Blues_celebrate_vsBOS

Wer hätte das vor wenigen Wochen ernsthaft geglaubt? Doch nach 52 Jahren in der NHL und gespielten 4046 regulären Saison- sowie weiteren 389 Stanley Cup Playoff-Spielen, haben die St. Louis Blues am Sonntagabend in Spiel sechs ihrer Finalserie gegen die Boston Bruins im heimischen Enterprise Center (8 p.m. ET/ 2 Uhr MESZ am Montag; NBC, CBC, SN, TVAS) die Chance den ersten Stanley Cup-Titel ihrer Franchise-Geschichte unter Dach und Fach zu bringen.

Nach einem knappen 2:1-Erfolg am Donnerstag in Spiel fünf im TD Garden zu Boston, führen die Blues im Finale mit 3:2 Siegen und benötigen lediglich einen weiteren Erfolg, um ihren ganz großen sportlichen Traum Realität werden zu lassen.

STL@BOS, Sp5: Perron schiebt Rask Puck durch Beine

Im Idealfall siegt das Team direkt im kommenden Vergleich in St. Louis, so dass dort gemeinsam mit den eigenen Fans vor Ort gefeiert werden kann. Es ist keine einfache Situation, jetzt einen möglichst kühlen Kopf zu behalten, denn der Cup wird hinter den Kulissen poliert werden und vorbereitet für eine Übergabe an die Gastgeber bereitstehen. Die Erwartungshaltung aller Beteiligten droht schon im Vorfeld des Spiels durch die Decke zu schießen.

Eine Lage, die leicht zur Belastung, ja sportlich sogar zum Bumerang werden kann, sollte es einem nicht gelingen, die einsetzenden Emotionen zu zügeln und die notwendige Konzentration zu behalten.

Erfahrungsgemäß kann es einem Team nur gelingen den letzten Schritt erfolgreich zu gehen, wenn die Spieler ihre Gedanken nicht zu früh zu weit schweifen lassen. Nicht umsonst sagt ein altes Sprichwort, dass der letzte Sieg einer Meisterschaft immer der schwerste sei.
Genau darum geht es für die Blues im Vorfeld der Begegnung am Sonntag: Es gilt die eingeübten Routinen bestmöglich zu erhalten, im Rhythmus und konzentriert zu bleiben.
Das ist gar nicht so einfach, wie die leidenschaftlichen Worte von Colton Parayko zeigten, dem die Vorfreude schon am Donnerstagabend deutlich anzumerken war: "Die Halle wird rocken. Das wird ein riesiger Spaß", frohlockte er schon unmittelbar nach dem Erfolg in Boston. "Ich kann es kaum erwarten."
Brayden Schenn bestätigte die große Ungeduld, nicht jedoch ohne auf die notwendige Konzentration hinzuweisen. "Natürlich kommen einem da schnell die ganz großen Emotionen in den Kopf. Das ist doch klar. Aber wir wissen, auf was es ankommt. Unsere ganze Saison war ein Kampf. Zudem haben wir erfahrene Spieler im Team, die werden schon dafür sorgen, dass wie für Spiel sechs bereit sein werden", gab Schenn die Richtung vor.
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Coach Craig Berube freute sich besonders über die Tatsache, dass Spiel sechs in St. Louis sein wird: "Diese Spiele sind immer emotional, egal in welcher Runde, wenn du den vierten Sieg einfahren willst. Sie werden alles reinwerfen, ihre Bestleistung abliefern. Wir müssen vorbereitet sein. Gut, dass wir daheim spielen."
Routinier Jay Bouwmeester gab sich kurz vor der Ankunft in St. Louis seinerseits am Freitagnachmittag recht gelassen: "Es gilt jetzt nicht zu überdrehen. Wir müssen die Ruhe bewahren. Jeder weiß natürlich, was auf dem Spiel steht. Doch man darf seine Herangehensweise auch so spät in den Playoffs nicht plötzlich ändern."
In diesen Stunden fällt es einem schwer, sich daran zu erinnern, dass die Blues noch zu Anfang des Jahres ganz am Tabellenende lagen und das Erreichen der Playoffs schon ein Ziel war, das ihnen in dieser Spielzeit zu entgleiten schien.
Am Donnerstag spielten die Blues, wie in den vergangenen Wochen so häufig, einmal mehr im Stile einer Klassemannschaft auf. Obwohl den Bruins in vielen Statistiken unterlegen, unter anderem dominierte Boston Spiel fünf in Sachen Torschüsse (39:21) und setzte mehr Hits (43:34), behielten die Gäste vorbildlich die Ruhe. Sie konnten sich in Person von Jordan Binnington einmal mehr auf ihren Rookie-Torhüter verlassen und setzten sich letztendlich glücklich aber keineswegs unverdient knapp mit 2:1 Toren durch. Die Mannschaft hat also einmal mehr bewiesen, dass sie unter enormen psychologischen und sportlichen Druck erfolgreich sein kann, wenn die Konzentration gehalten wird wie in diesem Falle.
Diese Eigenschaften eines Champions werden am Sonntag in der eigenen Halle erneut gefragt sein, wenn nach dem Ertönen der Schlusssirene die Übergabe des Stanley Cups winkt.
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"Es kommt nicht darauf an, schön zu spielen. Es geht darum, mehr Tore zu schießen", relativierte Schenn etwas die Erwartungen an die Fans. Eine Weisheit, die in Spiel sechs in der Tat wichtiger denn je sein wird.
Wie das Spiel verlaufen ist, könnte allen die es mit den Blues halten im Rückblick völlig egal sein, wenn ein weiterer Sieg gelingt und der große Traum vieler Blues-Anhänger wahr würde.
"Wir haben immer dann Erfolg, wenn wir unserem Spielstil treu bleiben. Die Kulisse blenden wir in diesem Falle am besten erst einmal bestmöglich aus. Das wird noch einmal eine ganz harte Prüfung für uns", bemüht sich David Perron sachlich an die kommende Partie heranzugehen.
Verteidiger Alex Pietrangelo betonte am Freitagmittag explizit, dass das Team nicht unkonzentriert werden wird: "Klar wissen wir um die Bedeutung des Spiels am Sonntag. Doch die Gruppe ist insgesamt ruhig und konzentriert. Ich glaube nicht, dass wir am Sonntag vor dem Duell zu emotional sein werden."
In der Nacht auf Montag (2 Uhr MESZ) werden wir erleben, ob das wirklich so gestimmt hat.