NHL-Dynastien: Die Colorado Avalanche
Unsere Serie der herausragenden Dynastien der Ligageschichte beschäftigt sich heute mit dem Team aus Denver
von Robin Patzwaldt / NHL.com/de Autor
Als der Puck am 1. Januar 2017 beim Eröffnungs-Bully des NHL Centennial Classic in Toronto erstmals auf das Eis fiel, da eröffnete die National Hockey League zugleich offiziell die Feierlichkeiten rund um ihren 100. Geburtstag. Im Jahre 1917 gegründet, ist die Ligageschichte inzwischen reich an Eishockeygeschichten und Ikonen des Sports, spielten schier unzählige Teams und Aktive in ihr eine große Rolle.
An jedem Samstag während des gesamten Jahres 2017, wird NHL.com/de die herausragenden Personen und Teams dieser 100-jährigen Geschichte an dieser Stelle vorstellen.
Innerhalb dieser Reihe tauchen wir auch ein in eine Serie der herausragenden Mannschaften, welchen es gelang zu echten Sportdynastien ihrer Generation heranzureifen, ihre Zeit in der Liga zu dominieren. In dieser Ausgabe: Die Colorado Avalanche der Jahre 1996-2001.
Am 10. Juni des Jahres 1996 wurden die 'Avs' zum ersten Team, welches im ersten Jahr nach einem Umzug innerhalb Nordamerikas den Stanley Cup gewinnen konnte. Nach der Spielzeit 1994-95 waren ja aus den Quebec Nordiques damals die Colorado Avalanche geworden.
Das frisch umgesiedelte Team aus Denver gewann dabei im Folgejahr nicht nur auf Anhieb die Pacific Division, man setzte sich letztendlich auch im großen Finale um den begehrten Silberling gegen die Florida Panthers mit einem 'Sweep', also einem glatten 4:0 in der Serie, problemlos durch. Unvergessen für viele Leser hier dabei sicherlich noch der entscheidende Siegtreffer von Uwe Krupp damals.
Ein großes Fest für die Stadt Denver, die zuvor zwar das Footballteam der Denver Broncos auf der NFL mehrfach in einem Super Bowl-Endspiel hatte, doch die Trophäe bis zu diesem Zeitpunkt noch nie gewinnen konnte. Der Titel der Avalanche beim Kampf um Lord Stanleys Cup war also tatsächlich der erste große Titel einer Profisportmannschaft aus der Stadt.
Der Kader des Champions aus dem Frühsommer 1996 umfasste dabei schier unzählige Eishockeylegenden, wie u.a. Kapitän Joe Sakic, Stürmer Peter Forsberg, oder auch Adam Foote. Durch die Hinzunahme von Torhüterstar Patrick Roy, der durch einen Trade mit den Montreal Canadiens zum Team stieß, wurde man dann noch einmal einen vermutlich am Ende entscheidenden Tick besser.
104 Punkte sammelte man in der Hauptrunde der Pacific Division. Das waren beachtliche 25 Zähler mehr als das zweitplatzierte Team der Calgary Flames damals vorzuweisen hatte. Trainer Marc Crawford und General Manager Pierre Lacroix formten damals ein beeindruckendes Eishockey-Team, welches bis heute in Denver bei den Fans noch immer leuchtende Augen hervorruft.
Man ließ in den Playoffs des Jahres zunächst die Vancouver Canucks und die Chicago Blackhawks relativ problemlos aussteigen. Im Western Conference-Finale musste man sich dann mit den Detroit Red Wings auseinandersetzen. Und gerade die Auseinandersetzungen mit den Wings, welche man in sechs Spielen für sich entscheiden konnte, begründeten dann eine später über Jahre gepflegte herzliche Abneigung beider Franchises.
Unvergessen bis heute beispielsweise ein besonders heftiger Hit von Claude Lemieux gegen Kris Draper, welcher für den Red Wing mit einer üblen Verletzung endete. Daraus resultierte seinerzeit sehr viel böses Blut, welches sich auch in den Folgejahren noch häufiger zeigen sollte.
Darren McCarty revanchierte sein Team im Folgejahr gegen Lemieux. Und auch der legendäre Torhüter-Fight zwischen Patrick Roy und Mike Vernon ist unvergessen. Im Jahre 1998 schlug sich Roy dann auch noch einmal mit Torhüter Chris Osgood auf dem Eis.
Statistische Highlights waren im Jahre 1996 die 51 Saison-Tore von Sakic, 39 Treffer von Lemieux, deren 38 von Valeri Kamenski und weitere 30 von Forsberg. Der Schwede entwickelte sich in dieser Phase seiner Karriere zum vielleicht besten Spieler der Liga.
Aufbauend auf diesen Erfolg erreichte das Team aus Colorado in fünf der nächsten sechs Jahre das Western Conference-Finale in der besten Eishockeyliga der Welt. Gewinnen konnte man den großen Pott dann allerdings nur noch ein weiteres Mal. Und das war im Jahre 2001 im Finale gegen die New Jersey Devils der Fall.
Im Jahre 1997 unterlag man gegen Detroit im Conference-Finale. 1998 schied man in der ersten Playoff-Runde gegen Edmonton aus. 199 unterlag man erneut erst im Finale des Westens. Dieses Mal gegen die Dallas Stars. Im Jahre 2000 siegte New Jersey im Duell gegen die 'Avs'.
Erst im Jahre 2001 konnte man den Weg wieder vollständig erfolgreich gehen. Damals trafen im großen Finale der besten Eishockeyliga der Welt die beiden großen Teams aus dem Westen und dem Osten, beide top gesetzten Mannschaften der NHL, direkt aufeinander.
Es war ein mit sehr viel Spannung erwartetes Finale der großen Favoriten zwischen den Jungs aus Colorado und den Devils, welche rund um die Jahrtausendwende den Osten der Liga sportlich dominiert hatten, mit solchen Größen wie Martin Brodeur und Scott Stevens auf dem Eis bestückt waren.
Auf Seiten der 'Avs' war Verteidiger Veteran Ray Bourque in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerutscht. Seine vielbeschworene "Mission 16-W" sollte nach etlichen vergeblichen Versuchen zuvor, überwiegend mit Boston, endlich gekrönt werden. Dazu war ihm die Sympathie einer breiten Öffentlichkeit gewiss.
Weitere Stützen im Team waren damals Spielergrößen wie Rob Blake, John Klemm, Adam Foote oder auch Stephan Yelle. Und am Rande beteiligt war damals mit David Aebischer, der als Backup zu Patrick Roy aktiv war, ja auch ein junger aufstrebender Schweizer Goalie in Reihen der inzwischen von Coach Bob Hartley trainierten Avalanche. Auch daran werden sich sicherlich sehr viele hier noch gut erinnern können.
Auch im Sommer 2001 feierte am Ende der Saison dann wieder eine schier unübersehbare Menschenmenge die Mannschaft im Anschluss an den Titelgewinn in der Mile High City. Glorreiche Zeiten, an die das Team seither dann leider nicht mehr anknüpfen konnte.