Blues besiegen Wild in Sp. 6 mit 5:1 zum Seriengewinn

Für die Minnesota Wild sind die Stanley Cup Playoffs zu Ende. Am Donnerstagabend unterlagen sie in Spiel 6 der ersten Runde den St. Louis Blues mit 1:5 und verloren damit zugleich die Best-of-7-Serie mit 2:4. NHL.com/de analysiert die Gründe für das Erstrunden-Aus und wagt einen Blick in die Zukunft.

Elimination Game: Knackpunkt 1. Drittel
"Das stinkt, oder?", stellte Minnesotas Trainer Dean Evason nach dem Ausscheiden eine rhetorische Frage. "Die Spieler haben gerne zusammengespielt. Es gab keine Individualisten, keine Beschwerden auf der Bank und genau deshalb ist es so enttäuschend. Es ist enttäuschend, dass wir weder heute noch die erste Runde der Playoffs gewinnen konnten. Das ist hart."
Zumal die Wild mit großem Aufwand in das Elimination Game gestartet waren, im ersten Drittel einen optischen sowie auch einen Schussvorteil von 10:4 hatten. Sie gingen jedoch mit einem Rückstand in die Pause, weil Nick Leddy für die Blues getroffen hatte (15.).
"Genauso wollten wir es haben: Das erste Drittel war fantastisch. Wir haben alles getan, was wir tun konnten. Wir haben hart gespielt, hatten Chancen, aber wir haben kein Tor erzielt. Stattdessen haben sie getroffen und, untypisch für uns, wir haben das nicht gut verkraftet. Das war der Unterschied in diesem Spiel", analysierte Evason.
Im zweiten Drittel fand St. Louis zu seinem gewohnten Spiel, agierte souverän, war sattelfest in der Defensive und hatte 21:5 Schüsse. Ryan O'Reilly (30., im Powerplay), Tyler Bozak (34.) und Vladimir Tarasenko (39., im Powerplay) sorgten schon vor der zweiten Pause für eine Vorentscheidung. Im letzten Drittel der Wild-Saison 2021/22 gelang Matt Dumba noch der Ehrentreffer (47.), doch ein Empty-Net-Goal von Colton Parayko stellte den alten Abstand wieder her (59.).

MIN@STL, Sp6: Tarasenkos schönes Powerplaytor

"Es ist schwer in Worte zu fassen, wie eng diese Mannschaft war und wie positiv die reguläre Saison gelaufen ist. Es ist einfach nur enttäuschend, weil wir mit ihnen auf Augenhöhe waren, eine gute Serie gespielt haben, wir so viel Positives um dieses Team hatten und gedacht haben, dass wir etwas Besonderes schaffen könnten", haderte Minnesotas Stürmer Marcus Foligno.
Gründe für das Aus: Offensive, Special Teams, Physis & mehr
Doch warum hat es für die favorisierten Wild nicht geklappt? Ein großer Faktor war die schwächelnde Offensive: Minnesota erzielte im Schnitt nur 2,67 Tore pro Spiel. Hinzu kam eine Schusseffizienz von lediglich 8,6 Prozent. Gar 88-mal schoss die Mannschaft am Tor vorbei.
Der Sturm war zu abhängig von Superstar Kirill Kaprizov (7-1-8), hinter dem eine große Lücke klaffte: Leistungsträger wie der Schweizer Kevin Fiala (0-3-3), Ryan Hartman (0-5-5) oder Foligno (0-2-2) trafen überhaupt nicht, Mats Zuccarello (1-3-4), Matt Boldy (1-0-1), Jordan Greenway (1-1-2) oder Frederick Gaudreau (1-0-1) nur einmal. Es fehlte also massiv an Scoring-Touch hinter Kaprizov und Joel Eriksson Ek (3-2-5).

STL@MIN, Sp5: Kaprizov mit seinem 2. Powerplaytor

"Sie hatten die durchschlagskräftigere Offensive. Viele Spieler von ihnen sind zwar nicht auf die Anzeigetafel gekommen, dafür besaßen sie aber vier oder fünf Leute, die in einem Spiel mehrfach gepunktet oder getroffen haben. Das war der größte Unterschied", meinte Foligno.
Eine weitere Differenz betraf die Special Teams: Die Wild hatten mit 16,7 Prozent ein ausbaufähiges Powerplay und erzielten alle vier Überzahl-Treffer auf Heim-Eis (4/11), auswärts gelang ihnen jedoch kein einziges Powerplay-Tor (0/13). Die Blues dagegen markierten in jedem Spiel einen Überzahl-Treffer. Minnesotas Penalty Killing war mit 69,2 Prozent Erfolgsquote ganz besonders schwach.
Nach Ansicht von Zuccarello gaben die Special Teams den Ausschlag zugunsten der Blues. "Es war eine ausgeglichene Serie. In den Spielen, die wir verloren haben, waren ihre Special Teams eindeutig besser", sagte der Flügelstürmer.
In Sachen Physis waren die Wild ebenso unterlegen. St. Louis riegelte mit seinen großen und schweren Spielern die eigene Zone ab und störte Minnesotas schnelle Akteure schon, bevor diese Tempo aufnehmen konnten. Körperlich konnten die Wild kaum dagegenhalten, hatten mit gerade einmal 133 Checks die wenigsten aller Playoff-Teams in absoluten Zahlen vorzuweisen. Gleiches galt für den Durschnitt von 22,7 Hits pro 60 Minuten.
Im Tor blieb Marc-Andre Fleury (fünf Starts, 3,04 Gegentore/Spiel, 90,6 Prozent Fangquote) hinter den Erwartungen zurück. Für Spiel 6 probierte Evason einen psychologischen Trick und brachte Backup Cam Talbot. Ein Schachzug, der nicht aufging, denn Talbot (ein Start, 4,14 Gegentore/Spiel, 84,6 Prozent Fangquote) vermochte nicht zu überzeugen. "Ich habe alles getan, um bereit zu sein. Du willst nicht in einem Elimination Game reinkommen, aber du willst auch die Chance bekommen, in den Playoffs zu spielen. Sie haben mir die Möglichkeit gegeben. Meine Leistung war aber nicht gut genug", räumte Talbot selbstkritisch ein.
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Durch die Serie zog sich ferner der Fakt, dass die Mannschaft, die das erste Tor erzielte, am Ende gewann. Minnesota gelang das nur zweimal.
"Wir werden uns hinsetzen und individuell und kollektiv herausfinden, was falsch gelaufen ist", versprach Evason.
Zukunft: Viele Spieler im perfekten Alter und drückende Talente
In der Offseason könnte es in Minnesota einige Veränderungen geben. So laufen etwa die Verträge von Fleury (UFA) und Fiala (RFA) aus. Minnesota muss die Gehaltsobergrenze im Auge behalten.
Hoffnung macht die Weiterentwicklung vieler Spieler. Kaprizov (25) ist endgültig in der Riege der NHL-Superstars angekommen und genauso im besten Eishockey-Alter, wie die Stürmer Eriksson Ek (25), Fiala (25), Greenway (25) und Hartman (27) sowie die Verteidiger Dumba (27) und Brodin (29). Auch die wichtigen Routiniers wie Zuccarello (34), Spurgeon (32) und Foligno (30) haben noch gute Jahre vor sich. Hinzu kommen vielversprechende Talente, wie Matt Boldy (21), Calen Addison (22) oder der Österreicher Marco Rossi (20).