bruins cup loss

Es gehört zu den Mammutaufgaben im Mannschaftssport, eine außergewöhnliche Saisonleistung postwendend zu wiederholen. Die bereits 1924 gegründete Organisation der Boston Bruins zählt zu den Dinosauriern in der NHL und sie wissen aus ihrer eigenen Geschichte, wie schwer es ist, Erfolge zu bestätigen.

20 Mal standen die Bruins in einem Stanley Cup Finale, doch nur dreimal zogen sie im Folgejahr erneut ins Endspiel ein (1930, 1958, 1978). Jenen Bruins, die in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in Spiel 7 des Stanley Cup Finales den St. Louis Blues mit 1:4 unterlagen, ist es jedoch zuzutrauen, dass sie wiederum eine Reise hinlegen können, an der sie sich stets erinnern werden, und die dann auch mit einem verdienten Happy End belohnt wird.
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Auch wenn die Enttäuschung momentan groß ist, über die vertane Chance zum siebten Mal nach 1929, 1939, 1941, 1970, 1972 und 2011 die begehrte Trophäe in Empfang nehmen zu dürfen, die Bruins sollten sich in der Retrospektive an jene Momente erinnern, die für sie die vergangene Spielzeit zu einem außergewöhnlichen Erlebnis werden ließ.
Während ihrer Saisonvorbereitung bestritten sie am 15. und 19. September Partien gegen die Calgary Flames in China und verließen in beiden Spielen das Eis als Sieger (4:3 SO, 3:1). Bostons Trainer Bruce Cassidy war begeistert, welche Fortschritte ein Jake DeBrusk gemacht hatte: "Er ist als Spieler gewachsen. Wir haben ihn sogar im Penalty Killing eingesetzt. Er ist in diesem Bereich schon etwas gewissenhafter geworden, doch ihm fehlt noch ein Jahr an Praxis."

BOS@CGY: DeBrusk erzielt das Shootout-Siegtor

DeBrusk ist in den vergangenen neun Monaten, um einige Erfahrungen reicher geworden, negative und positive. Er wird in der Zukunft ebenso davon profitieren wie seine jungen Sturmkollegen Danton Heinen und Karson Kuhlman, jeweils 23 Jahre, oder die Verteidiger Charlie McAvoy, 21, und Brandon Carlo, 22.
Manch ein General Manager in der Liga würde sich glücklich schätzen, stünde ihm ein Kader zur Verfügung wie jener von Bostons Geschäftsführer Don Sweeney.
Alle Leistungsträger der Bruins haben noch einen laufenden Kontrakt für mindestens ein Jahr. Zu ihnen zählen neben DeBrusk (Vertrag bis 2019/20) mit Linksaußen Brad Marchand (bis 2024/25), Rechtsaußen David Pastrnak (bis 2022/23), die Center Patrice Bergeron (bis 2021/22) und David Krejci (2020/21) sowie Verteidiger Torey Krug (bis 2019/20) Bostons fünf Topscorer aus der regulären Saison. Auch Teamkapitän Zdeno Chara (bis 2019/20), dessen Wert als Leitwolf für den Zusammenhalt der Truppe nicht zu unterschätzen ist, dürfte noch ein Jahr an seine außergewöhnliche NHL-Karriere dranhängen, die vor 21 Jahren bei den New York Islanders begann.
Die beiden erfahrenen Torhüter der Bruins, Tuukka Rask (bis 2020/21) und Jaroslav Halak (bis 2019/20), haben gezeigt, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Auf sie können sich die Bruins verlassen. In den 24 Playoff-Partien wuchs Rask mit einer Rettungsquote von 93,4 Prozent, einem Gegentrefferschnitt von 2,02 sowie zwei Shutouts regelrecht über sich hinaus. Der Finne kratzte sogar an seinen 2013 aufgestellten Playoff-Bestmarken (94,0 Prozent, 1,88 GAA, 3 SO in 22 Spielen).
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Sweeney befindet sich in der komfortablen Ausgangssituation, dass ihm der um einen zweistelligen Millionen-Betrag nicht ausgereizte Salary Cap ausreichend Handlungsspielraum für die anstehenden Vertragsverhandlungen mit den am 1. Juli zu Restricted Free Agents werdenden Heinen, McAvoy und Carlo lässt. Die Wege der angehenden Unrestricted Free Agents Noel Acciari und Marcus Johansson sowie jener der Bruins könnten sich hingegen trennen.
Es werden neue Gesichter zu den Bruins hinzustoßen. Aus der eigenen Organisation könnten das bereits im kommenden Jahr Verteidiger Urho Vaakanainen, ihr Erstrunden-Draft-Pick (Nr. 18) von 2017, oder der 21-jährige schwedische Stürmer Oskar Steen sein, der mit 37 Punkten (17 Tore, 20 Assists) eine starke Saison 2018/19 für Färjestad BK in der schwedischen SHL abgeliefert hat.
So sehr die Enttäuschung über den verpassten siebten Titel auch schmerzen möge, die Bruins dürfen optimistisch in die Zukunft schauen. Bei ihnen wird auch in der kommenden Saison der Mix zwischen routinierten Recken und aufstrebenden Talenten stimmen.
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