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Für die Tampa Bay Lightning endeten die Stanley Cup Playoffs 2019 in einem Desaster. Als heißer Titelanwärter gestartet, gingen sie in der Best-of-Seven-Serie der ersten Runde in der Eastern Conference sang- und klanglos mit 0:4 unter. Erstmals musste damit ein Gewinner der Presidents´ Trophy, die seit 1985/86 an die punktbeste Mannschaft der regulären Saison verliehen wird, gleich zu Beginn der Endrunde einen Sweep hinnehmen.

Der Kollaps der Lightning kam völlig überraschend. Mit begeisterndem Offensivhockey waren sie durch die Hauptrunde spaziert. 325 Tore und 128 Punkte standen nach 82 Begegnungen zu Buche. Darüber hinaus stellten sie mit 62 Siegen innerhalb der Spielzeit einen 23 Jahre alten NHL-Rekord ein. Wegen der eindrucksvollen Leistungsnachweise galt Tampa als Topfavorit für den Stanley Cup.
Nach eineinhalb Wochen Playoffs war alles Makulatur. Der Zeitpunkt, an dem das Unheil für die Lightning begann, lässt sich exakt definieren. Im Auftaktmatch führten die Lightning nach dem ersten Drittel mit 3:0. Danach schien es, als habe irgendwer in der Kabine den Stecker gezogen. Tampa baute rapide ab und zog am Ende mit 3:4 den Kürzeren. Von diesem Nackenschlag erholte sich die Belegschaft aus Florida nicht mehr. 1:3, 1:5 und 3:7 lauteten die Resultate in den folgenden Partien.

"Wir haben eine historisch gute reguläre Saison absolviert und danach historisch schlechte Playoffs hingelegt", fasste Lightning-Trainer Jon Cooper den völlig konträren Verlauf zusammen. "Die Jungs haben gekämpft. Doch Columbus hat an vier Tagen im April besser gespielt als wir. Das war´s dann."
Die Ursachen für das Ausscheiden der Lightning
Die Abteilung Attacke war mit Ausnahme des Auftaktdrittels in Spiel 1 nicht in der Lage, an die Form der Hauptrunde anzuknüpfen. Das gilt vor allem für die drei Topscorer Nikita Kucherov, Steven Stamkos und Brayden Point. Sie hatten nach drei Begegnungen keinen einzigen Punkt auf dem Konto. Nur acht Tore bei 117 Schüssen machen deutlich, wie sehr es bei der Chancenverwertung der Lightning insgesamt haperte.
Darüber hinaus musste Tampa in den Spielen 2 bis 4 jeweils einem Rückstand hinterherlaufen. Und wenn sie, wie nach dem 1:2-Anschlusstreffer im dritten oder dem 3:3-Ausgleich im vierten Aufeinandertreffen, endlich einmal Oberwasser bekamen, gaben sie das Momentum prompt wieder aus der Hand. Generell tat sich die Mannschaft schwer, den Puck zu kontrollieren und beständig Druck auf den Gegner aufzubauen.

TBL@CBJ, Gm4: Texier zielsicher im Powerplay

Als großer Schwachpunkt im Verlauf der Serie entpuppten sich die Special-Teams. Nach Abschluss der regulären Saison rangierten die Lightning sowohl im Penalty-Killing als auch im Powerplay an erster Stelle der Liga. 85 Prozent aller Unterzahlspiele überstanden sie schadlos und erzielten dabei zwölf Shorthander. Von diesen Werten waren sie in den Playoffs meilenweit entfernt. Die Blue Jackets konnten fünf von zehn Gelegenheiten bei numerischer Überlegenheit in einen Treffer ummünzen. Tampas einziges Unterzahltor markierte Alex Killorn.
Ebenso enttäuschend fiel die Bilanz im Powerplay aus. In der Hauptrunde hatten die Schützlinge von Coach Cooper 28,2 Prozent aller Überzahlsituationen ausgenutzt. Diesmal trafen sie bei sechs Gelegenheiten lediglich einmal ins Schwarze (16,7 Prozent Erfolgsquote).
Zu allem Überfluss mussten die Lightning in den Playoffs prominente Ausfälle verkraften. Mit Victor Hedman stand der Abwehrchef in beiden Auswärtsspielen nicht zur Verfügung. Verteidiger Anton Stralman fehlte sogar die komplette Serie. Außerdem erwies Stürmer Kucherov seiner Mannschaft einen Bärendienst, als er sich nach einem Bandencheck gegen Defensivspieler Markus Nutivaara von den Blue Jackets eine Sperre für Spiel 3 einhandelte.
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Gründe zur Zuversicht für die nächste Saison
Die Lightning verfügen über genügend Qualität im Kader, um in der kommenden Spielzeit erneut den Stanley Cup ins Visier zu nehmen. Die Korsettstangen Kucherov, Stamkos und Hedman stehen noch langfristig unter Vertrag. Die Verlängerung mit Torhüter Andrei Vasilevskiy dürfte nur Formsache sein. Hinzu kommt die enorme Tiefe des Kaders.
Das schmerzhafte Aus gegen die Blue Jackets wird die Mannschaft künftig vor Übermut bewahren. Sie hat am eigenen Leib erfahren, dass in den Playoffs alles wieder von vorne beginnt und man keinen Kontrahenten auf die leichte Schulter nehmen darf.
Die Vergangenheit hat gezeigt, dass gerade Misserfolge ein Team enger zusammenrücken lassen. Wenn die Lightning die richtigen Lehren ziehen, werden sie gestärkt aus ihrem verpatzten Auftritt aus den Playoffs hervorgehen.