Vegas goal

Die Vegas Golden Knights stehen nach dem 3:2-Auswärtssieg im Staples Center in Spiel 3 der ersten Rundes der Stanley Cup Playoffs in der Western Conference am Sonntag gegen die Los Angeles Kings mit einer komfortablen 3:0-Serienführung da, nachdem das Team bereits seine beiden Heimspiele in der T-Mobile Arena mit jeweils einem Tor Vorsprung gewonnen hatte. Damit sind die Knights das erste Franchise seit den Florida Panthers im Jahre 1996, dass seine ersten drei Playoff-Spiele der Geschichte gewinnen konnte.

Logisch, dass auch Coach Gerard Gallant sehr erfreut über das Zwischenfazit des Duells mit dem Team von der Westküste ist: "Wir sind sehr glücklich über das 3:0. Ob ich es erwartet habe? Ich weiß nicht. Wir schauen immer von einem Spiel zum nächsten. Mit unseren Leistungen bin ich zufrieden."
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Bei aller Bescheidenheit des Cheftrainer kann die Überraschungsmannschaft dieser NHL-Saison allerdings bereits in Spiel 4 am Dienstag (10:30 p.m. ET; NBCSN, CBC, TVAS, PRIME, ATTSN-RM) den sprichwörtlichen Sack zumachen und mit einem 'Sweep', einem Sieg in der Serie ohne eine einzige Niederlage, in die zweite Runde der Playoffs einziehen.
Erstaunlich, denn vor Beginn der laufenden KO-Runde wurde von vielen Seiten davon ausgegangen, dass die ersten Auftritte in den Playoffs für die unerfahrenen Knights ein böses Erwachen mit sich bringen könnten. Bekanntlich ist es die eine Sache, zwei Punkte in der langen Hauptrunde zu erkämpfen und eine vollkommen andere, Spiele um das Weiterkommen oder Ausscheiden in einer kurzen Playoff-Serie zu bestreiten. Traditionell werden letztere auf einem ganz anderen Level in Bezug auf Tempo und Intensität ausgetragen.

Außerdem geht es um elementare Dinge wie Erfahrung, Eingespieltheit und Selbstvertrauen. Alles Werte, die ein Eishockeyfan dem aktuellen Kontrahenten der Gloden Knights, den Kings aus der Filmmetropole, sofort in großem Maße zuschreiben würde.
Somit kommt der bisherige Serienverlauf umso überraschender, denn Vegas wirkt bisher alles andere als überrascht und unerfahren und kann, ganz im Gegenteil, die Kings genau mit den, in den Playoffs maximal geforderten Werten und Eigenschaften, die Stirn bieten und hat sie an den Rand des Ausscheidens gebracht.
Die Knights wirken ihrerseits aktuell sehr routiniert, obwohl sie als Expansion-Team des vergangenen Sommers erstmalig überhaupt in den Stanley Cup Playoffs mitmischen dürfen, somit als Team bisher keine gemeinsamen Erfahrungen in dieser Saisonphase haben können.
James Neal, seines Zeichens einer der Torschützen aus Spiel 3 sieht jedoch keinen Nachteil in Sachen fehlender Erfahrung für seine Jungs. "Wir machen das, was notwendig ist. Wir spielen körperbetont und konzentriert in der Abwehr. Die Tore kommen dann irgendwann von alleine. Solche Spiele habe ich schon häufig erlebt. Wenn man dranbleibt, dann kommen die Chancen automatisch."

Selbst ein Rückstand zu Beginn des letzten Drittels, wie ihn die Golden Knights am Sonntagabend in L.A. vorfanden, vermochte Torhüter Marc-Andre Fleury und seine Vorderleute nicht ansatzweise zu verunsichern, so dass Vegas das Spiel durch drei rasche Tore im Schlussabschnitt zu seinen Gunsten umbiegen konnte, bevor die Kings das Spiel durch ihren späten Anschlusstreffer zumindest wieder spannend machten. Doch die strapazierten Nerven der Gäste hielten. Und das auf durchaus sehr beeindruckende Art und Weise.
Diese Serie läuft mit vertauschen Rollen ab, denn die vergleichsweise große Playoff-Erfahrung der Kings sollte eigentlich einen spürbaren Vorteil für die Kalifornier mit sich bringen. Deren Coach John Stevens sah sein Team zuletzt allerdings auf einem guten Weg. "Das war unglücklich bisher. Gerade im Heimspiel haben wir ordentlich Druck gemacht, haben uns Torchancen erarbeitet. Fleury musste mehr arbeiten als zuvor. Doch einige dumme Fehler haben uns diesmal schlicht um den Erfolg gebracht."
So steht Los Angeles vor Spiel 4 bereits massiv mit dem Rücken zur Wand, wäre bei einer erneuten Niederlage gegen den Neuling vorzeitig und klar gescheitert. Ein riesiger psychologischer Vorteil also für die Jungs aus der Spielerstadt, die eigentlich nur fortsetzen müssen, was sie bisher schon getan haben: Eishockey nach Vegas-Art zu spielen, während die Kings maximal unter Druck stehen und auf eine Art sportliches Wunder vertrauen müssen, wenn sie es noch in die nächste Runde schaffen wollen.
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Einen 0:3-Serienrückstand zu drehen ist allerdings in der langen NHL-Geschichte zuvor erst vier Mannschaften gelungen. Das zeigt schon, wie schwer das Unterfangen werden wird.
Trotzdem waren die Kings eine dieser Mannschaften, die zuletzt im Jahre 2014 gegen die San Jose Sharks einen 0:3-Rückstand in einen 4:3-Sieg drehen und danach sogar den Stanley Cup gegen die New York Rangers gewinnen konnten. Alex Iafallo hat die Hoffnung daher bei weitem noch nicht aufgegeben: "Wir haben viele erfahrene Spieler im Kader. Die haben alle Situationen schon einmal erlebt und uns jungen Spieler so viel zu geben. Wenn wir ihrem Vorbild folgen, weiterhin an uns glauben, dann wird alles gut werden."