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In dieser Ausgabe: Die Chancen der deutschen NHL-Hoffnungen.
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Einer überraschte sie alle. Sein Name ist Dominik Kahun. Er ist ein quirliger Spieler von eher schmächtiger Statur. Seine Spielweise kommt so völlig anders daher, als die der kräftigen Hünen in der NHL und trotzdem fand er innerhalb kürzester Zeit seinen Platz bei einem der traditionsreichsten Franchises der Liga. Bei den Chicago Blackhawks schaffte es der gebürtige Tscheche innerhalb kürzester Zeit in den Kader.
Er beeindruckte seinen Trainer John Quenneville mit seiner Geschwindigkeit und seinem Spielwitz und ergatterte einen Platz in der Top-Sturmformation neben Jonathan Toews und John DeBrincat. Am Donnerstag erzielte er gegen die Minnesota Wild sein erstes NHL-Tor und scheint seitdem endgültig in der Liga angekommen zu sein. Er hat die erste Hürde sensationell übersprungen.

CHI@MIN: Kahun verwertet Zuspiel von Toews

Völlig anders verlief bisher das Nordamerika-Abenteuer für die vier anderen DEL-Cracks, die in diesen Sommer den Sprung über den großen Teich wagten. Weder Marcel Noebels, noch Brooks Macek, Yasin Ehliz oder Maximilian Kammerer durften sich bislang in der NHL beweisen.
Noebels versuchte sich bei einem anderen Traditionsteam. Bei den Boston Bruins fiel er jedoch bereits nach zehn Tagen im Trainingscamp aus dem Raster. "Viel gelernt" hat er, für den die nordamerikanische Eishockeywelt kein Neuland war, trotzdem. Von 2010 bis 2013 schnürte er seine Schlittschuhe in der kanadischen Juniorenliga WHL und in der American Hockey League. Ein weiteres Jahr in der Minor League kam für ihn jedoch nicht in Frage. Er kehrte zu den Eisbären Berlin zurück und hofft, dass er dort weiterhin im Fokus der Teamverantwortlichen in der NHL bleibt.
Neben Kahun und Noebels sahen sich in diesem Sommer auch Ehliz und Macek nach der gewonnenen Olympia-Silbermedaille bereit für den nächsten Karriere-Schritt. Sie unterschrieben Arbeitspapiere bei den Calgary Flames sowie den Vegas Golden Knights. Ihr Können in der NHL zur Schau stellen, durften sie jedoch noch nicht. Beide konnten im Trainingscamp noch nicht vollends überzeugen und wurden ins Farmteam abgeschoben.
Während Macek mit den Chicago Wolves zum Saisonstart in die AHL zwei Auftakterfolge feierte, musste Ehliz eine ganz bittere Pille schlucken. War der 93-fache deutsche Nationalspieler in Nürnberg noch ein Leistungsträger, so wurde er in Nordamerika schon Anfang Oktober auf die Tribüne verbannt, denn er fällt einer Sonderregelung zum Opfer:
Da die AHL eine Ausbildungsliga ist, dürfen pro Mannschaft nur eine begrenzte Zahl an erfahrenen Profis gleichzeitig auflaufen. Ein Team darf lediglich fünf erfahrene Profis ins Rennen schicken und als ein solcher gilt, wer mindestens vier komplette Profi-Saisons bestritten hat. Ehliz, der seit der Spielzeit 2011/12 regelmäßig für die Thomas Sabo Ice Tigers in der DEL auflief, reißt die Grenze.

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Ein Dilemma, das seine Chancen auf einen begehrten Platz im NHL-Roster nicht unbedingt erhöht. Er wird in weniger Einsätzen mehr leisten müssen, um sich ins Blickfeld der Trainer der Flames zu spielen. Wie viel darf er sich also ausrechnen?
Calgary vollzog in diesem Sommer einige signifikante Kader-Änderungen. Unter anderem verließen mit Micheal Ferland, Tanner Glass, Matt Stajan, Kris Versteeg und Troy Brouwer gleich mehrere Außenstürmer die Flames. Sie hinterließen genug Platz, den Ehliz ausfüllen könnte.
Die Zusammenstellung der hinteren Reihen ist also keineswegs gefestigt. Sollten sich in Calgary erste Verletzungssorgen einstellen und Verstärkung aus dem Farmteam benötigt werden, so wird aller Voraussicht nach Spencer Foo Nachrücker der ersten Wahl sein. Der 24-jährige ungedraftete Rechtsaußen unterschrieb im vergangenen Jahr einen Vertrag bei der Flames-Organisation und beeindruckte nicht nur mit einer soliden AHL-Saison für Stockton, in der ihm 39 Punkte (20 Tore, 19 Assists) gelangen, er debütierte auch für die Flames in der NHL und schoss zwei Tore in zwei Hauptrundenpartien. Trotzdem darf sich auch Ehliz berechtigte Hoffnungen auf einen Einsatz in der NHL machen. Er ist ein zuverlässiger Arbeiter, er hat einen robusten Körper und genug Erfahrung, um einen soliden Job in einer Checking Line zu verrichten.
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Anders sieht die Lage bei Kammerer aus. Er kam mit der Empfehlung von 31 Punkten (sechs Tore, 25 Assists) aus 52 Saisonspielen für die Düsseldorfer EG und unterschrieb einen 3-Jahres-Vertrag bei den Washington Capitals. Mehr als sporadische Einsätze für den Titelverteidiger werden auf kurze Sicht nicht drin sein. Auf der Center-Position sind die Capitals mit Nicklas Backstrom, Evgeny Kuznetsov und Lars Eller hervorragend besetzt.
Die Lücke dahinter ist hart umkämpft. Mit 22 Jahren ist Kammerer jedoch der jüngste der deutschen Eishockeycracks, die in diesem Sommer den großen Schritt wagten. Obwohl er bei den Capitals die denkbar schwerste Konkurrenz hat, könnte sich ein langer Atem für ihn definitiv auszahlen.
Kammerer besitzt genug Spielvermögen, um auch in der AHL zu scoren. Schon 2013/14 absolvierte er eine komplette Spielzeit in Übersee für die Junioren-Mannschaft Regina Pats. Seine Punkteausbeute verbesserte sich seitdem kontinuierlich - egal wo er spielte. Schafft er es in diesem Jahr, noch etwas draufzulegen, so könnte mit etwas Glück in der nächsten Saison ein Platz im Roster der Capitals für ihn winken.