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Mission gescheitert! Die San Jose Sharks hatten den Stanley Cup ins Auge gefasst, mussten sich aber im Western-Conference-Finale den St. Louis nach sechs Spielen geschlagen geben (2:4). NHL.com/de analysiert die Gründe für das Ausscheiden und wagt den Blick in eine ungewisse Zukunft…

Auf dem ersten Blick war es vor allem die Verletzungsmisere, die den Sharks das Vordringen ins Stanley-Cup-Finale kostete: Bei Erik Karlsson brach schon in Spiel 4 die Leistenverletzung wieder auf, die ihn weite Teile der Hauptrunde aus dem Verkehr gezogen hatte. In Spiel 5 spielte der schwedische Offensivverteidiger erst nur mit Halbgas und dann gar nicht mehr. Auch die Stürmer Tomas Hertl und Joe Pavelski fielen in Spiel 5 nach harten Checks aus und kehrten nicht wieder zurück. Dieser personelle Aderlass war zweifelsohne zu groß, um in Spiel 6 bestehen zu können. Trotzdem lieferten die Sharks einen großen Kampf.
"Wir haben es ihnen nicht leicht gemacht. Wir haben uns unter schweren Umständen gezeigt. Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft", sagte San Joses Trainer Peter DeBoer. "Ich denke nicht, dass das Ergebnis widerspiegelt, welche Arbeit wir investiert haben."
Knackpunkt Offensive: Sharks verlieren Zähne
Video: SJS@STL, Sp3: Couture mit einem Meilenstein
Zumal wie schon in den Partien zuvor mehr möglich gewesen wäre. Die Probleme der Sharks gingen tiefer als das offensichtliche Verletzungspech. Auffällig war, dass sich die Nord-Kalifornier im Gegensatz zur Konkurrenz im Playoff-Verlauf nicht mehr steigern konnten, was auch die Spieler so bestätigten. Das beste Eishockey spielte San Jose noch in der Serie gegen die Vegas Golden Knights (4:3). Schon gegen die Colorado Avalanche (4:3) kam San Jose immer mehr von seinem Stil ab. Gegen St. Louis (2:4) blitze das Sharks-Hockey dann nur noch selten auf - die Blues zogen den Haien den Zahn.
Das bekam vor allem die Offensive zu spüren, die von Serie zu Serie immer harmloser wurde: Nach 23 Toren gegen Vegas folgten deren 20 gegen Colorado und schließlich 15 gegen St. Louis. In den letzten drei Spielen gegen die Blues erzielte San Jose gerade einmal zwei Treffer. "Wir haben nicht genügend Tore geschossen", musste Couture - immerhin Top-Torjäger und -Scorer in den Playoffs 2019 - eingestehen. "Es ist ziemlich offensichtlich, dass wir nicht gewinnen können, wenn wir kein oder nur ein Tor schießen. Wir sind offensiv ausgetrocknet."
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Defensive überraschend anfällig - Zu wenig Konstanz im Tor
Zwar setzten auch die Golden Knights und die Avalanche den Sharks mit ihrem Forechecking zu, doch war es vor allem die physische Überlegenheit der Blues, die San Jose am Ende aufrieb und auch für besagte Verletzungen sorgte.
Während vorne der Sturm abflaute, bröckelte gleichzeitig hinten die Defensive. Mit 3,83 Gegentoren pro Spiel kassierte San Jose gegen St. Louis mehr Tore als gegen Vegas (3,57) und Colorado (2,57). Dabei galten die Verteidiger-Corps als die besten in der Endrunde. Auch Goalie Martin Jones zeigte Licht und Schatten. Nach 90,4 Prozent Fangquote gegen die Golden Knights avancierte der Torwart gegen die Avalanche mit 91,6 Prozent zum sicheren Rückhalt, erlaubte sich gegen die Blues dann aber wieder zu viele Soft Goals und kam auf nur 86,9 Prozent Fangquote. Hier hätten sich die Sharks sicher mehr Konstanz gewünscht. Die Special Teams waren mit 17,9 Prozent Erfolgsquote im Powerplay sowie mit 79,5 Prozent in Unterzahl ausbaufähig.

SJS@STL, Sp6: Tarasenko trifft in Überzahl vom Kreis

Ausblick: Spannender Sommer und eine ungewisse Zukunft
"Unser Ziel war es, den Stanley Cup zu gewinnen. Das haben wir nicht geschafft", musste DeBoer eingestehen. Auch die Personalplanungen in San Jose waren voll auf den Titelgewinn ausgelegt. So haben die Sharks im Draft 2019 weder ein Erst- noch ein Zweitrundenpick. Auch das Erstrunden-Draftrecht 2020 haben die Nord-Kalifornier eingetauscht. Sollte San Jose die auslaufenden Verträge von Stürmer Gustav Nyquist und Verteidiger Erik Karlsson verlängern, müssen sie auch noch die Zweitrundenpicks 2020 bzw. 2021 abgeben.

erik karlsson gm5

Karlsson und Nyquist sind bei weitem nicht die einzigen prominenten Namen, deren Verträge im Sommer auslaufen: Auch Kapitän Pavelski, Routinier Joe Thornton, Joonas Donskoi, Michael Haley und Tim Heed werden zu Unrestricted Free Agents. Der Schweizer Timo Meier, Kevin Labanc, Joakim Ryan und Dylan Gambrell sind Restricted Free Agents. Vor allem die Verlängerungen von Meier (22) und Labanc (23), die sich bereits in jungen Jahren zu Leistungsträgen entwickelten, dürften richtig teuer werden. Der Verbleib von Pavelski genießt zudem Top-Priorität. Wie viel Gehaltsspielraum dann noch für die UFAs übrig bleibt, dürfte spannend werden. Auch, ob der noch ungekrönte Thornton seine Karriere fortsetzen wird oder die Schlittschuhe an den Nagel hängt. Einen weiteren Fünf-Millionen-Vertrag werden die Sharks sicher nicht mehr springen lassen. Thornton wird am 2. Juli stolze 40 Jahre alt. In der Bay Area könnte eine Ära zu Ende gehen.
Team Teal steht vor einer hochspannenden Off-Season. Ob der Kader die hohe individuelle Qualität halten kann, bleibt abzuwarten. Auch, ob sich dadurch das Meisterschafts-Fenster für die San Jose Sharks schließen wird oder nicht.