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Die NHL feiert in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen. Zum Jubiläum blickt NHL.com/de an jedem ersten Samstag eines Monats in chronologischer Reihenfolge auf jeweils ein Jahrzehnt in der ruhmreichen Geschichte der NHL zurück.

Die Jahre 1990 bis 1999:
Gleich zu Beginn der 90er Jahre kam es in Deutschland zu einer historischen Sensation mit Auswirkung auf das politische Weltgeschehen - der Wiedervereinigung! Ein halbes Jahrzehnt zuvor hätte sich kaum ein Bürger der beiden deutschen Staaten vorstellen können, dass die Trennung so schnell überwunden werden könne.
Die deutsche Fußballnationalmannschaft feierte am 8. Juli 1990 bei der Weltmeisterschaft in Italien seinen dritten Titelgewinn, doch die Dominanz der 'auf Jahre hinaus als unschlagbar geltenden' Nationalelf sollte noch im gleichen Jahrzehnt schwinden, wie die eines Bundeskanzlers Helmut Kohl, der nach einer 16-jährigen Amtszeit 1998 abgewählt wurde. Ereignisse über ein ganzes Jahrzehnt hinaus zu prognostizieren ist eben schwerer als auf den ersten Blick zu vermuten wäre.
In der NHL kam es zu einer weiteren großen Expansionsphase in Richtung Süden der Vereinigten Staaten. Zwischen 1991 und 1999 nahmen mit den San Jose Sharks (1991), den Tampa Bay Lightning (1992), den Ottawa Senators (1992), den Mighty Ducks of Anaheim (1993), den Florida Panthers (1993), den Nashville Predators (1998) und den Atlanta Thrashers (1999) gleich sieben neue Franchisenehmer den Spielbetrieb in der Liga auf, so dass bis zur Jahrtausendwende 28 Mannschaften den Kampf um den begehrten Stanley Cup aufnahmen. Vier Clubs wechselten ihren Spielort und änderten dabei ihren Franchisenamen. Die Minnesota North Stars wurden die Dallas Stars (1993), die Quebec Nordiques gingen ab 1995 in Denver als Colorado Avalanche auf Torejagd, die Winnipeg Jets wurden zu den Phoenix Coyotes (1996) und die Hartford Whalers suchten sich ihre neue Heimat in Raleigh, wo sie fortan als Carolina Hurricanes (1997) firmieren.

oilers win cup - 1990

Edmontons fünfter Streich
Der erste Stanley Cup Champion der 90er kam jedoch aus dem kanadischen hohen Norden. 1990 konnten die Edmonton Oilers ihren fünften Triumph seit 1984 feiern - dieses Mal ohne ihren Superstar Wayne Gretzky, der im Sommer 1988 den Klub in Richtung Los Angeles verlassen hatte. Mit 4-1 Siegen gegen die Boston Bruins, die sich als punktbestes Team der regulären Saison in den Stanley Cup Playoffs gegen die Hartford Whalers, die Montreal Canadiens und die Washington Capitals durchgesetzt hatten, sorgten die Oilers für einen Überraschungscoup. Das erste Aufeinandertreffen zwischen den Kontrahenten entschieden die Westkanadier Dank eines Treffers von Petr Klima zum 3:2 nach 15:13 Minuten in der dritten Overtime. Es sollte als längstes Finalspiel in die Geschichte der NHL eingehen.
Die Saison 1989/90 hatten die Pittsburgh Penguins als Vorletzter der Patrick Division und drittschlechteste Mannschaft der Wales Conference abgeschlossen, doch angeführt von einem Mario Lemieux und mit einem jungen tschechischen Angreifer, den sie beim NHL Draft 1990 an fünfter Stelle ausgewählt hatten, namens Jaromir Jagr, stürmten die Penguins im Folgejahr an die Tabellenspitze der Patrick und hatten in den anschließenden Stanley Cup Playoffs einen Lauf. Im Finale trafen die Penguins auf die Minnesota North Stars. Die trotz einer negativen Bilanz von 27-39-14 für die Playoffs qualifizierten North Stars bereiteten den favorisierten Penguins zunächst mehr Mühe als ihnen recht war. Nach drei Spielen lagen die Mannen von Headcoach Bob Johnson mit 1-2 im Hintertreffen, doch in den folgenden drei Partien ließen die Penguins nichts mehr anbrennen und durften anschließend zum ersten Mal in ihrer Franchisegeschichte den Stanley Cup in Händen halten. Lemieux brachte es in den Finalspielen auf zwölf Scorerpunkte und wurde mit der Conn Smythe Trophy als wertvollster Spieler der Playoffs ausgezeichnet. Pittsburghs Teamkapitän durfte beide Trophäen erneut im Frühjahr 1992 in Empfang nehmen, nachdem er mit seinen Penguins die Chicago Blackhawks im Finale mit einem Sweep (4-0 Siege) bezwungen hatte.
Gretzkys letzte Finalteilnahme
Ihren 24. und bis heute letzten Stanley Cup Titel konnten die Montreal Canadiens 1993 mit 4-1 über die Los Angeles Kings einfahren. Die Überlegenheit der 'Habs' war aber keineswegs so deutlich wie das Ergebnis vermuten lässt. In der Auftaktbegegnung mussten sich die Frankokanadier den Kings mit 1:4 geschlagen geben, dann folgten zwar vier Siege, drei davon wurden aber erst in der Overtime unter Dach und Fach gebracht. Für Kings Wayne Gretzky war es die letzte Finalteilnahme seiner einmaligen Karriere, die er im Anschluss der Spielzeit 1998/99 bei den New York Rangers beendete.

