:0 im Endspiel gab es 1998 (Detroit Red Wings gegen Philadelphia Flyers) und seitdem auch keine zwei Jahre in Folge, in denen die Serie nur über fünf Spiele ging.
    - St. Louis musste 26 Partien bis zum Triumph absolvieren und stellte damit den NHL-Rekord ein, den vier andere Mannschaften halten. Drei der fünf Vorfälle entstanden unter dem jetzigen Format, indem die Kings 2014 und die Lightning 2015 auf die gleiche Anzahl kamen.
    - Die Blues stellten außerdem mit zehn Auswärtssiegen den NHL-Rekord in diesem Bereich ein und konnten als fünftes Team im Spiel 7 auswärts den Stanley Cup holen.

STL@BOS, Sp7: O'Reilly fälscht zur Führung ins Tor ab

  • Zehn der 16 Siege der Blues erzielten sie mit einem Tor Unterschied, inklusive zwei im Finale. Seit 2014 wurden 49 Prozent der gesamten Spiele (260 von 531) mit lediglich einem Treffer Differenz entschieden. Es ist die höchste jemals gemessene Rate.
    - Seit der Einführung des Best-of-7 im Endspiel im Jahr 1939 war es das 17. Stanley Cup Finale, das ein Spiel 7 erforderte. Insgesamt gingen in den Playoffs 2019 sechs Serien über die volle Distanz und damit nur eine weniger als der Rekord aus den Jahren 1994, 2011 und 2014.
    - Das Stanley Cup Finale 2019 war eine Neuauflage des Finales von 1970 (Boston siegte 4:0 gegen St. Louis) von ausgerechnet den beiden Mannschaften, die in diesen 49 Jahren Spanne am häufigsten die Playoffs erreichten: Boston 44 Mal und St. Louis 42 Mal.
    Die Zahlen und Fakten verdeutlichen die Ausgeglichenheit, die in der NHL vorherrscht und aus diesem Grund auch mit dem Beginn der neuen Saison im Oktober viel Spannung und Überraschungen verspricht. Freuen wir uns darauf.