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Was wären die Boston Bruins nur ohne David Pastrnak? Nun, auf jeden Fall um eine Attraktion ärmer. Der 23 Jahre alte Tscheche ist gerade in bestechender Form und trifft und trifft und trifft. 24-mal hat er bislang die roten Lampen hinter den Toren zum Leuchten gebracht. Damit führt er zu diesem relativ frühen Zeitpunkt der Saison die Liga mit relativ deutlichem Vorsprung an. Connor McDavid (Edmonton Oilers) und Pastrnaks Teamkollege Brad Marchand waren jeweils 18-mal erfolgreich.

Seinen Wert hat er beim Thanksgiving Showdown im Heimspiel gegen die New York Rangers einmal mehr unter Beweis gestellt. 0:2 lagen die Bruins im TD Garden schon zurück gegen ein Team aus New York, das bisher zwar sporadisch geglänzt, nachhaltig aber nicht überzeugt hat. Zwei weitere Zähler waren für die Bruins fest eingeplant. Danach sah es bis spät ins zweite Drittel aber nicht aus.
Doch angetrieben vom pfeilschnellen Tschechen drehte Boston das Blatt. Im Schlussabschnitt glich Pastrnak die Partie aus. Mit einer Direktabnahme, die sehr an Alex Ovechkin erinnerte. Pastrnak ist allerdings gerade dabei, sich von solchen Vergleichen zu lösen und an seiner eigenen Legende zu arbeiten. 24 Tore hat er nach den ersten beiden Monaten der Spielzeit 2019/20 auf dem Konto. Verteilt hat er sie gleichmäßig - zwölf in jedem Monat.

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Und damit hat er sich in eine elitäre Gesellschaft geschossen. Denn zwölf Treffer in jedem der ersten beiden Monate einer Saison, das haben bisher erst drei Spieler geschafft: Mario Lemieux (92/93, Pittsburgh Penguins), Mike Bossy (84/85, New York Islanders) und Wayne Gretzky (81/82 und 83/84, Edmonton Oilers). In den ersten drei Monaten jeweils zwölf Treffer oder mehr zu schießen, ist bislang nur einem Spieler geglückt: Wayne Gretzky. Derzeit ist die Nummer 88 der Boston Bruins in einer Form, dass man ihm zutrauen muss, auch diese Marke zu knacken.
Selbstverständlich profitieren die Bruins auch als Team von den Leistungen des 23-Jährigen. Denn Pastrnaks Spezialität ist zwar das Toreschießen. Er versteht es aber auch immer wieder, seine Mitspieler in Szene zu setzen. Wie zum Beispiel beim Siegtreffer in der Verlängerung gegen die New York Rangers. Mit einem unnachahmlichen Antritt hebelte er die Verteidigung der Rangers aus und passte dann zu David Krejci, der Henrik Lundqvist zum 3:2 überwand. "Er ist so ein guter und dynamischer Spieler. Er kann drei Verteidiger auf sich ziehen und seine Mitspieler sind dann frei. Das ist exakt, was bei diesem Tor passiert ist", beschrieb Krejci die Szene.

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Damit sind Pastrnak und Marchand das zweite Duo eines Teams neben Leon Draisaitl und McDavid, das jeweils 40 Scorerpunkte und mehr gesammelt hat. Es ist das erste Mal, dass vier Spieler 40 Scorerpunkte oder mehr in den ersten beiden Monaten einer Spielzeit erzielt haben seit 1992/93. Damals haben diese Marke gleich fünf Spieler geknackt: Lemieux, Pat Lafontaine (Buffalo Sabres), Jari Kurri (Los Angeles Kings), Mark Recchi (Philadelphia Flyers) und Joe Sakic (Quebec Nordiques).
Pastrnak ist ein Spieler, der den Unterschied und das Team besser macht. Nicht umsonst stehen die Bruins gemeinsam mit den Washington Capitals an der Spitze der Liga. Vor allem im heimischen TD Garden sind die Bruins eine Macht. Seit dem 10. November haben sie in jedem Spiel mindestens einen Zähler geholt. Zehn Partien in Serie mit mindestens einem Punkt - das gelang den Bruins auch schon im Oktober. Zwei solcher Serien in den ersten 30 Spielen - das ist zuvor nur den St. Louis Blues 2000/01 und den Buffalo Sabres 74/75 gelungen. Und auf eigenem Eis haben die Bruins in dieser Spielzeit bislang immer mindestens einen Zähler geholt (10-0-4). Dreimal haben sie dabei sogar ein Comeback geschafft, nachdem sie schon mit zwei Toren oder mehr zurücklagen. Zwei dieser Comebacks gelangen in den jüngsten beiden Heimspielen gegen die Minnesota Wild und die Rangers.
"Es fühlt sich großartig an. Ich weiß, dass das Team schlussendlich zu seinem Spiel findet", sagte Bruins-Coach Bruce Cassidy nach der Partie gegen die Rangers. "In letzter Zeit haben wir Wege gefunden, zu gewinnen, weil wir gute Spieler haben. (…) Wir haben im dritten Drittel und in der Verlängerung Gas gegeben. Ich würde das nur gerne etwas früher sehen."

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Und natürlich weiß der Übungsleiter auch, was er an seinem Superstar hat: "Er ist zuerst bekannt als Spieler mit viel Geschwindigkeit, einer der eins gegen eins geht, einer mit einem super Schuss. Aber ich denke jetzt ist es raus, dass wenn man nur seinen Schuss verteidigt, er auch seine Mitspieler einsetzt", sagte Cassidy.
Die Bruins brauchen Pastrnak und seine Fähigkeiten auch weiterhin. Denn zurzeit sind sie vom Verletzungspech verfolgt. David Backes und Patrice Bergeron mussten unter anderem gegen die Rangers zuschauen. Und ein Schreckmoment kam, als Marchand gegen die Rangers zu Beginn des dritten Drittels in die Kabine musste, um eine Gehirnerschütterung auszuschließen. Doch sehr zur Erleichterung der Fans und der Teamkollegen kam er zurück aufs Eis.
Die Bruins werden ihr dynamisches Duo in den nächsten Tagen brauchen. Die Partie gegen die Rangers war der Auftakt zu einer Serie von fünf Heimspielen. Die Montréal Canadiens, Carolina Hurricanes, Chicago Blackhawks und Colorado Avalanche sind die Gegner, die alle heiß drauf sind, den Bruins die erste Heimniederlage nach 60 Minuten zuzufügen. Doch Pastrnak und Co. werden sich schon zu wehren wissen. Und wenn sie das weiter so erfolgreich tun wie in den vergangenen beiden Monaten, fallen bald die nächsten Rekorde.