rangers win cup2-1994

54 Jahre Warten hat ein Ende
Eine an Spannung kaum zu überbietende Finalserie lieferten sich im Jahre 1994 die New York Rangers und die Vancouver Canucks. In den Reihen der Rangers standen mit Glenn Anderson, Kevin Lowe und Mark Messier gleich drei fünffache Stanley Cup Champions aus Oilers-Zeiten. Nach vier Partien lagen die Rangers bereits mit 3-1 in Front, doch die Canucks konnten die Serie mit einem 6:3 Triumph in Spiel 5 und einem 4:1 Sieg im sechsten Aufeinandertreffen ausgleichen. Das alles entscheidende siebte Spiel fand wieder im Madison Square Garden von Manhattan statt. Zweimal meldeten sich die Westkanadier nach einem 2-Tore Rückstand, dank Treffer von Trevor Linden, zurück. In der noch verbleibenden Viertelstunde verteidigten die Hausherren ihren knappen Vorsprung mit viel Geschick und gewannen die Partie mit 3:2 Toren. Zum ersten Mal seit 54 Jahren ging der Stanley Cup wieder in den Big Apple.
Erste Titelgewinne
Zu ihren ersten Stanley Cup Championships ihrer Franchisehistorie kamen 1995 die New Jersey Devils mit einem jungen Martin Brodeur im Kasten und 1996 die Colorado Avalanche mit dem schwedischen Ausnahmestürmer Peter Forsberg in ihren Reihen. Die Devils bezwangen im Finale den Presidents' Trophy Gewinner, die Detroit Red Wings, per 'Sweep' und die Avalanche gaben, ebenfalls mit 4-0 Siegen, den Florida Panthers das Nachsehen. Colorados 1:0 Siegtreffer zur Meisterschaft erzielte der deutsche Verteidiger Uwe Krupp nach 4:31 Minuten in der dritten Verlängerung von Spiel 4. Patrick Roy, der bereits 1986 und 1993 bei den Canadiens den Stanley Cup gewinnen konnte, wehrte in dieser Partie 63 Torschüsse der Panthers ab. Avalanche Mannschaftskapitän Joe Sakic setzte mit sechs Game Winnern eine neue NHL-Playoffbestmarke. Claude Lemieux wurde sowohl mit den Devils, wie auch im Jahr darauf mit den Avs, Stanley Cup Champion.

