Sbisa_WSH

Stürmer sind für die Offensive und Verteidiger für die Defensive zuständig? So einfach ist das beim Eishockey nicht! Gerade die Vegas Golden Knights erhielten im bisherigen Playoff-Verlauf schon viele Scorerpunkte von ihren Abwehrmännern. Nach sieben Gegentoren aus zwei Spielen im Stanley-Cup-Finale gegen die Washington Capitals könnte nun eine Umdenken stattfinden. Auswärts in der Hauptstadt benötigen die Knights wieder eine bessere Defensivleistung - von allen Spielern.

Vegas konnte sich bislang glücklich schätzen, ausreichend Gefahr von der blauen Linie zu kreieren: In den Playoffs kamen schon alle sechs Verteidiger aufs Scoreboard und sorgten insgesamt für 30 Scorerpunkte (zehn Tore, 20 Assists). Auch im Stanley-Cup-Finale sorgten Shea Theodore (ein Tor, ein Assist), Colin Miller (ein Tor, ein Assist), Deryk Engelland (zwei Assists) und Luca Sbisa (ein Assist) bereits für sieben Scorerpunkte (zwei Tore, fünf Assists).

"Sie verteilen den Puck an die blaue Linie und schießen von dort durch den Verkehr mit Sichtbehinderung aufs Tor. Das ist ihr Stil", hat Capitals-Stürmer Brett Connolly längst erkannt. Dass die Golden-Knights-Verteidiger oft nach vorne pinchen, bringt allerdings aus Risiken mit sich, denn Washington verfügt über ein brutales Umschaltspiel und weiß Puckverluste postwendend zu bestrafen. "Wenn es passiert, können wir einen Alleingang starten", so Caps-Center Jay Beagle.
Zurück zu den Wurzeln
Die Knights sind vor Spiel 3 also gewarnt und wollen hinten wieder sicherer stehen. "Wir waren das ganze Jahr stark in der Defensive. Im letzten Spiel (2:3, d. Red.) waren wir ein wenig offen. Wir werden uns aber straffen. Es ist aber nicht nur die Abwehr mit ihren sechs Verteidigern: Wir müssen alle besser defensiv spielen und Alleingänge verhindern", sagt Vegas-Trainer Gerard Gallant, der seine Jungs in einer Video-Analyse darauf aufmerksam gemacht hatte.
"Nach dem Video habe ich mit meinem Nebenmann Deryk Engelland gesprochen - ich denke, dass wir einige Dinge verbessern können", meint Verteidiger Shea Theodore und wird konkreter: "Wir müssen an der Bande stärker werden, besser herausspielen. Aber das wird kommen."
Hol dir die aktuellsten Nachrichten zu den Stanley Cup Playoffs über Twitter auf [@NHLde]
Spieler üben Selbstkritik - Fleury gelassen
"Als Team können wir besser defensiv spielen", sagt auch Abwehrmann Colin Miller. "In der neutralen Zone haben wir uns ein paar teure Puckverluste erlaubt, was ihnen einen Haufen Chancen gegeben hat. Wenn wir das abstellen, wird es besser werden." Ähnlich sah es auch Defensivspieler Nate Schmidt: "Wir verlieren die Scheibe zu oft, was eigentlich nicht typisch für uns ist. Auch wenn es wie eine Floskel klingt: Wir müssen unser Spiel einfach halten."
Stürmer Ryan Reaves nimmt auch sich und die Angreifer mit in die Pflicht. "Wir müssen sie aus der Gefahrenzone heraushalten. Sie hatten zu viele Schüsse in unserem Slot. Die müssen wir limitieren und sie nach außen drängen." Goalie Marc-André Fleury, der in zwei Spielen schon 54 Schüsse auf sich zurauschen sah, sieht es noch am gelassensten: "Ich lasse sie ihr Ding machen. Sie wissen, was zu tun ist. Ich mache mir da keine Sorgen."

Sbisa erwartet keinen Leckerbissen
Etwas tiefer in die Analyse ging der Schweizer Luca Sbisa. Für den 28-Jährigen hängen defensive Stabilität und offensive Durchschlagskraft untrennbar zusammen. "Wenn wir gut defensiv spielen, dann werden auch die Chancen in der Offensive kommen. Ich glaube, als Verteider müssen wir enger zusammenspielen, dann werden wir auch bessere Breakouts haben, die Scheibe an unsere Stürmer bringen und dann werden die schon die Tore schießen." Für die Knights-Abwehr gilt in Sachen Vorstöße trotzdem erstmal "weniger ist mehr": "Wir müssen uns nicht groß auf die Offensive konzentrieren, sondern eher auf die Defensive. Wir können uns noch ein bisschen steigern."
Ähnliches: ["Wie Krieg": Caps und Knights spielen hart]
Einen Leckerbissen erwartet der Eidgenosse in Spiel 3 in Washington jedenfalls nicht. "Ich glaube nicht, dass es ein schönes Spiel mit schönen Spielzügen und schönen Toren wird", ahnt Sbisa. "Wir müssen hungrig vor dem Tor sein, schnell und einfach nach vorne spielen. Nicht so viel auf die Seiten, sondern mehr Nord-Süd, die Scheibe über die Spieler flippen und mit unseren schnellen Spielern sofort ins Forechecking gehen. Wir müssen mit Herz spielen und ohne großartig zu überlegen."