Domi

In der Stanley Cup Qualifikationsrunde greifen 24 Mannschaften ins Geschehen ein. NHL.com/de hat ihre Stärken analysiert und den X-Factor der einzelnen Teams herausgepickt. In dieser Ausgabe: Der Überraschungseffekt der Montreal Canadiens.

Wenn der Zwölfte (31-31-9; 71 Punkte; 50,0 Prozent Punktequote) einer Conference gegen den Fünften (40-23-6; 86 Pkt.; 62,3 Prozent) anzutreten hat, der dazu noch mit einer Truppe aufläuft, von der eine gute Handvoll Spieler zwei der letzten vier Stanley Cups (2016, 2017) gewinnen konnte, dann ist die Favoritenrolle klar verteilt. Nur die größten Optimisten dürften den Montreal Canadiens zutrauen, dass sie in der Best-of-5-Serie der Stanley-Cup-Qualifikation den Pittsburgh Penguins ein vorzeitiges Aus im Kampf um den Cup bescheren werden.

Es gibt aber durchaus Gründe zur Zuversicht. Nachdem die NHL am 12. März die reguläre Saison aufgrund von Bedenken wegen des Coronavirus unterbrach, ist ihre Fortsetzung nach einer Pause von über vier Monaten für jedes Team wie ein Neustart.

Und bei null zu beginnen liegt den Canadiens. Zum Saisonstart 2019/20 punkteten sie in sechs ihrer ersten acht Spiele (3-2-3), Ende Oktober, nach drei Siegen in Folge, standen sie mit einer Bilanz von 7-4-2 auf dem dritten Platz in der Atlantic Division, und ihre Punktgewinnquote von 61,5 Prozent entsprach zu diesem Zeitpunkt jener der Penguins (8-5-0).

Auch in der Saison 2018/19 hatte der Rekordmeister aus Kanada die Stanley Cup Playoffs verpasst, doch seine Oktober-Bilanz von 6-3-2, darunter eine Serie von fünf Spielen am Stück, in denen er jeweils punktete (4-0-1), konnte sich sehen lassen.

Die Canadiens verfügen über die Eigenschaft, unbekümmert und frischen Mutes eine neue Herausforderung anzugehen. Hinzukommt, dass sie, mit nur wenig Hoffnung auf eine Playoff-Qualifikation, die laufende Saison bereits abgeschrieben hatten und nun doch noch eine zweite Chance erhalten.

Top 10 Spielzüge der Canadiens... bisher

Bis zum Ende der Wechselfrist am 24. Februar gaben sie mit den Centern Nick Cousins (an die Vegas Golden Knights) und Nate Thompson (an die Philadelphia Flyers) und Linksaußen Ilya Kovalchuk (an die Washington Capitals) drei gestandene NHL-Profis ab. Nach den Trades verlor Montreal fünf von sieben Partien (2-4-1), zuletzt drei ohne Punktgewinn. Das alles ist Makulatur!

Die Canadiens werden gegen den folgenden, übermächtig erscheinenden Gegner erneut auf den Überraschungseffekt, auf die Schnelligkeit ihrer jungen Stürmer sowie auf die Erfahrung ihres Torwarts Carey Price und ihres Kapitäns Shea Weber setzen.

Canadiens Trainer Claude Julien freut sich auf die schwere Aufgabe, auch weil Spieler wie Center Max Domi und der pfeilschnelle Rookie Nick Suzuki, erstmals die Chance haben werden, so etwas ähnliches wie NHL-Playoffluft schnuppern zu können. Doch vor allem möchte er dem Favoriten ein Bein stellen.

"Ich genieße die Tatsache, dass wir diese Gelegenheit haben. Wir gehen dort hinein und können etwas Playoff-Erfahrung sammeln. Aber nicht nur das. Wir suchen nicht nur nach Erfahrung, wir wollen gewinnen. Das ist das Entscheidende. Wenn man als Team besser werden will, muss man gewinnen und der Sinn unseres Sports besteht darin, zu gewinnen. Genau das wollen wir schaffen. Es wird für viele Spieler einige Gelegenheiten geben, eine Erfahrung zu machen, die sie bisher noch nicht kennengelernt haben. Darauf freuen wir uns", so Julien auf einer Videopressekonferenz am Donnerstag.

MTL@OTT: Domi setzt sich durch und trifft

Das Ziehen der Überraschungskarte ist ein Mittel, wie Montreal die Qualifikationsserie überstehen könnte, doch ohne, dass ihre Veteranen, vor allem in der Defensivabteilung, mit gutem Beispiel voranschreiten, wird das nicht gelingen. Price, 32, Weber, 34 und Verteidiger Jeff Petry, 32, haben schon eine Menge Playoffschlachten geschlagen. Price erreichte 2014 mit den Canadiens sogar das Conference-Finale sowie im Jahr darauf, zusammen mit Petry, die zweite Runde, und Weber hatte vor seinem Wechsel in die frankokanadische Metropole von 2005/06 bis 2015/16 für die Nashville Predators 59 Playoffpartien absolviert.

"Für mich geht es darum, den Spielern Vertrauen zu schenken. Ich glaube, wenn man seinen Spielern das Selbstvertrauen gibt, dann können sie auch ihr Bestes geben und wahrscheinlich ihr bestes Eishockey spielen. Das Coaching ist wichtig. Man kommt in bestimmte Spielsituationen, wo man sich sagt: 'Wenn wir dieses Spiel gewinnen wollen, muss ich mich ein bisschen mehr auf meine Veteranen verlassen.' Es gibt auch andere Situationen im Spiel, wo man sich sagt: 'Unsere jungen Kerle sind jetzt gefragt und müssen wirklich helfen, weil wir unsere Veteranen nicht überbeanspruchen wollen.' Man wägt das ab, je nachdem, wie das Spiel verläuft", erklärte Julien die Herangehensweise und was es braucht, damit sein Team die anstehende Mammutaufgabe erfolgreich bestreitet.