red wings win cup-1997

Erneut zwei Sweeps im Finale
Seit der Saison 1993/94 hatten die Red Wings in drei aufeinanderfolgenden Jahren die Western Conference als Tabellenerster abgeschlossen. Just in jenen Spielzeiten, in denen sie die Dallas Stars und Avalanche in der Endabrechnung der Tabelle passieren lassen mussten, durften sie sich über ihre Titelgewinne freuen. 1997 und 1998 ging die begehrte Trophäe an das von Scotty Bowman trainierte Starensemble aus Hockey Town. Der mit einem Steve Yzerman, Igor Larionov, Brendan Shanahan und Sergei Fedorov, um nur einige zu nennen, bestückte Kader gab sich keine Blöße und ließ seinen Finalgegnern, den Philadelphia Flyers und den Washington Capitals, keine Chance. Auch diese Finalserien endeten mit einem 'Sweep' - zum vierten Mal in Folge.
Der Stanley Cup geht in den Süden
Im Jahr darauf ging der Cup zum ersten Mal an eine im Süden der USA beheimatete Mannschaft. Die Dallas Stars bezwangen in sechs Partien die Buffalo Sabres. Das 2:1 Siegtor der Texaner zum Stanley Cup Triumph schoss Brett Hull in der zweitlängsten Finalpartie der NHL-Geschichte aus torraumabseitsverdächtiger Position. In der Marine Midland Arena von Buffalo waren bereits 14:51 Minuten in der dritten Overtime absolviert als die Scheibe hinter Sabres Schlussmann Dominik Hasek im Netz landete. Hull stand bevor der Puck den Torraum passiert hatte bereits mit einem Schlittschuh in selbigen. Nach dem damaligen Reglement war dies erlaubt, wenn der Spieler bereits die Scheibe unter Kontrolle gehabt hatte. Vom Schiedsrichtergespann wurde die Situation dementsprechend ausgelegt und die Stars kamen zum Ende der 90er zu ihrem ersten Titelgewinn.
Im folgenden Jahrzehnt hatten Hull und Hasek gemeinsam Grund zur Freude, die NHL wuchs weiter auf 30 Teams und neue frische Gesichter sorgten für eine Menge an Aufsehen in der Liga.
Namhafte Spieler aus dieser Epoche:
Ed Belfour, Torwart, Stanley Cup Champion (1999), HHOF (2011)
Ray Bourque, Verteidiger, Stanley Cup Champion (2001), HHOF (2004)
Pavel Bure, Stürmer, Stanley Cup Champion (-), HHOF (2012)
Chris Chelios, Verteidiger, Stanley Cup Champion (1986, 2002, 2008), HHOF (2013)
Sergei Fedorov, Stürmer, Stanley Cup Champion (1997, 1998, 2002), HHOF (2015)
Doug Gilmour, Stürmer, Stanley Cup Champion (1989), HHOF (2011)
Wayne Gretzky, Stürmer, Stanley Cup Champion (1984, 1985, 1987, 1988), HHOF (1999)
Dominik Hasek, Torwart, Stanley Cup Champion (2002, 2008), HHOF (2014)
Phil Housley, Verteidiger, Stanley Cup Champion (-), HHOF (2015)
Brett Hull, Stürmer, Stanley Cup Champion (1999, 2002), HHOF (2009)
Jaromir Jagr, Stürmer, Stanley Cup Champion (1991, 1992), HHOF (noch aktiv)
Brian Leetch, Verteidiger, Stanley Cup Champion (1994), HHOF (2009)
Mario Lemieux, Stürmer, Stanley Cup Champion (1991, 1992), HHOF (1997)
Al MacInnis, Verteidiger, Stanley Cup Champion (1989), HHOF (2007)
Mark Messier, Stürmer, Stanley Cup Champion (1984, 1985, 1987, 1988, 1990, 1994), HHOF (2007)
Larry Murphy, Verteidiger, Stanley Cup Champion (1991, 1992, 1997, 1998), HHOF (2004)
Adam Oates, Stürmer, Stanley Cup Champion (-), HHOF (2012)
Mike Richter, Torwart, Stanley Cup Champion (1994), HHOF (-)
Luc Robitaille, Stürmer, Stanley Cup Champion (2002), HHOF (2009)
Patrick Roy, Torwart, Stanley Cup Champion (1986, 1993, 1996, 2001), HHOF (2006)
Joe Sakic, Stürmer, Stanley Cup Champion (1996, 2001), HHOF (2012)
Brendan Shanahan, Stürmer, Stanley Cup Champion (1997, 1998, 2002), HHOF (2013)
Mats Sundin, Stürmer, Stanley Cup Champion (-), HHOF (2012)
Steve Yzerman, Stürmer, Stanley Cup Champion (1997, 1998, 2002), HHOF (2009